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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben
Autoren: Heinz G. Konsalik
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aus.
    In der Folgezeit überstürzten sich die Ereignisse. Wilhelm wollte weg aus Gelsenkirchen. Er teilte dies seinem Chef mit, der ihn daraufhin natürlich nach seinem Motiv fragte.
    »Es gibt hier einen Menschen«, antwortete Wilhelm ganz offen, »dem ich nie mehr begegnen möchte. Ich kann sonst meine Ruhe nicht mehr finden.«
    »Ein Mädchen?«
    »Ja.«
    »Aber so etwas geht doch vorüber?«
    »Nein, niemals!«
    Peter Storm spürte, daß da nichts mehr zu machen war. Wilhelm und die Firmenmannschaft – dieser Traum war aus. Um aber Wilhelm nicht ganz zu verlieren, sagte Storm: »Ich kann Sie zu einer unserer Filialen in einer anderen Stadt versetzen. Welche würden Sie vorziehen?«
    »Die am weitesten weg ist.«
    »Das wäre die in Köln.«
    »Gut.«
    »Und wann? Möglichst bald, nehme ich an.«
    »Ja.«
    »Schön. Aber Sie müssen mir vorher noch einen Nachfolger auf Ihrem Posten hier einarbeiten.«
    »Selbstverständlich.«
    Stummel stand an der Theke bei Pit Schmitz. Er machte ein Gesicht wie tagelanges Regenwetter und sprach kaum ein Wort. Pit sah sich das eine Zeitlang an, dann sagte er: »Junge, was ist mit dir? So kennt man dich doch gar nicht. Hattest du Pech in der Liebe?«
    »Scheiß auf die Liebe!« antwortete Stummel zornig. »Wilhelm haut ab!«
    »Wilhelm Thürnagel?«
    »Ja.«
    »Und wieso?«
    Stummel erzählte das, was er wußte. Viel war es nicht. Auch nichts Genaues. In der Firma kursierten Gerüchte, sagte er. Von einem Weib werde gemunkelt. Mit Wilhelm selbst wage darüber keiner zu sprechen. Bekannt sei aber, wohin er ginge.
    »Wohin denn?« fragte Pit.
    »Nach Köln.«
    Pit nahm dies kommentarlos zur Kenntnis. Er erwies sich damit als ein Mann, der sich, wenn das erforderlich war, unter Kontrolle hatte.
    Stummel trank sein Bier aus, blickte unentschlossen in sein leeres Glas und schob es dann von sich.
    »Noch eins?« fragte ihn Pit.
    »Nein«, erwiderte Stummel. »Zahlen.«
    »Zahlen? Du hast doch erst zwei?«
    »Mit schmeckt's heute nicht.« Stummel hielt schon die Geldbörse in der Hand. »Was bekommst du?«
    Pit winkte ab.
    »Laß man, das geht heute auf meine Rechnung.«
    »Wofür?«
    »Fürs Wiederkommen«, sagte Pit, im Inneren dachte er aber: für deine Auskunft.
    Stummel war dann kaum fünf Minuten weg, als die Tür aufging und der Kellner Heinrich erschien, mit einer geschwollenen Backe. Er verlangte einen Schnaps gegen seine Zahnschmerzen, die ihn, wie er berichtete, heute davon abgehalten hätten, seinen Dienst in der ›Sonnenblume‹ anzutreten.
    »Ihr habt heute alle eure Probleme«, sagte Pit Schmitz.
    »Wer noch?« fragte Heinrich.
    »Stummel.«
    »Stummel?«
    »Du kennst ihn doch. Der kleine Mann, der vor kurzem zusammen mit dir hier an der Theke stand. War bis vor wenigen Minuten auch wieder da.«
    »Ach ja, der. Und was fehlt ihm?«
    »Der hat zwar keine Zahnschmerzen, aber Kummer. Vielleicht weißt du's auch schon: dein Bekannter Wilhelm Thürnagel haut ab.«
    »Weiß ich nicht«, stieß Heinrich hervor. »Der haut ab? Wohin denn?«
    »Nach Köln«, sagte Pit und grinste bedeutsam.
    »Dann läuft das ja in deinem Sinne«, meinte Heinrich, grinste dabei aber nicht. »Hat er denn bei denen schon unterschrieben?«
    Pit zuckte die Achseln.
    »Das weiß ich nicht. Wenn nicht, dann ergibt sich das aber ja nun von selbst. Stummel sprach davon, daß ein Weib dahinterstecken soll.« Pit hatte sich dazu schon eine Theorie gebildet, die preiszugeben er nicht zögerte. »Durchaus möglich das, nicht? Kann doch gut sein, daß er eine leckere Kölnerin kennengelernt hat, der er nun folgen will. Kölnerinnen« – er küßte sich die Fingerspitzen – »sind Zucker.«
    Heinrich schwieg. Seine Theorie war eine ganz andere, und er wußte, welche der beiden stimmte – die seine oder die von Pit? Die seine!
    »Noch ein Schnaps?« fragte Pit.
    Heinrich lehnte ab. Auch ihm schmeckte keiner mehr.
    Sabine Berger und ihre Tochter Marianne saßen im Wohnzimmer. Sabine blätterte in einer Illustrierten, Mariannes Kopf steckte, wie üblich, in einem Buch. Das sah aber nur so aus. In Wirklichkeit las Marianne nicht, sondern starrte schon seit einer Stunde mit leeren Augen auf die gleiche Seite. Ihre Gedanken waren ganz woanders.
    Die Stille des Zimmers wurde unterbrochen von Sabine, die hervorstieß: »Entsetzlich!«
    Marianne schreckte auf.
    Sabine war auf einen Bericht über einen Guru in Indien gestoßen, der seine Aufgabe darin sah, junge europäische Mädchen, die ihre Heimatländer
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