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Gluecksstern mit Schwips

Gluecksstern mit Schwips

Titel: Gluecksstern mit Schwips
Autoren: Martina Gercke
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Sie fummelt in ihrer Tasche herum. „Noch mehr Alkohol.“ Sie zieht ein Piccolofläsch chen hervor.
    „Wo hast du das denn her?“
    „Von Tim gemopst.“ Anna lockert den Korken.
    „Du schlimmes Ding, du“, lache ich.
    „Das sagt die Richtige“, kichert Anna. „Schließlich hast du deinen spießigen und überaus langweiligen, aber respektablen Freund wegen eines Flaschengeistes verlassen.“
    „Wo du recht hast, hast du recht“, stimme ich ihr zu.
    Der Korken fliegt mit einem Knall aus der Flasche.
    Wir nehmen jeder einen Schluck und gehen gemütlich schlendern d weiter.
    „Was ch für ein schöner Abend.“ Ich schaue hoch zum Himmel.
    „Herrlich“, pflichtet Anna mir bei.
    Fehlt nur noch Jim, denke ich.
    Schweigend gehen wir über die Straße. Vor uns liegt Hassans Döner laden. Wie immer um diese Uhrzeit hat sich eine Gruppe Nachtschwärmer dort versammelt.
    „Döner?“, fragt Anna, als sie meinen Blick auffängt.
    „Nee. Ich bin pappsatt. Außerdem kann ich mir in dem Kleid kein Gramm mehr leisten“, schüttele ich den Kopf. Eine Haarsträhne hat sich gelöst. Ich schiebe sie mit der Hand hinters Ohr.
    Wir gehen am Schaufenster vorbei. Für einen Moment bleibe ich stehen und werfe einen Blick durch das Glas ins Innere des Ladens.
    „Na, wirst du doch schwach?“ Anna steht hinter mir.
    „Nein, ich wollte nur mal schauen.“ Ein wenig wehmütig betrachte ich das Treiben hinter der Scheibe.
     
    Hassan ist wie immer hinter der Theke und schneidet das saftige Fleisch vom Spieß. Als er hochsieht, treffen sich unsere Blicke. Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Türken. Goldzähne blitzen. Hassan deutet uns, in den Laden zu kommen. Ich schüttele traurig den Kopf.
    „Da vorne ist ein Taxi. Wollen wir das nehmen?“, fragt Ann a hinter mir. „Mein Füße tun langsam ganz schön weh.“
    Ich nicke betrübt. Der Kloß in meinem Hals ist wieder da und mit ihm meine Gedanken an Jim. Ich will Hassan kurz zum Abschied winken, aber der ist verschwunden. Seufzend hake ich mich erneut bei Anna unter. Wir wechseln die Straßenseite, wo das Taxi wartet. Anna öffnet die Fahrgasttür und nennt dem Fahrer unsere Adresse.
    Ich steige ein.
    „Halt!“
    Habe ich mich verhört, oder hat da jemand gerufen ? Ich drehe mich um. Meine Augen suchen die Straße ab, als ich Hassan auf der anderen Straßenseite entdecke. Er wedelt hektisch mit den Armen. Meint der mich? Ich drehe mich um – außer mir ist keine Menschenseele weit und breit. Mhm?! Was er wohl von mir will?
    Er legt die Hände wie einen Trichter vor den Mund. „Fräulein !“
    „Anna, da drüben ist Hassan. Was der wohl will?“ Anna ist ebenfalls wieder aus dem Taxi gestiegen.
    Hassan winkt wie verrückt.
    „Du, ich glaube, der will was von dir.“
    Tatsächlich deutet Hassan auf mich. Komisch? Instinktiv gre ife ich nach meiner Handtasche und taste nach dem Fläschchen, was natürlich Blödsinn ist, denn ich war ja gar nicht in Hassans Laden.
    „Warte mal, ich bin gleich wieder da.“ Ich laufe auf die andere Straßenseite.
    „Hassan“, rufe ich erstaunt. Der stämmige Türke kommt mit rotem Kopf auf mich zu.
    „Habe ich etwas für Fräulein“, keucht der Arme und bückt sich nach vorne , um nach Luft zu schnappen.
    Mein Puls schnellt nach oben. Hassan hat immer noch Schnappatmung. Ungeduldig warte ich, bis er wieder hochkommt. Er streckt die Hand aus und hält mir eine rote Flasche entgegen. Der Boden unter meinen Füßen schwankt. Meine Hände zittern. Mein Herz rast derart, dass ich befürchte, jeden Moment ohnmächtig zu werden.
    „Hassan hat mit Mutter telefoniert und noch Flasche Ask Iksiri gefunden. Ist alt und nicht schön. Ist Geschenk von Mutter an dich.“ Ein breites Grinsen zieht sich über Hassans Gesicht. „Sag du weißt warum.“ Der gute Hassan! Als er mir das Fläschchen in die Hand drückt, fühlt es sich warm an. Sofort fangen meine Fingerspitzen an zu kribbeln. Ich schlucke trocken.
    „Muss ich wieder los. Kundschaft wartet“, entschuldigt sich Hassan. „Junge Frau sieht wunderschön aus in rote Kleid.“
    „Danke“, hauche ich und blinzele eine einzelne Träne weg.
    Unfähig , mich zu bewegen, starre ich auf das Fläschchen in meiner Hand. Ein Aufschrei entweicht meiner Kehle, als ich die feinen Risse im Glas entdecke. Kann es sein? Ist es möglich? Ich traue meinen Augen nicht. Drehe das Fläschchen vorsichtig zwischen meinen Fingern. Es ist Jims Fläschchen. Das Fläschchen, von dem Jim behauptet hat, er
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