Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glück muß man haben

Glück muß man haben

Titel: Glück muß man haben
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Fernseher … die Lottozahlen kommen … er glaubt, er hat sechs Richtige, springt auf, jubelt, umarmt seine Frau … und dann gesteht ihm die, daß sie den Lottoschein nicht abgegeben hat …«
    Theodor verstummte, blickte auf, sah Gemahlin und Tochter an, schüttelte den Kopf und schloß: »In einem solchen Moment hat sich doch keiner mehr in der Hand.«
    »Na siehst du jetzt«, sagte Sabine sarkastisch zu Marianne, »in welcher Gefahr auch ich ständig schwebe?«
    »Doch nicht auch du, Mutter!«
    »Wieso nicht? Ich bin doch auch eine von denen, die in jeder Woche zur Totoannahmestelle zu rennen haben.« Sabine hob die Augen empor zum Himmel. »Gott schütze mich davor, das einmal zu vergessen.«
    »Vater würde doch dann nicht Hand an dich legen«, gab Marianne ihrer Überzeugung Ausdruck, der es aber dann doch an Festigkeit zu mangeln schien, denn Marianne wandte sich ihrem Erzeuger zu und setzte ihm gewissermaßen das Messer auf die Brust: »Oder doch?«
    Theodor Berger glaubte sich aus der Affäre ziehen zu können, indem er sagte: »Ihr redet über ungelegte Eier.«
    »Wieso?«
    »Erst müßte ein solcher Fall eintreten, daß man sechs Richtige hat.« Theodor breitete die Arme aus; ein tiefer Seufzer entrang sich seiner Brust. »Aber wann passiert das schon.«
    »Nehmen wir einmal an, du hättest das Glück«, ließ Marianne nicht locker. »Was dann?«
    Ihr schien, daß sie angefangen hatte, in seelische Abgründe dort zu blicken, wo sie sie am wenigsten vermutet hätte.
    Theodor winkte resigniert mit der Hand.
    »Ach was!«
    In den Klauen seiner Hoffnungslosigkeit zeigte er sich unfähig, irgendeiner optimistischen Vorstellung in sich Raum zu geben.
    »Vater!« sagte Marianne streng.
    Er blickte sie deprimiert an.
    »Was denn?«
    »Wir erwarten eine klare Antwort von dir. Siehst du nicht, daß Mutter darauf ein Anrecht hat?«
    In solchen Situationen ergibt es sich immer wieder, daß Menschen, die sich in die Enge getrieben sehen, zur Heiterkeit Zuflucht nehmen.
    »Da muß ich ja lachen«, erklärte Theodor und ließ der Ankündigung die Tat folgen, indem er ein paar jener charakteristischen stoßartigen Laute von sich gab, mit denen sich innere Fröhlichkeit nach außen zu erkennen gibt. Theodor erwartete dabei, daß seine Familie dem Beispiel, das er gab, Folge leisten, daß sie in sein Gelächter einfallen würde. Darin irrte er sich aber. Er sah sich nach wie vor nur vorwurfsvollen Blicken ausgesetzt. Seine Lachmuskeln im Gesicht erlahmten.
    »Was habt ihr denn?« fragte er.
    Keine Antwort.
    »Jetzt hört aber auf«, ging er zur Attacke über. »Oder ich muß glauben, daß ihr nicht ganz dicht seid.«
    Immer noch keine Antwort. Die Attacke war also falsch.
    »Bina«, sprach er gezielt seine bessere Hälfte an, »ich weiß doch, wie ich dich brauche. Ein Gastwirt ohne Frau in der Küche ist doch aufgeschmissen. Was sollte ich denn machen ohne dich? Ich stürze mich doch nicht selber ins Unglück. Leuchtet dir das ein?«
    »An all das denkt ein Mann in einer solchen Situation nicht«, meinte Sabine bitter.
    »In welcher Situation?«
    »Wenn er soeben eine Million verloren hat.«
    Gerade dann denkt er daran, schwebte es Theodor auf der Zunge zu sagen, weil er sich vor Augen halten muß, daß er es sich nicht leisten kann, eine Köchin zu engagieren. Diesen Gedanken in seiner Brust verschließend, entgegnete er jedoch: »Laß mal die Million aus dem Spiel – oder nein«, unterbrach er sich, »nimm an, ich hätte eine gewonnen. Weißt du, was ich mit der als erstes machen würde?«
    Theodor Berger war von Zeit zu Zeit ein großes Schlitzohr. Das gehörte zu seinen Stärken, die ihm schon manchen Erfolg eingebracht hatten, auch in der Ehe.
    »Du würdest unseren alten Kasten abreißen und ein neues Hotel hinstellen«, entgegnete Sabine. Verdrossen setzte sie hinzu: »Damit ich noch mehr Arbeit hätte.«
    »Nein, würde ich nicht.«
    »Nein? Das sagst du aber doch immer?«
    »Als zweites würde ich das tun.«
    »Und als erstes?«
    »Dir den schönsten Pelzmantel kaufen, den es in ganz Essen oder Düsseldorf gäbe. Und das schwöre ich dir!«
    Ein Wunder geschah. Sabines Augen erstrahlten in Liebe.
    »Theo!« rief sie glücklich. Mit ihrer Stimme mischte sich eine zweite.
    »Und ich? Was ist mit mir?«
    »Du bekämst den zweitschönsten«, sagte Theodor zu seiner Tochter.
    Friede zog wieder ein ins Wohnzimmer der Familie Berger. Die Zeit, in der er einer Zerreißprobe ausgesetzt war, hatte ein Ende
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher