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Glücksklee

Glücksklee

Titel: Glücksklee
Autoren: Holly Greene
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habe schon etwas fertig. Ein Glas O-Saft?»
    «Perfekt.» Für Sekt schien aus unerfindlichen Gründen nicht die richtige Stimmung zu herrschen.

    «Weißt du, du hättest mich heute auch gerne wieder ausladen können», sagte Jess zu Emer, als sie schließlich draußen am Terrassentisch saßen und Amy friedlich neben ihnen schlief.
    «Ausladen?»
    «Na ja, wenn du keine Lust auf Besuch hast.» Jess konnte sich keinen anderen Grund vorstellen, warum ihr die Atmosphäre zwischen ihnen so angespannt erschien.
    «Nein, überhaupt nicht. Ich freue mich, dass du da bist», sagte Emer, aber ihr Tonfall konnte Jess in keiner Weise beruhigen.
    «Na schön. Dann prost», sagte sie und hob ihr Glas Orangensaft. «Herzlichen Glückwunsch.»
    «Danke, Jess, und noch mal ganz vielen Dank für die schöne Tasche. Ich bin wirklich platt.»
    «Wie gesagt, du hast sie verdient.» Jess lächelte. «Ich habe zwar keine Ahnung, was du dazu anziehen wirst, aber –»
    In diesem Moment klingelte es an der Tür, und Emer sprang auf. «Wer könnte das denn sein?», fragte sie stirnrunzelnd. «Ich erwarte niemanden.»
    Wenig später kam sie mit einer Frau zurück, die ein Baby auf dem Arm trug, das ein wenig älter aussah als Amy.
    «Jess, das ist Grainne, eine Nachbarin.»
    Jess stand auf, um sie zu begrüßen. «Wie schön, Sie kennenzulernen. Und wer ist dieser bezaubernde kleine Kerl?», gurrte sie und lächelte den kleinen Jungen an.
    «Das ist Ross», sagte die Frau, bevor sie sich wieder an Emer wandte. «Tut mir leid, dass ich störe, aber in dem Wahnsinnstrubel gestern Abend hat Ross vermutlich sein Stofftier hiergelassen. So ein kleines Schwarz-Weißes mit zwei abgekauten Pfoten, sieht aus, als könnte es mal ein Hund gewesen sein.»
    «Oha. Ich glaube, so was ist mir nicht untergekommen», antwortete Emer und warf Jess einen verlegenen Blick zu. Unübersehbar stieg ihr dabei eine tiefe Röte ins Gesicht.
    Jess war verblüfft. Was war heute bloß mit Emer los? Jeder musste doch denken, dass ihr der Besuch der Freundin peinlich war. Was ging hier vor? Und was meinte Grainne mit dem «Wahnsinnstrubel gestern Abend»?
    «Kein Problem», erwiderte die Nachbarin. «Vielleicht hat eins von den anderen Kindern ihn mitgenommen. Ist ja meine Schuld, ich habe halt nicht richtig aufgepasst. Aber die O’Connors waren auch nicht viel besser! Wieso musstest du uns auch bloß so abfüllen? Das war ja fast schon Nötigung.» Sie zwinkerte Jess zu. «Aber das Barbecue war toll», fügte sie noch hinzu. Dann drehte sie sich wieder zu Emer. «Ich habe vorhin Jill Carney getroffen, die ist genauso geschafft wie ich – wir sind solche langen Abende einfach nicht mehr gewohnt!»
    Mit einem Mal fühlte Jess sich vor den Kopf gestoßen. Lange Abende? Hatte Emer nicht gestern gesagt, sie und Dave würden sich einen ruhigen Abend machen? Stattdessen hatten sie offenbar eine große Grillparty veranstaltet. Ihre Freunde konnten natürlich tun und lassen, was sie wollten, das ging Jess ja nichts an, aber warum hatte ihre Freundin sie belogen?
    «Ich halte die Augen offen», sagte Emer schnell, während sie Grainne zur Haustür schob.
    Jess blieb verdutzt auf der Terrasse zurück und versuchte, das alles zu begreifen.
    «Gestern Abend ist es also spät geworden?», fragte sie mit ruhiger Stimme, als Emer wieder nach draußen kam.
    «Ja. Kam alles ganz überraschend, verstehst du?»
    «Wie schön. Nur gut, dass du genug zu essen und zu trinken im Haus hattest.»
    «Äh … ja.»
    «Also bist du gar nicht zu deinem ruhigen Abend mit Dave gekommen?»
    «Nein. Sieh mal, Jess, ich hätte dich ja auch eingeladen, aber …»
    Ein bedrückendes Schweigen entstand, und in diesem Moment verstand Jess, dass in ihrer Freundschaft eine bedeutsame Veränderung stattgefunden hatte.
    «Na ja, es ist einfach so …», stammelte Emer. «Es ging eher um die Kinder, deswegen habe ich gedacht … Also, weißt du, ich dachte, es wäre einfacher, wenn du nicht … ich meine …» Emer brach ihren Satz ab, aber Jess brauchte den Rest auch gar nicht mehr zu hören.
    Sie war verletzt. Brauchte sie jetzt etwa ein Kind als Eintrittskarte zum Leben ihrer Freundin? Das Herz wurde ihr schwer. Beste Freundin hin oder her, Emer hatte offenbar das Gefühl, es sei einfacher, sie aus bestimmten Aspekten ihres Lebens herauszuhalten, sie fernzuhalten – bloß weil sie nicht Mitglied in diesem exklusiven Club war, dem die meisten ihrer Freundinnen inzwischen angehörten – dem
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