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Gluecklich, wer vergisst

Gluecklich, wer vergisst

Titel: Gluecklich, wer vergisst
Autoren: Edith Kneifl
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Luftmatratzen. Schwimmen weit hinaus auf den See.
    Als sie nach einer Stunde zurückkehren, sehen sie aus wie ein knallrotes Zwillingspärchen.
    Willi und Gustav warten bereits am Steg auf die Mädchen. Joe lässt sich ihre Freude über das Wiedersehen mit den beiden Freunden nicht anmerken. Sie nickt den Burschen cool zu.
    Willi, der sechzehnjährige Sohn des evangelischen Pfarrers, hat für Joe ebenfalls nur ein kurzes Nicken übrig. Er hat nur Augen für Franzi. Genauer gesagt für Franzis Brüste. Das Oberteil ihres alten Bikinis zeigt mehr her, als es verdeckt.
    Gustav heißt Joe dagegen umso herzlicher willkommen. Drückt sie fest an sich. Gibt ihr sogar ein Busserl. Rasch entzieht sie sich seiner Umarmung.
    Gisela und die Baronin tauchen, bepackt mit unzähligen Bade- und Kühltaschen, unter den alten Eichen auf.
    „Du hättest uns ruhig mit dem Gepäck helfen können“, faucht Walpurga ihre Tochter an.
    „Philip und Albert sind doch eh zu Hause“, verteidigt sich Franzi und verabschiedet sich mit einem Köpfler in die nassen Fluten.
    Willi folgt ihr.
    „Wo ist Papa?“, fragt Joe.
    „Die lange Fahrt hat ihn ermüdet. Er hat sich hingelegt“, sagt Gisela.
    Gustav begrüßt die Damen höflich, bevor er sich zu Joe auf die Luftmatratze setzt.
    „Alle haben euch schon ungeduldig erwartet. Der halbe Sommer ist vorbei …“
    „Wem sagst du das. Ich bin total sauer auf meinen Vater. Drei Wochen Reichenauff Das sind genau drei Wochen zu viel für mich gewesen. Es war echt ätzend. Berge, nichts als blöde Berge. Da wäre ich ja noch lieber mit Mama in Wien geblieben.“
    „Mir geht’s ähnlich. Stell dir vor, meine Alten sind vor kurzem nach Lenzing gezogen. Mein Vater ist Postenkommandant geworden. Ich kenne dort kein Schwein. All meine Freunde leben hier am See. Zum Glück haben mir meine Eltern zum Geburtstag ein Puch-Moped geschenkt. Willi war total neidisch. Er fährt noch immer diese uralte gebrauchte KTM.“
    Da Joe der Unterschied zwischen einem KTM- und einem Puch-Moped nicht klar ist, kann sie mit dieser Information nicht viel anfangen.
    Gustav redet weiter auf sie ein. Bemerkt nicht, dass die Wellen des Attersees, die in gleichbleibendem Rhythmus am flachen Ufer auslaufen, Joe bereits in leichten Schlaf wiegen.
    „Der See singt, hat Gustav Mahler angeblich gesagt, wenn er dieses leise Plätschern gehört hat“, murmelt sie verschlafen.
    Franzi taucht prustend und hustend neben dem Steg auf. Spritzt ihre Freunde nass und legt sich dann zu ihnen.
    „Ich hol rasch unsere Taucherbrillen. Kann ich mir kurz deine Maschine ausborgen?“, fragt Willi seinen Freund.
    Gustav, der fasziniert auf die Wassertropfen starrt, die wie silberne Perlen Joes flachen Bauch schmücken, nickt abwesend.
    „Wenn die nicht bald mit ihrem blöden Gequatsche aufhören, gehe ich wieder nach Hause“, sagt Franzi.
    „Mich bringt hier keiner mehr weg“, sagt Joe.
    Die Erwachsenen ergehen sich in Lobeshymnen über das Wasser:
    „Ist das Wasser nicht gut …“
    „Ja, es ist phantastisch.“
    „So erfrischend.“
    „Ja, einfach herrlich.“
    „Echt superb.“
    „Und diese gute Luft …“
    „Ja, wunderbar.“
    „Einfach traumhaft.“
    „Toll.“
    „Ist das Wasser nicht super …“
    „Wie können durchaus intelligente Menschen wie eure Mütter oder die Frau Pfarrer stundenlang so aufschlussreiche und anregende Gespräche führen“, fängt nun Gustav zu lästern an.
    „Selbst der Herr Pfarrer ist sich nicht zu blöd, in diesen Singsang einzustimmen, wenn er seinen dunkelbraunen Oberkörper und seine braunen Arschbacken der Sonne entgegenstreckt“, sagt Franzi kichernd. „Wisst ihr, wie ihn die alten Betschwestern, natürlich mit hochroten Wangen und einem anzüglichen Zwinkern, hinter vorgehaltener Hand nennen? Flotter Hirsch und Schwerenöter.“
    Joe fällt in ihr Kichern mit ein. Gustav jedoch schüttelt unwirsch den Kopf, als Franzi fortfährt: „Ihr wisst ja, dass er unbedingt die zwölf Apostel zeugen will. Acht hat er ja bereits mit Hilfe seiner Frau geschafft. Zwei uneheliche laufen angeblich auch im Ort herum. Da Willis Mama bereits Mitte vierzig ist, wird er sich beeilen oder noch zweimal Gottes Zorn auf sich ziehen müssen.“
    „Du bist ärger als die ganzen alten Tratschweiber miteinander“, sagt Gustav missbilligend. Als man das Knattern eines Mopeds hört, steht er auf. „Ich muss leider heim zum Essen. Sehen wir uns später im Strandbad, Joe?“
    „Wir werden da sein“, antwortet
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