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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben
Autoren: Heinz G. Konsalik
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heute auf meine Veranlassung hin zu dir gekommen sind. Von diesem Wahnsinn hatte ich überhaupt keine Ahnung.«
    »Zweitens?«
    »Zweitens sollst du wissen, daß du mich zutiefst beleidigt hast. Ich habe davon heute erst erfahren, sonst hätte ich dir schon eher mitgeteilt, daß du dich dafür als von mir geohrfeigt betrachten kannst.«
    »Drittens?«
    Marianne schien verblüfft zu sein.
    »Willst du dazu nicht erst Stellung nehmen?«
    »Zu Erstens und Zweitens?«
    »Ja.«
    »Erstens: Ich habe nicht geglaubt, daß deine Eltern heute auf deine Veranlassung hin zu mir gekommen sind. Zweitens: Ich habe dich nie beleidigt.«
    »Doch, das hast du!«
    »Inwiefern?«
    »Weil du geglaubt hast, ich würde dich wegen deiner Armut ablehnen! Das hast du mir zugetraut!«
    »Nein.«
    Aus dem Konzept gebracht, fragte Marianne: »Was heißt nein?«
    »Nein heißt, daß ich nie geglaubt habe, daß du mich wegen meiner Armut ablehnen würdest.«
    Dies rief natürlich Verwirrung in Marianne hervor. Sie blickte sich nach einem Stuhl um.
    »Darf ich mich setzen?« fragte sie.
    »Natürlich.«
    Sie nahm Platz, während sie sagte: »Aber du bist doch verschwunden wie ein Dieb in der Nacht? Warum das?«
    »Weil ich eingesehen habe, daß dein Vater recht hatte. Wenn ich dich wirklich lieben würde, sagte er, könnte ich das nur durch einen Verzicht auf dich beweisen. Zu deinem Glück wäre ein anderer Mann als ein Bettler die Voraussetzung.«
    Mariannes Augen wurden schmal.
    »Sagte er Bettler?«
    »Nein, nicht«, korrigierte sich Wilhelm rasch. »Aber wenn er es gesagt hätte, wäre doch von ihm ein Nagel auf dem Kopf getroffen worden.«
    »Nein, du Idiot!« Sie erschrak über sich selbst. »Entschuldige, das wollte ich nicht sagen, aber ich bin schon ganz konfus. Ist ja auch kein Wunder. Einmal denke ich, du liebst mich nicht, dann erfahre ich, wie jetzt, du liebst mich doch – das muß einen ja kaputtmachen! Was ist nun richtig? Liebst du mich oder nicht?«
    »Ich liebe dich.«
    »Wilhelm, ich dich doch auch!« rief sie und wartete darauf, daß er sie in seine Arme reißen, sie abküssen und überhaupt alles mit ihr machen würde, was er nur machen wollte.
    Doch nichts dergleichen geschah. Wilhelm blieb auf seinem Stuhl sitzen.
    »Ich liebe dich«, wiederholte er in tiefem Ernst. »Aber das ändert nicht unsere Situation, Marianne.«
    Das Strahlen in ihrem Gesicht erlosch.
    »Was soll das heißen?«
    »Daß ich nach wie vor der Meinung bin, du verdienst einen anderen Mann.«
    »Ich will keinen anderen Mann!«
    »Wir würden nur zusammenpassen, wenn du – so ist das nun mal in der kapitalistischen Welt – auch so mittellos wärst wie ich.«
    Marianne mußte darüber nicht lange nachdenken.
    »Sag mal, ist das dein Ernst?« fragte sie ihn.
    »Ja.«
    »Nun gut, dem kann man leicht Rechnung tragen. Hör zu, was ich dir jetzt sage, und das ist mein Ernst: Ich verzichte auf meine Mitgift, und wir fangen beide bei Null an.«
    »Nein«, schüttelte er in seiner Sturheit, die ihr ja nicht unbekannt war, den Kopf, »du gibst eine Viertelmillion weg, das will ich nicht.«
    »Eine Viertelmillion? Wer sagt das?«
    »Dein Vater.«
    »Dann hat er dir schon mehr gesagt als mir.« Plötzlich wurde sie zornig. »Was habt ihr denn über mich hier überhaupt alles gesprochen? Wurde um mich geschachert?«
    »Nein!« erwiderte Wilhelm nachdrücklich. »Ich sage dir doch, daß du für mich sowieso nur ohne jede Mitgift in Frage kämst.«
    »Na also«, meinte Marianne schon wieder besänftigt. »Dann betrachten wir diesen Punkt als erledigt – aber nun endgültig!«
    »Es gibt noch einen anderen«, erklärte Wilhelm.
    »Welchen?«
    »Du traust mir etwas viel Schlimmeres zu als das, was du glaubtest, daß ich es dir zugetraut hätte.«
    »Was traue ich dir zu?« fragte Marianne, obwohl sie die Antwort schon kannte.
    »Eine Vergewaltigung.«
    Marianne sah ihn einen langen Augenblick an, dann schüttelte sie ebenso lange den Kopf. Dabei sagte sie: »Nein, nein, nein, das stimmt nicht, Wilhelm! Ich gebe zu, das hat einmal gestimmt, aber jetzt stimmt es nicht mehr. Und daß es einmal gestimmt hat, ist auch nur auf meine grenzenlose Enttäuschung über dich, auf meine Wut, meinen Abscheu, meine Verachtung zurückzuführen. Du warst mir davongelaufen, und ich hatte dich so geliebt. Du hattest nur mit mir gespielt, dachte ich, das mußte ich doch denken. Einem solchen Menschen ist alles zuzutrauen. Ich gebe zu, das dachte ich sogar noch bis zum heutigen Abend,
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