Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glueck allein

Glueck allein

Titel: Glueck allein
Autoren: Sylvia Halcour
Vom Netzwerk:
mischte.
    Es begann damit, dass eine junge Frau mit kurzen schwarzen Haaren, unter denen wie Sonnen handtellergroße, goldene Ohrringe hervorragten, den eben zurückgekehrten Sascha entdeckte. Gutaussehende Männer fallen Frauen sofort auf. Und wenn Frauen betrunken und ein wenig selbstbewusst sind, sprechen sie Männer an. Und anscheinend war die dunkelhaarige Frau selbstbewusst und betrunken, denn sie sprach Sascha an, woraufhin dieser die Gelegenheit nutzte, mir zu zeigen, dass unser Treffen vor dem Club nur eine Erscheinungsform seiner nicht vorhandenen Treue war und sich angeregt mit ihr unterhielt. Auch eine Freundin der Sonnenkönigin hatte das Aas gewittert und streunte ebenfalls um Sascha herum. Und gleichwohl er mich nur kurz zuvor draußen gefragt hatte, ob unser gemeinsames Treffen für mich mehr bedeutete, flirtete er nun mit zwei anderen Frauen gleichzeitig. Unruhig beobachtete ich, wie er sich mal mit der einen, mal mit der anderen unterhielt, wie er sich zu ihnen herunterbeugte und dabei seine Haare ihre Wangen strichen, wie sie ihn beide mit schaukelnden Hüften antanzten, wie er mich nur nach wenigen Minuten wieder vergaß.
    Einmal erhaschte ich seinen Blick. Vorsichtig lächelte ich, doch die Dunkelhaarige schob sich vor sein Gesicht.
    Er kann nicht küssen, sagte ich mir, aber das schien plötzlich bedeutungslos. Er geht fremd, sagte ich mir, aber führte es darauf zurück, dass er in seiner Beziehung einfach nicht glücklich war. Bei mir würde er so etwas niemals tun. Mich würde er bedingungslos lieben.
    Die Sonnenkönigin lehnte sich wie zufällig, während sie lachte, an ihn heran, was ich in dieser gespielten Unschuld als verlogen empfand. Es folgten mindestens vier weitere plumpe Annäherungsversuche, zuletzt zeigte sie ihm irgendetwas an ihrem Bauch. Gereizt beschloss ich, etwas zu unternehmen, sie war schließlich in mein Revier eingedrungen.
    Mein Glas war leer und zufällig war neben Saschas Hocker noch ein wenig Platz. Unbeeindruckt von seinen Freundinnen stellte ich mich dorthin. Ich musste gar nicht mit meinen Münzen auf der Theke klappern. Er bemerkte mich sofort.
    »Magst du mich retten?«, flüsterte er lächelnd und streifte mit einem Seitenblick die Frauen.
    Erleichtert atmete ich auf. Mein Bier wurde serviert und wir stießen an. Dabei sahen wir uns in die Augen, als hätte unsere Liebesgeschichte gerade erst begonnen. Die Dunkelhaarige blieb bei ihm stehen und suchte den Blickkontakt zu ihm. Die Sonnen an ihren Ohren schaukelten apokalyptisch, aber er sah nur mich. Die Enttäuschung in ihren Augen machte ihn für mich nur umso wertvoller. Ich fühlte mich als Siegerin, strahlend und begehrenswert.
    Paul unterbrach mich in meinem Triumphgefühl: »Emilia, da bist du ja! Hast du Lust einen Sekt zu trinken?«
    Sekt?
    Natürlich hatte ich Lust.
    Paul ging und bestellte Sekt.
    Da stand Christan neben mir. »Na«, sagte er mit einem giftigen Lächeln, »soll ich dir mal ein Geheimnis verraten?«
    Zögerlich nickte ich.
    »Ich darf weder mit dir sprechen, noch mit dir tanzen«, sagte er und lachte laut.
    »Wer sagt das?«, fragte ich.
    »Wer denn wohl? Paul natürlich.«
    Ich gab vor, irritiert zu sein, allerdings überraschte es mich nicht. Aber auch wenn Christian seinen Freund nicht verraten hätte, niemals wäre Paul – mit seinen krausen Haaren und dem Kugelbauch – ein Mann für mich gewesen. Schon bei der bloßen Vorstellung packten mich Fluchtgedanken.
    Paul kam mit zwei Sektgläsern zurück, woraufhin Christian spöttisch bemerkte, dass er sich seinen wohl selbst kaufen müsse und zur Theke verschwand. Paul stieß vertraut mit mir an. Ich lächelte höflich, während ich mich fragte, warum ich nicht auf diesen einen Sekt hatte verzichten können. Nicht wegen des vertraulichen Beisammenseins, das ich ihm nun zu schulden glaubte. Sondern auch, weil Paul kurz vor seiner mündlichen Prüfung stand, in der es für ihn um alles ging, denn das zweite Examen sei ja, wie mir mein Prüfer sogleich nach Mitteilung meines Ergebnisses zum ersten sagte, viel wichtiger als alle Prüfungen zuvor. Und Paul würde mir noch die ganze Nacht Bier und Sekt anreichen und mich erwartungsvoll ansehen.
    Hatte ich bisher so getan, als hätte ich seine Blicke nicht bemerkt, sagte ich nun, nachdem er mir gleich einen zweiten Sekt ausgeben wollte: »Du, Paul, ist es nicht besser, wenn du langsam gehst? Ich meine, es ist jetzt...«
    Ich schaute auf die Uhr.
    Schon drei Uhr?
    Überrascht fuhr ich fort:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher