Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Glenraven

Glenraven

Titel: Glenraven
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
weiter, und in Jay zerbrach etwas. Plötzlich verringerte sich der Schmerz. Jay konnte wieder laufen, und Aidris’ Augen wurden groß, das Feuer aus ihren Fingerspitzen wurde heißer und wütender und immer heißer. Jay und Sophie stürmten weiter vor, gewannen an Boden trotz der Feuerstöße, die sie zurückwarfen. Näher und näher, nah genug, daß Jay den Schweiß auf Aidris’ Stirn sehen konnte.
    Aber von irgendwo fand Aidris neue Kraft. Ihr Gesang wurde lauter, und die Flammen trieben Jayjay zurück, Schritt für Schritt.
    Das Tor hinter Aidris öffnete sich, und Hyultif erschien. Auch er verströmte eine Art Feuer, aber sein Feuer erfaßte Aidris’ Kleider und begann, sie zu verbrennen.
    Aidris schrie. Ihre Konzentration schwankte, und ihr Angriff auf Jay und Sophie schwächte sich gerade so weit ab, daß beide wieder vorwärts kamen. Jay war zuerst da. Sie rammte Aidris das Schwert in den Bauch und zog es nach rechts oben, in der Hoffnung, daß ein Alfkindir sein Herz ungefähr an derselben Stelle hatte wie ein Mensch.
    Sophie, einen halben Schritt hinter ihr, zog Aidris den Dolch quer über den Hals, und Blut schoß über sie alle drei.
    Die Flammen von Aidris’ Zauber wurden heißer und höher. Jay fragte sich, ob die Kin-Zauberin sich selbst heilte oder ob sie in ihrem Todeskampf ihre restliche Lebensenergie in die Magie gelenkt hatte.
    Der Schmerz kehrte zurück, schlimmer als zuvor, dann war er, für eine Sekunde, fast völlig verschwunden.
    Die Explosion in Jays Schädel, die dem Nachlassen des Schmerzes folgte, warf sie zu Boden und stürzte sie in Dunkelheit und Stille.

KAPITEL EINUNDSIEBZIG
     
    Yemus kauerte in den Trümmern der Aptogurria und grub mit bloßen Händen nach Matthiall. Yemus blutete, seine Kleider waren zerfetzt, und er fürchtete, seine linke Schulter war gebrochen, doch er nahm sich nicht die Zeit für seine eigenen Verletzungen. Der Kin steckte irgendwo unter den Steinen.
    Torrin schrie immer wieder: »Was ist passiert? Was habt ihr getan?« bis Yemus schließlich, ohne von seiner Tätigkeit aufzusehen, antwortete: »Aidris ist tot. Sie hätte beinahe gewonnen, aber unsere beiden Heldinnen haben sie immer wieder bedrängt. Sophie - nun, Sophie war tot, und ich weiß nicht, wie sie wieder ins Leben zurück kam. Jayjay war halb mit dem Kintari verbunden, den ich versuche, hier auszugraben. Er hat einen Teil des Feuers auf sich genommen, das Aidris auf Sophie schoß, aber er konnte nicht genug übernehmen. Also habe ich ihn mit der Aptogurria verbunden, und diese begann, Aidris’ Magie zu absorbieren.«
    Er stieß auf eine Hand und räumte den Schutt weg, bis er den dazugehörigen Arm freigelegt hatte. Yemus kniete nieder, fand einen schwachen, zaghaften Puls und wandte sich an seinen Bruder. »Hilf mir«, knurrte er. »Einer der Retter von Glenraven stirbt sonst unter deinen Füßen.«
    Torrin bückte sich und begann, Trümmer wegzuräumen.
    »Ich verstehe überhaupt nichts. Du warst allein. Dann bist du entkommen. Und jetzt bist du wieder da.«
    »Das einzige, was du im Augenblick verstehen mußt«, erklärte Yemus, »ist, daß der magische Rückstoß, den Aidris’ Tod auslöste, die Aptogurria gesprengt hat, so daß die Mauern über uns zusammenstürzten. Wir müssen ihn retten.« Er deutete auf Matthiall, dessen blutigen, aber unversehrten Kopf er gerade freigelegt hatte. »Und dann müssen wir den Rest deiner Truppen in den Cavitarin-Wald gegen Aidris’ Armee führen. Ich glaube nicht, daß die Wachen, die dort gerade kämpfen, ohne unsere Hilfe noch viel länger durchhalten. Und sie kämpfen, um das Leben unserer neuen Schutzherrin zu retten.«

KAPITEL ZWEIUNDSIEBZIG
     
    »Bitte atme«, sagte die Stimme wieder. »Bitte… bitte. Hol Luft, wenn du kannst.«
    Jay erkannte, daß die Stimme schon lange auf sie einredete, ihr zuredete, sich zu bewegen, zu atmen, ihre Augen aufzuschlagen. Sie versuchte zu gehorchen, aber der Schmerz war entsetzlich.
    »Komm schon, Jay. Mach die Augen auf.« Das war Sophies Stimme.
    Jay erinnerte sich daran, daß Sophie tot war, zumindest glaubte sie, sich daran zu erinnern. Und dann erinnerte sie sich an den Kampf mit Aidris. Und an Schmerzen. Und an ihren Schwerthieb und Sophies Angriff mit dem Dolch. Und Blut.
    Aidris…
    »Aidris ist tot?« fragte sie.
    Trotz der Schmerzen öffnete sie die Augen. Sie lag auf einem Himmelbett in einem riesigen Raum mit steinernen Wänden. Das Zimmer sah dem in der Wethquerin Zearn sehr ähnlich. Vielleicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher