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Glückskekse

Titel: Glückskekse
Autoren: A. Bauer
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Mit gesenktem Blick steht er vor mir, sagt allerdings kein Wort.
    Wo ist der selbstsichere, eiskalte Typ von vor zwei Wochen geblieben? Der, der mich nicht wollte. Okay, er wird mich jetzt ebenso wenig wollen. Aber irgendwie kommt er mir so … verwundbar … vor. Als die Stille immer erdrückender wird, räuspere ich mich.
    „So, da du deine Stimme anscheinend verloren hast, werde ich reden. Was ist eigentlich dein Problem? Du hast mir doch beim letzten Mal ziemlich deutlich gesagt, was du von mir hältst. Und jetzt darf ich nicht mal mit einem anderen tanzen?“
    „Du verstehst das nicht“, murmelt Gabriel leise.
    „Dann erklär es mir“, fordere ich ihn auf.
    Schweigend zieht er mich erneut hinter sich her. An einer Parkbank angekommen, drückt er mich auf diese und setzt sich neben mich. Knetet seine Finger. Dann aber hebt er seinen Kopf und sieht mich an.
    „Gut, du hast eine Erklärung verdient. Vor vier Jahren habe ich von meinen Eltern erfahren, dass ich noch einen älteren Bruder habe. Ein kleiner, außerhäuslicher Fehltritt meines Vaters … passiert, als er auf Montage war. Ich hatte vorher nie etwas von ihm gehört und weil ich neugierig war, machte ich mich auf die Suche nach ihm. Was gar nicht so einfach war. Denn von meinem Vater hatte ich nicht viel mehr als den Namen der Mutter und die Stadt, in der es passiert ist, erfahren. Nach einem halben Jahr hatte ich ihn endlich gefunden. Er ist der Besitzer des „Fake“ und sein Name ist Michael.“
    Erstaunt sehe ich ihn an. „Michael ist dein Bruder?“
    „Halbbruder. Und ein Trophäensammler. Wenn ich ihn vorhin nicht gestoppt hätte …“, seufzt der Blonde und wischt sich mit den Händen durchs Gesicht.
    „Was dann?“
    Verneinend schüttelt Gabriel den Kopf.
    „Nun sag schon!“, fordere ich ihn auf und erneut seufzt er auf.
    „Du weißt, dass ich in seinem Club tanze. Und, na ja … ich bin ja nicht ganz hässlich. Auf jeden Fall kommen ziemlich viele Leute, um mich tanzen zu sehen. Alte, die eine Menge Kohle für ihn einbringen, und Junge, mit denen er tanzt, ihnen einen nach dem anderen ausgibt, sie umschmeichelt und dann flachlegt. Und wenn er der Erste sein darf, dann ist er ganz besonders stolz. Von jedem der Ficks hat er ein Foto in seinem privaten Teil des Büros.“
    „Und was hat das Ganze mit mir zu tun?“, frage ich leise.
    „Ich wollte nicht, dass du ein weiteres Bild in der langen Reihe wirst“, flüstert er. „So“, strafft er seine Schultern und erhebt sich. „Jetzt weißt du alles. Ich bin dann mal wieder weg.“
    Und schneller als ich überhaupt reagieren kann, ist er auch schon wieder verschwunden.
    Erstaunt und verwirrt bleibe ich noch einen Moment sitzen, bevor ich wieder in den Club gehe. Wo sich Tom und Tim schon suchend nach mir umsehen.
    „Da bist du ja. Wir haben uns schon Sorgen gemacht. Hier brodelt es. Sie erzählen, dass du nach Gabriel jetzt auch Michael enttäuscht hast. Was ist los?“, fragt Tim und von Tom erhalte ich mal wieder einen besorgten Blick.
    „Tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass es richtig wäre, wenn ich es euch erzählen würde. Ich kann es ja selber noch nicht richtig fassen. Ich weiß nur, dass Gabriel …“, und als ich sagen will … „nicht so ein Arschloch ist wie ich dachte“ … geht er lachend an mir vorbei. An der Hand diesmal einen Brünetten und verschwindet mit ihm Richtung Darkroom.
    „Leo?“, reißt Tom mich aus meiner Starre. Fragend sieht er mich an.
    „Alles gut“, meine ich, fühle mich allerdings so dermaßen elend, dass sich mein Magen verkrampft. Schmerzhaft keuche ich auf. „Ich muss mal kurz …“, deute ich in Richtung Toiletten. Toms Hand auf meinem Arm versucht mich allerdings aufzuhalten.
    „Tu dir das nicht an, Leo, bitte.“
    „Lass mich. Ich muss“, flüstere ich und streife Toms Hand ab. Mein Weg führt mich allerdings nicht zu den Toiletten, sondern direkt in den Darkroom, der zu dieser frühen Stunde noch nicht so gut besucht ist. Deshalb fällt es mir auch relativ leicht, Gabriel und seinen Begleiter zu finden. Der Brünette lehnt mit dem Gesicht zur Wand, während sich der Blonde genussvoll in ihm versenkt. Das Anfangs leise Keuchen wird immer lauter und ich habe nur den einen Wunsch … meine Faust in Gabriels Gesicht. Als er mich allerdings sieht, grinst er mich dreckig an und mein Magen scheint sich zu verknoten. Ich schaffe es noch, auf die sanitäre Anlage zu kommen, bevor ich mich heftig übergebe.
    Zitternd stehe ich mit
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