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GK0137 - Das Todeskabinett

GK0137 - Das Todeskabinett

Titel: GK0137 - Das Todeskabinett
Autoren: Jason Dark
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den Raum.
    Blitzschnell zog sie die Tür wieder zu.
    Im Innern des Zimmers puffte eine Stichflamme hoch und wurde innerhalb von Sekunden zu einer Feuerwand.
    Lydia Bradford hatte Larry vom Haus weggezogen. Der junge Mann hielt das Fahrrad und starrte aus weit aufgerissenen Augen auf das brennende Haus.
    Schon zerplatzten die ersten Scheiben.
    Flammen leckten aus den Öffnungen. Lydia Bradford und Larry Harker mußten ein Stück zurücktreten, als der Gluthauch der Hitze sie streifte.
    »Mein Klavier«, sagte Larry und bewies gleichzeitig, daß er Milly schon vergessen hatte.
    »Keine Angst, du bekommst ein neues. Wir werden dir sogar einen richtigen Konzertflügel kaufen, und es wird nicht lange dauern, da feierst du Triumphe. Ich sehe deinen Namen schon in allen großen Städten der Welt. Larry Harker spielt Chopin. Die Welt wird aufhorchen, glaube mir.«
    Der zuckende Flammenschein ließ den fanatischen Glanz in den Augen der Alten noch intensiver erscheinen.
    Das Feuer hatte jetzt das gesamte Haus erfaßt. Eine Wand brach zusammen. Lange Flammenzungen leckten aus dem Dach. Funken wurden hochgewirbelt, stiegen in den Nachthimmel und verglühten.
    Es war ein schaurig schönes Bild, das sich den Blicken der beiden Menschen bot.
    »Komm, Larry, wir haben hier nichts mehr verloren.«
    Larry Harker stieg in den Sattel, und Lydia Bradford nahm auf dem Gepäckträger Platz. Der leere Benzinkanister schaukelte in ihrer rechten Hand.
    Es war schwierig, durch den dicken, glitschigen Schneematsch zu fahren. Larry hatte Mühe, das Rad in der Spur zu halten und fuhr Schlangenlinien.
    Er war froh, als er nach einer Viertelstunde eine asphaltierte Straße erreichte, die in einigen Windungen auf Tonbridge zuführte.
    Tonbridge ist ein kleiner Ort zwischen London und Southampton, und ungefähr gleichweit von beiden Städten entfernt. Der Ort zählt sechstausend Einwohner und liegt in einer idyllischen Hügelgegend. Industrie gibt es kaum. Viele der männlichen Einwohner arbeiten in London oder Southampton und kommen nur am Wochenende nach Hause.
    Larry Harker lebte mit seinen beiden Tanten am Stadtrand von Tonbridge in einem alten Haus, das um die Jahrhundertwende erbaut worden war. Es war zweistöckig, und Larry hatte die gesamte obere Etage für sich, während die Tanten unten ihr Reich besaßen.
    Als sie über den schmalen Plattenweg fuhren, der den Vorgarten teilte, wurde die Haustür geöffnet.
    Eine Frau, die Lydia Bradford aufs Haar glich, stand in dem offenen Türrechteck.
    »Da seid ihr ja endlich«, rief sie, »ich hatte mir schon große Sorgen gemacht.«
    Auch die Stimme war mit der von Lydia identisch.
    Lydia Bradford sprang zu Boden. Ein heimlicher Beobachter hätte sich gewundert, wie gelenkig die Frau noch war.
    »Es ist alles in Ordnung, liebe Emily«, sagte sie und schlüpfte ins Haus. »Bring du doch das Fahrrad in den Schuppen«, rief sie über die Schulter dem jungen Larry Harker zu.
    »Ja, Tante Lydia.«
    Die beiden Frauen gingen in den Wohnraum. Lydia zog ihre Kostümjacke aus und hängte sie über eine Sessellehne.
    »Es hat alles geklappt«, flüsterte sie ihrer Zwillingsschwester zu. »Larry wird wohl nie mehr etwas mit einem Mädchen anfangen.«
    Emily Bradford rieb sich die knochigen Hände. »Du bist wunderbar, Lydia«, sagte sie. »Ich hätte das kaum gekonnt.«
    »Bedanke dich nicht bei mir, sondern bei ihm. ER hat uns geholfen.«
    »Du meinst, wir haben es geschafft?« Emilys Augen leuchteten fanatisch.
    »Ja. ER ist gekommen. Ich habe ihn sehen können. Oh, es war phantastisch. ER war riesig, und in den Händen hielt er eine scharfe Sense, genau wie wir es uns immer gewünscht haben. ER hat uns nicht im Stich gelassen, wir werden ihm noch heute nacht dafür danken. Wir…«
    »Still, Lydia. Larry kommt zurück.«
    Schon wenige Sekunden später stand der junge Mann im Livingroom. Er hielt den Kopf gesenkt, machte einen niedergeschlagenen Eindruck.
    »Aber was ist denn mit dir, mein Junge«, rief Emily Bradford, trat auf Larry zu und nahm seinen Kopf in beide Hände. »Du darfst jetzt nicht mehr daran denken. Es wird alles wieder in Ordnung kommen. Vergiß dieses Mädchen, denke an dich und an uns.«
    »Ja, Tante Emily.«
    »Du bist ja müde«, sagte Lydia Bradford. »Am besten, du legst dich hin. Warte, ich gehe mit dir hoch.«
    »Ja.« Larry drückte sich aus dem Sessel, hauchte Emily einen Kuß auf die faltige Wange und stieg mit Lydia die schmale Treppe hinauf. Das Geländer und die gedrechselten
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