Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
zu vermitteln, er habe einem neuen Pele oder Franz Beckenbauer die Wertschätzung versagt und trage so die Verantwortung dafür, daß der Mann der Stadt Gelsenkirchen – und damit Schalke – den Rücken kehren wolle.
    Karl Jaworowski, als Vertreter der Redegewandteste, schonte Theo nicht. Er hielt ihm alles vor Augen und erzielte die größte Wirkung, als er die Mitteilung, Thürnagel werde vom 1. FC Köln ›gekauft‹ werden, verband mit der Frage: »Und weißt du, wer das gefingert hat?«
    »Wer?«
    »Dein Freund Pit Schmitz.«
    Wenn alles passieren durfte – das nicht!
    »Was soll ich machen?« stöhnte Theodor ratlos. »Ich konnte doch das alles nicht ahnen.«
    »Was du machen sollst, das ist die einfachste Sache der Welt«, sagte Jaworowski. »Du akzeptierst ihn als deinen Schwiegersohn.«
    Theo zuckte zusammen.
    »Das wird ihn an unsere Stadt binden«, bekräftigte Schuhmacher.
    »Nein«, legte sich Theo noch einmal quer, »das könnt ihr von mir nicht verlangen. Meine Tochter hat Anspruch auf eine gute Partie – nicht auf eine mit so einem! Meine Tochter bringt in ihre Ehe eine Viertelmillion mit!«
    Das hätte er besser nicht sagen sollen.
    »Da könnt ihr mal sehen«, sagte Schuhmacher zu den anderen, »was der uns schon aus der Tasche gezogen hat.«
    »Nicht euch«, widersprach Theodor grinsend. »Hauptsächlich dem Toto.«
    »Dem Toto? Wann?«
    »Vor kurzem.«
    »Wieviel?«
    »Hundertneunzigtausend Mark.«
    »Waaas?« riefen Johann, Jupp, Fred und Karl im Chor.
    »Glück muß man haben«, grinste Theo.
    »Und das sagst du uns jetzt erst?« warf ihm Szykowiak vor.
    »Euer Fest entgeht euch nicht, das lasse ich schon noch steigen.« Theo kehrte zum alten Thema zurück. »Aber seht ihr jetzt ein, daß ich für meine Tochter etwas anderes verlangen kann als einen Aussiedler?«
    Dazu sagte nun wieder Jaworowski das Passende.
    »Einen Aussiedler?« wiederholte er ironisch. »Einen Beutegermanen?« Er blickte Theo kopfschüttelnd an. »Sag mal, bist du bekloppt? Wie lange sollen wir dir noch erzählen, daß der bald sein Geld in der Bundesliga verdienen wird. Und zwar in einem einzigen Jahr schon das Doppelte deines lächerlichen Totogewinns! Dann kannst du dem nicht mehr wechseln!«
    Theodor Berger hätte nicht Theodor Berger sein müssen, wenn das seinen Widerstand nicht gebrochen hätte.
    Mann, dachte er, darauf hätte ich seit einer Viertelstunde selbst auch kommen können. Aber so ist das, wenn man sich mal in etwas verbohrt hat und nicht mehr von zwölf bis Mittag denkt.
    Eine letzte Frage beschäftigte ihn noch.
    »Und wer garantiert mir, daß der nicht schon bald eine Verletzung davonträgt, die ihn zum Sportinvaliden stempelt?«
    Von diesem Risiko konnte ihn niemand entbinden.
    Der berühmte Canossagang eines deutschen Kaisers im Mittelalter zu einem Papst ist in die Geschichte eingegangen. Der Ausdruck wurde zum Synonym für Demütigung.
    Theodor Berger war kein Kaiser, Wilhelm Thürnagel war kein Papst, doch das, was Theodor Berger antrat, war ein klassischer Canossagang zu Wilhelm Thürnagel.
    Theo ermittelte telefonisch Wilhelms Privatadresse bei der Firma Elektro-Storm. Man gab sie ihm ohne weiteres, weil er sagte, er müsse Wilhelm Post nachsenden.
    Es war abends. Wilhelm saß über seinen Büchern, als Theodor bei ihm, von der Zimmerwirtin eingelassen, erschien. Theo hatte sich mit drei oder vier Klaren in Form gebracht. Sie hatten ihm sein Unternehmen überhaupt erst als durchführbar erscheinen lassen.
    »Sie werden überrascht sein, mich zu sehen, Herr Thürnagel«, begann er.
    Diese Vermutung traf zu.
    »Ja«, sagte Wilhelm.
    »Ich komme … ich komme …« Theo hätte anscheinend noch zwei oder drei Klare mehr gebraucht. »Verzeihen Sie«, unterbrach er sich, »hätten Sie einen Schnaps für mich? Ich habe Magenschmerzen«, begründete er seinen Wunsch.
    »Rum«, sagte Wilhelm. Rum goß er sich in letzter Zeit manchmal in seinen Tee.
    »Ich werde mich revanchieren«, versprach Theodor, »wenn Sie wieder zu mir ins Lokal kommen.«
    Wilhelm blickte ihn mit ausdrucksloser Miene an.
    »Ich werde zu Ihnen nicht mehr ins Lokal kommen, Herr Berger«, sagte er.
    »Doch.« Theo hatte rasch hintereinander zwei Rum getrunken.
    »Nein.«
    »Und wo wollen Sie sonst Ihre zukünftige Frau treffen?«
    Theo war in diesem Moment stolz auf sich selbst. Wie habe ich diese Kurve gekriegt? lautete sein Eigenlob, das er sich innerlich selbst aussprach. Toll!
    Um so konsternierter war er, als Wilhelm erwiderte:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher