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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Marianne schroff.
    Damit entfiel eigentlich der Grund für Wanda, mit Marianne zu sprechen. Ihr Haß auf Wilhelm war aber so groß, daß sie das, was sie über ihn loswerden wollte, trotzdem nicht für sich behalten konnte.
    »Sind Sie froh«, sagte sie, »sonst hätte ich Sie vor ihm warnen müssen.«
    »Warnen?«
    »Er hat mich vergewaltigt.«
    Marianne prallte zurück.
    »Vergewaltigt?«
    »Praktisch vergewaltigt, ja. Er hat bei mir gewohnt, wissen Sie …«
    »Ich weiß«, sagte Marianne mit Knien, die ihr schwach werden wollten. »Ich war ja schon mal bei Ihnen, mit einem Paket für ihn …«
    »Ach ja richtig, das waren Sie. Ich dachte mir schon, daß Sie mir bekannt vorkommen. Jetzt erinnere ich mich genau. Am gleichen Abend ist das damals passiert. Als später die Polizei zu mir kam, um mich über ihn auszufragen, habe ich über dieses Kapitel noch geschwiegen – man schämt sich ja als Frau – und denen nur gesagt, daß ich ihm nach meinen Beobachtungen in punkto Gewalttätigkeit alles zutraue. Daher meine heutige Vorladung. Vor Gericht kann ich natürlich mein bisheriges Schweigen, wenn die mich fragen werden, nicht fortsetzen. Der Gipfel von dem war der, daß er mir dafür auch noch Geld vor die Füße geworfen hat. Stellen Sie sich das einmal vor. Ist das Zynismus oder nicht? Aber als Frau ist man ja wehrlos gegen alles.«
    Marianne war so durcheinander, daß ihr nicht einmal der hanebüchene Widerspruch zwischen ›Vergewaltigung‹ und ›Geld dafür‹ bewußt wurde. Darüber konnte sie sich erst später Gedanken machen. Im Moment war sie dazu nicht in der Lage. Sie konnte kaum mehr sprechen. Ihre Lippen zitterten. In diesem Augenblick ging erneut die Saaltür auf und die anderen kamen heraus, nachdem der Vorsitzende für sich die Zigarettenpause, die schon erwähnt wurde, eingelegt hatte. Wilhelm entdeckte Marianne, wie sie zusammen mit Wanda Krupinsky auf der Treppe stand, und ging rasch auf die beiden zu. Wanda, die ein schlechtes Gewissen hatte, erschrak und verdrückte sich mit den Worten »Vor dem habe ich Angst« rasch in die Toilette, die nur wenige Schritte entfernt war.
    »Marianne«, sagte Wilhelm erregt, als er sie erreichte, »würdest du mir bitte diesen ganzen Wahnsinn, den du da drinnen vom Stapel gelassen hast, erklären und –«
    Abrupt brach er ab, da ihm bewußt wurde, wie sie aussah. Schrecklich! Als würde sie gleich ohnmächtig werden. Selbst aus den Lippen schien ihr jedes Blut gewichen zu sein.
    »Was hast du?« stieß er hervor.
    »Laß mich«, sagte sie nur.
    »Nein, ich lasse dich nicht. Sag mir, was los ist. Ich möchte dir helfen.«
    »Du mir helfen?« Marianne schüttelte den Kopf. »Du kannst nicht einmal mehr dir selbst helfen.«
    »Was?«
    »Wirst schon sehen, was die heute noch mit dir machen.«
    »Die hier?«
    »Ja.«
    »Das ist mir doch egal!«
    Marianne blickte ihn an, nickte traurig.
    »Ja, Wilhelm, diesen Eindruck habe ich von dir, daß dir überhaupt alles egal ist. Was immer du machst, das scheint dir absolut egal zu sein.«
    »Wovon redest du?«
    Nach kurzem Zögern sagte Marianne: »Ich mache dir einen Vorschlag. Stell diese Frage zurück bis nach deiner Verhandlung hier. Dann wird sie sich nämlich erübrigt haben, weil du die Antwort wissen wirst.«
    »Aber –«
    »Adieu, Wilhelm«, unterbrach ihn Marianne, drehte ab und schritt die Treppe hinunter.
    Und er stand da und blickte ihr nach und starrte auch noch in ihre Richtung, als sie schon geraume Zeit verschwunden war.
    Auf dem Flur war Stummel zu sehen, wie er mit Kozurka und Genossen scherzte. Schließlich löste er sich von ihnen und ging auf Peter Storm, den Chef seiner Firma, zu. Storms Gesicht wirkte zornig.
    »Wie steht's denn?« fragte Stummel.
    »Beschissen«, brach es aus Storm heraus. »Der Narr scheint ja auf eine Verurteilung direkt geil zu sein. Ich weiß gar nicht, warum ich mir das antue, der Verhandlung beizuwohnen. In der Firma hätte ich so viel zu erledigen. Und der Anwalt sitzt auch nur da und läßt sich vom Richter niederbügeln. Wofür bezahle ich den?«
    Stummel lächelte.
    »Vergessen Sie ihn, Herr Storm.«
    »Wen?«
    »Den Anwalt.«
    »Wieso? Ich verstehe Sie nicht.«
    »Lassen Sie ihn ruhig dasitzen«, sagte Stummel. »Ich glaube, das spielt keine Rolle mehr.«
    »Was? Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe mit Kozurka gesprochen.«
    »Wer ist Kozurka?«
    »Der sogenannte Verletzte.«
    »Und was ist mit dem? Verdammt noch mal, lassen Sie sich nicht so die Würmer aus der Nase
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