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GK201 - Der Hexer von Colombo

GK201 - Der Hexer von Colombo

Titel: GK201 - Der Hexer von Colombo
Autoren: A.F.Morland
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sagt: Reisende soll man nicht aufhalten. Pack deine Siebensachen und fliege meinetwegen nach London zurück, aber erwarte nicht von mir, daß ich dich nach England begleite.«
    Susan schüttelte wild den Kopf. »Ich kenne dich nicht wieder, Mimi. Du bist egoistisch und aufsässig geworden!«
    »Und du bist dumm und schreckhaft geworden. Du hältst deine Halluzinationen für reale Ereignisse. Um es offen herauszusagen: du spinnst, Schwester! Vielleicht ist es eine Form der Verkalkung! Ja, das wird es sein!« Mimi hob warnend einen Finger. »Versuche nicht, dieses Haus hinter meinem Rücken zu verkaufen. Vergiß nicht, du würdest dazu meine Unterschrift brauchen, und die würde ich niemals unter einen Kaufvertrag setzen.«
    »Wer von uns beiden ist denn nun verrückt!« schrie Susan wütend.
    »Du! Und ich rate dir, fordere mich nicht zu sehr heraus, Susan, sonst – verdammt noch mal, sonst finde ich einen Rechtsanwalt, der deine Unzurechnungsfähigkeit erkennt und mir hilft, dich zu entmündigen!«
    Susan zuckte zusammen, als wäre ein Stromstoß durch ihren Körper gefahren. »Eine solche Gemeinheit würdest du nicht wagen!«
    »Doch!« fauchte Mimi mit schmalen Augen. »Und es würde mir nicht das geringste ausmachen!« Sie wandte sich um und ging nach oben. Susan war erschüttert. Noch nie hatte es einen Streit dieses Ausmaßes zwischen ihr und Mimi gegeben. Unwillkürlich schaute Susan den Hexer an.
    Rajasinha grinste boshaft.
    Da wußte sie, wer für diesen Streit verantwortlich war…
    ***
    Eine Stunde nachdem ich auf dem internationalen Flughafen Katunayake angekommen war, klagte mir Susan Black im Haus des Hexers ihr Leid. Mimi hatte mich kühl und distanziert begrüßt und war dann gleich wieder verschwunden. Ich wunderte mich über die grauhaarige Frau, die mir sonst immer fast in mütterlicher Freundschaft zugetan gewesen war. Doch ich wunderte mich bald nicht mehr. Susan vergaß nicht, mir alles zu berichten. Als sie geendet hatte, schaute ich den Hexer an. Unsere Blicke trafen sich. Er lebte, das fühlte ich. Und er haßte mich, das erkannte ich an seinen Augen, mit denen er mich zu erdolchen versuchte. Ein Glück, daß der Fährbetrieb Dover-Calais nur für sechs Stunden eingestellt worden war. So war ich doch rechtzeitig nach Colombo gekommen, um zu verhindern, daß Mimi und Susan von Rajasinha noch übler mitgespielt wurde. Der Spuk von der vergangenen Nacht, die Zwietracht, die er zwischen den Schwestern gesät hatte… das war alles nur Vorgeplänkel. Bald wäre Rajasinha, dessen konnten wir gewiß sein, mit schwereren Geschützen aufgefahren, um die alten Frauen aus seinem Haus zu vertreiben. Oder zu töten.
    Erbittert starrten wir uns an.
    Wir wußten, daß wir Todfeinde waren.
    Rajasinha fühlte sich mir überlegen. Das Gobelinbild grinste mich verächtlich an. Auf telepathischem Wege ließ er mich wissen: »Ich werde dich töten, Tony Ballard! Und zwar innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden.«
    Und genau dasselbe hatte ich mit Rajasinha vor.
    Ich rief Mimi. Sie kam widerwillig zu mir, und als ich sagte, daß es vernünftiger wäre, wenn sie und Susan das Haus für einige Zeit verlassen würden, stieß ich sofort auf eiskalte Ablehnung. Mimi behauptete, ihr drohe in diesem Gebäude keine Gefahr, und sie sehe nicht ein, warum sie von hier weggehen und in ein Hotel ziehen solle. Susan war zum Glück vernünftiger. Sie akzeptierte meinen Vorschlag sogleich. Sie packte die notwendigsten Dinge ein. Ich hielt ihr die Tür meines Leihwagens auf, sie stieg ein. Wir fuhren ab.
    »In längstens vierundzwanzig Stunden gehört das Haus nur noch Mimi und Ihnen«, versprach ich der alten Frau.
    »Sie werden Rajasinha verjagen?« fragte Susan mit zitternder Stimme. Sie war unsagbar glücklich, daß ich nach Colombo gekommen war. Auf beide Wangen hatte sie mich geküßt, und so fest gedrückt hatte sie mich mit ihren schmalen Händen, daß ich spürte, wie verzweifelt sie schon gewesen war. Und als ich ihr sagte, daß ich ihr jedes Wort glaubte, das sie gesprochen hatte, rannen dicke heiße Tränen über ihre faltigen Wangen.
    »Ich werde Rajasinha zum Teufel schicken!« sagte ich grinsend, und ich legte mehr Optimismus in meine Stimme, als in diesem Fall angebracht war, denn so sicher, daß mir mein Vorhaben auch tatsächlich gelingen würde, konnte ich noch gar nicht sein.
    Aber der alten Frau tat das gut, was ich ihr sagte, und sie segnete mich mit ihrer zitternden Hand.
    Das Hotel war nett, klein,
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