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Glückskekse

Titel: Glückskekse
Autoren: A. Bauer
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Lust haben solltest, dann wünschen wir dir einen schönen Tag.
    Haben dich lieb,
    Ma, Pa und Hans
     
    Lächelnd lese ich den kleinen Brief. Ich gönne meinen Eltern ihren freien Tag. Arbeiten sie doch eigentlich, für meinen Geschmack auf jeden Fall, viel zu viel. Aber als Besitzer eines kleinen aber feinen Modelabels ist das eben so. Und die beiden lieben ihren Job, gehen voll darin auf. Außerdem sollte ich nicht meckern. Schließlich lebe ich ganz gut damit und brauch mir um Geld keine Sorgen zu machen. Und … eines Tages werde ich die Firma übernehmen.
    Nach einem gemütlichen „Frühstück“, man bedenke, dass es mittlerweile schon fast halb vier ist, schnappe ich mir, nach einer kurzen Überlegung, meinen Autoschlüssel. Das Wetter ist einfach zu gut, um nicht draußen zu sein. Fröhlich vor mich hin pfeifend gehe ich zu meinem Wägelchen. Einem schwarzen Jeep Wrangler.
    Eigentlich lege ich keinen Wert auf irgendwelche Luxusgüter. Aber als ich den Wagen das erste Mal gesehen hatte, da wusste ich, den muss ich haben.
    So in etwa ist es mir auch mit Gabriel ergangen. Da war es auch so was wie Liebe auf den ersten Blick.
    Sofort verfinstern sich meine Gedanken. Was bei meinem Jeep geklappt hat, scheint an anderer Stelle leider nicht zu funktionieren.
    Na ja, was soll’s. Dann muss ich ihn eben vergessen. Was allerdings leichter gesagt ist als getan.
    Aufseufzend starte ich den Motor und fahre los.
     
    Am Hafen angekommen, sehe ich sofort den schnittigen Sportwagen meiner Eltern.
    Auf dem Weg zum Boot treffe ich einige Bekannte. Wenn man Jahre lang den gleichen Liegeplatz hat, dann kennen einen die Leute. Nach ein Paar kleinen Schwätzchen und einem kurzen Pfiff kommt unser Familienhund wie ein Wahnsinniger auf mich zugelaufen und kann noch rechtzeitig vor mir abbremsen. Was gar nicht so einfach ist, auf den teilweise feuchten und rutschigen Bohlen.
    „Na du verrückte Nuss“, begrüße ich Hans, der freudig an mir rumschnüffelt. Ich knie mich vor ihm hin und strubbele sein Fell ordentlich durch. „Na komm, Alter, lass uns wieder aufs Schiff.“
    Dort werden wir auch schon erwartet.
    Ma gießt mir einen Kaffee ein, während Pa nach einer freundschaftlichen Umarmung Teller und Gabel aus der Kombüse holt.
    „Hallo, Ma“, beuge ich mich runter, hauche einen Kuss auf die Stirn und nehme ihr dankbar lächelnd die Tasse ab.
    „Hallo, Leo, wie geht es dir? Ist spät geworden gestern, oder?“
    „Mir geht es gut. Ich war mit Nettie gestern im „Fake“. Und danach waren wir noch bei Freunden“, erzähle ich ihr, verschweige aber, mit einem unguten Gefühl, die ganze Wahrheit.
    „Und?“, lächelt Ma mich an, „was dabei gewesen?“
    „Ma!“, verdrehe ich genervt die Augen. Wenn mir ihre direkte Art auch manchmal auf den Keks geht, so bin ich doch froh, dass sie mit meinem Schwulsein so gut klarkommt. Und ich bin ihr auch dankbar, dass sie Pa beiseite genommen hat, als er nicht sicher war, wie er darauf reagieren sollte. Doch nach ein paar Gläsern Wein und einem klärenden Gespräch hat er begriffen, dass die Frauenwelt für mich nur hübsches Beiwerk ist.
    Und als Ma dann daran erinnerte, wie viele Homosexuelle es in der Modebranche gibt und was für einen ausgesprochenen Geschmack sie für Farben und Formen haben, war auch für ihn das Eis gebrochen.
    Lachend haben wir drei auf dem Sofa gesessen. Als ich jetzt daran zurück denke, schleicht sich ein kleines Lächeln auf mein Gesicht, was von meiner Mutter jedoch falsch interpretiert wird.
    „Also hast du jemanden getroffen?“
    „Hab ich. Tim und Tom. Die beiden sind echt nett und schon seit fast fünf Jahren ein Paar“, gebe ich bereitwillig Auskunft, was ihr ein etwas Enttäuschtes „Oh, ach so“, entlockt.
    Pa, der mit meinem Kuchen wiederkommt, hat ihre letzten Worte noch so eben mitgekriegt und schüttelt nun den Kopf.
    „Klara, kannst du es nicht lassen? Wenn der Junge jemanden findet, der ihm mehr als gefällt, dann wird er es uns schon sagen. Habe ich recht, Leo?“
    „Hast du, Pa. Und um ganz ehrlich zu sein, gibt es da jemanden, der mir, wie hast du dich so schön ausgedrückt … mehr als gefällt. Aber der ist nicht an mir interessiert“, seufze ich leise.
    „Wie kann jemand kein Interesse an dir haben?“, regt sich meine Mutter entrüstet auf. „Du siehst fabelhaft aus, bist gebildet und kommst aus gutem Hause. Was will „Mann“ denn noch mehr?“
    „Danke, Ma“, flüstere ich leise, „aber nicht immer kommt es darauf
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