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GK201 - Der Hexer von Colombo

GK201 - Der Hexer von Colombo

Titel: GK201 - Der Hexer von Colombo
Autoren: A.F.Morland
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erschüttert. Innerhalb weniger Stunden. Was war bloß los mit Susan? Bekam ihr das ceylonesische Klima nicht?
    Nervös schaute sich Mimi um. Die Küche war leer. Niemand war hier, vor dem man sich hätte fürchten müssen. Warum um alles in der Welt hatte Susan so hysterisch um Hilfe gerufen? Von wem hatte sie sich bedroht gefühlt? War Susan etwa nicht mehr ganz richtig im Kopf? Das Alter?
    Ächzend ließ Mimi den schlaffen Körper der Schwester zu Boden gleiten. Dann eilte sie zur Spüle, machte das Geschirrtuch naß, legte es auf Susans Stirn, holte das Riechfläschchen, das schon einmal geholfen hatte – und es half wieder.
    Sobald Susan die Augen aufgeschlagen hatte, fing sie heftig zu zittern an.
    »Wo ist er?« fragte sie ihre Schwester.
    »Wer?« fragte Mimi verwundert.
    »Der Hexer!« keuchte Susan.
    Mimis Augen weiteten sich. »Willst du damit etwa sagen, daß du ihm begegnet bist?«
    »Er hat mich geweckt. Er hat mich hierher gelockt. Er wollte mich erstechen.«
    »Ich habe niemanden gesehen«, sagte Mimi wahrheitsgetreu.
    Susan setzte sich auf. Die kalte Kompresse fiel von ihrer Stirn in den Schoß.
    »Denkst du, ich habe das erfunden?« fragte sie zornig.
    »Außer dir war niemand in der Küche.«
    »Und der leere Gobelin? Etwa auch eine Erfindung von mir? Der Hexer hat den Wandteppich verlassen. Geh hinaus und überzeuge dich davon! Nun geh schon.«
    Mimi tat es, damit Susan sich beruhigte. Sie kam gleich wieder zurück. Ihre Miene war besorgt.
    »Nun?« fragte Susan gespannt. »Nun? Glaubst du jetzt, daß ich die Wahrheit sage?«
    Mimi seufzte. »Susan… Rajasinha befindet sich nach wie vor auf dem Gobelin.«
    »Das ist nicht wahr!« schrie Susan wütend. Schwerfällig stand sie auf, lief an der Schwester vorbei, hinaus in die Halle und starrte den Gobelin verständnislos an. Tatsächlich. Jetzt war er wieder dort oben, erweckte den Eindruck, als hätte er den Wandteppich niemals verlassen, als wäre er zu so etwas überhaupt nicht fähig.
    Mimi kam aus der Küche.
    Susan wandte sich zu ihr um. »Ich sage dir, er war dort drinnen. Und er hatte ein langes Küchenmesser in der Hand, mit dem er mich erstechen wollte. Du mußt mir glauben, was ich sage, Mimi. Laß dich doch nicht von diesem verfluchten Kerl täuschen. Oh, ich durchschaue ihn. Ich weiß, was er erreichen will. Du sollst denken, ich wäre verrückt, ich hätte sie nicht mehr alle beisammen, aber das glaubst du doch nicht wirklich, Mimi. Sag, daß er dich nicht hinters Licht führen kann. Nicht wahr, du weißt ebensogut wie ich, was hier gespielt wird. Nicht wahr, Mimi?«
    Mimi wollte der Schwester nicht wehtun, wußte deshalb nicht, was sie antworten sollte. Das klang alles so phantastisch. Rajasinha sollte vom Gobelin heruntergestiegen sein. Mimi konnte sich das einfach nicht vorstellen. Sie zuckte stumm mit den Achseln.
    Susan starrte sie erschrocken an. »Du glaubst mir nicht?« fragte sie bestürzt. Es war ihr so wichtig, bestätigt zu bekommen, daß sie nicht verrückt war, denn eigentlich zweifelte sie nun selbst schon an ihrem Verstand.
    Mimi legte ihre Hand um Susan. »Vielleicht war es ein böser Traum.«
    Susan riß sich los. Sie schlug sich zornig auf die Stirn und schrie: »Da drinnen ist noch alles in Ordnung, Mimi, behandle mich nicht wie eine Irre!«
    »Das tu’ ich nicht, tu’ ich ganz gewiß nicht, Susan. Komm, geh wieder zu Bett.«
    »Denkst du, daß ich nach diesem Erlebnis schlafen kann?«
    »Du solltest es wenigstens versuchen.«
    »Er hat den Gobelin verlassen!« schrie Susan ärgerlich. »Er war in der Küche! Er kann das!«
    »Es gibt Träume, die sind so realistisch, daß man sie für Wirklichkeit hält…«
    Susan winkte zornig ab. »Ich möchte nichts mehr von Träumen hören! Das war kein Traum, Mimi!«
    »Na schön. Dann war es eben kein Traum. Willst du jetzt mit mir nach oben gehen? Oder ziehst du es vor, hier unten zu bleiben?«
    Erschrocken schaute Susan zum Gobelin, dann schüttelte sie hastig den Kopf. »Nein. Allein bleibe ich nicht hier unten.«
    »Dann komm.«
    Sie gingen nebeneinander die Treppe hinauf – zwei alte Frauen, ein wenig gebeugt, in langen, weißen Nachthemden. Mimi kroch wieder unter die Decke. Auch Susan legte sich ins Bett. Mimi gähnte und sagte: »Morgen werden wir ausführlich über alles reden, ja? Versuch jetzt zu schlafen, Susan.«
    »Hm«, machte Susan, doch sie schloß ihre Augen nicht. Und plötzlich waren wieder all jene Geräusche im Haus, die sie geweckt hatten. Irgendwo
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