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Glueck allein

Glueck allein

Titel: Glueck allein
Autoren: Sylvia Halcour
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verschwand. Das war mein Zeichen, die Expedition begann.
    Ich wollte gerade los, als mich Hanna am Arm festhielt: »Emilia, wir gehen jetzt nach Hause. Ich muss morgen früh raus und Maria ist müde. Kommst du mit?«
    Ich wusste, warum Maria müde geworden war, sagte aber nichts, mein Abenteuer wartete vor der Tür, sondern fragte nur kurz: »Bleiben die anderen noch?«
    »Ja, Paul will noch bleiben, dieser Christian auch. Wo Sascha ist, weiß ich nicht.«
    »Dann bleib ich auch«, sagte ich. Keine Zeit für Erklärungen.
    Wir umarmten uns kurz und über einen kleinen Umweg ging ich nach draußen auf die schmale, gepflasterte Straße.
    Sascha stürzte aus einer dunklen Ecke hervor, so dass ich mich erschrak. Aufgewühlt ließ ich mich von ihm die Straße hinunterziehen. Nur wenige Meter vom Club entfernt fanden wir in einer großen Garageneinfahrt die gewünschte Ruhe.
    Ich lehnte mich an die kalte Steinwand und schaute ihn an. Seine hellblauen Augen fixierten mich. Er war schön. Vielleicht nicht so schön wie die Menschen in den Zeitschriften, da seine Augen ein wenig auseinander standen und seine Haut an den Wangen etwas unrein war, was ich im Dunst des Clubs nicht gesehen hatte. Aber wer war denn schon so schön wie in den Zeitschriften? Nicht einmal die Abgedruckten selbst.
    Sascha kam näher, seine Hand legte sich auf meine Hüfte. Ich spürte seinen warmen Körper an Bauch und Beinen. Vorsichtig küsste er meinen Hals. Eine Gänsehaut strich über meine Arme. Meine Hände fuhren durch sein Haar. Wir sahen uns an, innig und vertraut. Die Lust unserer Körper ließ uns die Fremdheit vergessen. Behutsam gab er mir einen heißen, trockenen Kuss auf den Mund. Wie Sonnenschein eine Brandwunde wieder schmerzen lassen kann, erinnerte mich diese Berührung an die tiefe Sehnsucht, die ich seit langem fühlte. Wann hatte mich Leo das letzte Mal so berührt? Es muss in einem anderen Leben gewesen sein.
    Hungrig zog ich Sascha an mich heran. Seine Hände stützten sich gegen die Wand. Sein Gesicht kam auf mich zu. Ich schloss meine Augen. Unsere Lippen berührten einander, vorsichtig, voller Gefühl und öffneten sich zum ersehnten Kuss... Den ich augenblicklich wieder beenden wollte. Seine Zunge schmeckte nach altem Fisch und schlingerte wie eine glitschige Alge in meinem Mund. Ich entzog mich seinen Lippen und rettete mich an seinen Hals. Angewidert versuchte ich den Kuss herunterzuschlucken.
    »Was ist los?«, fragte er verwundert.
    »Paul meinte, du hast eine Freundin«, sagte ich.
    Mir war bewusst, dass es scheinheilig war. Aber war die Leidenschaft fort, konnte ich den Moralapostel spielen.
    Mit matten Augen trat er zurück und legte erschöpft seinen Kopf in den Nacken. Mir war es irgendwie nicht wichtig, was er sagte, eigentlich wollte ich nur wieder rein.
    Plötzlich sah er mich eindringlich an: »Bedeutet dir das hier mehr?«
    Ich winkte ab. »Aus uns beiden kann schon nichts werden, weil du so was hier machst.«
    In Zeitlupe drehte er sich weg. Nun wollten wir beide wieder rein.
    »Soll ich vorgehen?«, fragte ich. Er nickte langsam und ich hüpfte zurück in den Club.
    Hanna und Maria kamen gerade mit ihren Jacken aus der Tür.
    »Was machst du denn hier draußen?«, rief Maria überrascht. Unweigerlich duckte ich mich, als würde ich von der Polizei verfolgt und deutete ihr mit der flachen Hand, dass sie etwas leiser sprechen sollte.
    »Ich hab mich gerade mit Sascha getroffen«, zischte ich den beiden zu.
    »Was? Der hat doch eine Freundin?« Hanna blickte mich irritiert an.
    »Ja, ich weiß, das hab ich ihm auch gesagt.« Ich lachte neckisch. »Aber erst nach dem Kuss.«
    »Ihr habt euch geküsst?«, fragte Hanna.
    »Was sollen sie denn sonst draußen machen?«, warf Maria ein. »Verstecken spielen?«
    Hanna runzelte die Stirn und die bösen Mädchen grinsten sich an.
    »Was für ein Mistkerl«, urteilte Hanna.
    »Aber ein sehr gutaussehender Mistkerl«, ergänzte Maria.
    »Und was ist jetzt mit euch?«, fragte Hanna.
    Ich zuckte mit den Schultern und dachte, die Nacht ist noch lang.
    Der Türsteher ließ mich mit einem kurzen Nicken wieder rein. Paul stand mit Christian an der Bar und als er mich sah, lachte er erfreut auf, raunte mir ein: »Ich dachte schon, du wärst gegangen« zu und drückte mir ein volles, frisches Bier in die Hand. Zufrieden trank ich das Bier, unterhielt mich mit Paul und sogar mit Christian und ahnte nicht, dass Gott oder das Schicksal oder wer auch immer, bereits die Karten neu
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