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Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verlassen hatten und zu ihm gezogen waren, Gott näherzubringen. Dazu war notwendig, daß sie sich entkleideten und, wenn er meditierte, nackt um ihn scharten, um durch ihn die Liebe Gottes körperlich zu erfahren. Die Fotos in der Illustrierten vermittelten davon lebhafte Eindrücke. Im Text war von verzweifelten Eltern die Rede, deren Appelle an die Töchter, zurückzukehren, alle ungehört verhallt waren.
    »Sieh dir das an«, sagte Mutter Sabine zu Marianne, wobei sie ihr die Illustrierte hinschob. »Ein solcher Wahnsinn wird heutzutage geduldet.«
    Marianne betrachtete die Fotos, las die Bildunterschriften, sagte nichts.
    »Wo bleibt da die Polizei?« fuhr Sabine fort.
    Die nächste Frage richtete sie an sich selbst und an die ganze deutsche Nation: »Sind wir verrückt? Dafür bezahlen wir Entwicklungshilfe?«
    Marianne schwieg. Sie schwieg aber nicht mehr, als Sabine empört sagte: »Daß sich diese Mädchen nicht schämen!«
    »Vielleicht sind sie glücklich, Mutter.«
    Sabine glaubte sich verhört zu haben.
    »Wie bitte?«
    »Ich könnte mir das sehr gut vorstellen, Mutter.«
    »Bist du verrückt?«
    Marianne sprach mehr zu sich selbst, als sie antwortete: »Weißt du … weit weg von hier sein … alles vergessen … ganz weit weg sein … in einer anderen Welt … dort bleiben … nie mehr zurückkehren …«
    Sie verstummte, starrte die Fotos an.
    Und Sabine starrte ihre Tochter an. Schieres Entsetzen hatte sie gepackt.
    »Marianne«, rief sie, auf den Bericht in der Illustrierten zeigend, »du willst doch nicht sagen, daß das auch etwas für dich währe?«
    Marianne sagte nicht ja. Sie sagte aber auch nicht nein. In dem Blick, mit dem sie ihre Mutter ansah, lag jedoch mehr ein Ja als ein Nein.
    Schlagartig wurde sich dadurch Sabine bewußt, daß es höchste Zeit war, etwas Unausdenkbares zu verhindern.
    »Wenn du es nicht tust«, sagte sie abends im Bett zu ihrem Mann, »dann ich! Weißt du, wo du sonst deine Tochter vielleicht bald suchen kannst?«
    »Wo?«
    »In Indien.«
    Theodors vier Freunde – Johann Schuhmacher, Jupp Maslowski, Fred Szykowiak, Karl Jaworowski – saßen mit ihm zusammen im Nebenzimmer, das nicht in Betrieb war. Sie hatten ihn um ein ›ungestörtes Gespräch‹ gebeten.
    »Nun bin ich aber neugierig, was ihr wollt«, sagte er, nachdem sie alle Platz genommen hatten.
    »Heinrich hat mit uns gesprochen«, begann Jaworowski.
    »Heinrich? Was denn?«
    »Er hat den jungen Mann getroffen, der ein paar Tage bei dir gewohnt hat …«
    Jaworowski machte eine bedeutsame kleine Pause.
    »… und den du dann vor die Tür gesetzt hast«, knüpfte Maslowski an.
    »Ich habe ihn nicht vor die Tür gesetzt«, sagte Theodor. »Er ist von selbst gegangen.«
    »Heinrich erzählt etwas anderes.«
    »Sagt mal«, regte sich Theodor auf, »was hat denn der diesbezüglich überhaupt zu erzählen? Das geht doch den einen Dreck an!«
    »Er hat festgestellt«, erklärte nun Szykowiak so unbeeindruckt wie die drei anderen, »daß der junge Mann – Wilhelm Thürnagel heißt er wohl? – deine Tochter liebt. Das gleiche ist umgekehrt der Fall.«
    Theodors Erregung wuchs rasch an, sie wurde zum Zorn. »Den schmeiße ich raus!« kündigte er mit rotem Kopf an. »Wie kommt mir der denn vor? Will der etwa die Interessen von diesem Beutegermanen vertreten? Das werde ich ihm rasch austreiben! Und von euch«, fauchte er seine Freunde an, »hätte ich auch etwas anderes erwartet, als daß ihr euch mit einem Kellner über meine Privatangelegenheiten unterhaltet!«
    »Immer mit der Ruhe, Theo«, sagte Schuhmacher. »Heinrich läßt dir bestellen, daß du ihn nicht hinauswerfen mußt, falls du das vorhaben solltest. Er geht dann von selbst und fängt bei Pit Schmitz an.«
    »Bei wem?«
    »Bei deinem Freund Schmitz. In deinem Laden hier, meint er nämlich, wird sowieso bald nicht mehr viel zu verdienen sein.«
    »Was?«
    »Dir werden die ganzen Schalke-Fans wegbleiben, meint er.«
    Wenige Konjunkturen sind so schwankend wie die der Gastwirte. Deshalb leiden die Gastwirte unter der ständigen Angst, ihr Geschäft könnte plötzlich nachlassen.
    »Warum sollten mir die Schalke-Fans wegbleiben?« antwortete Theodor im Handumdrehen wesentlich moderater.
    »Das hängt mit diesem Beutegermanen, wie du ihn nennst, zusammen«, sagte Schuhmacher.
    »Wieso?«
    Diese Frage bedurfte einer Beantwortung, die eine gewisse Zeit in Anspruch nahm, da sie umfassend, stichhaltig und überzeugend sein mußte, galt es doch Theo den Eindruck
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