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GK0137 - Das Todeskabinett

GK0137 - Das Todeskabinett

Titel: GK0137 - Das Todeskabinett
Autoren: Jason Dark
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umspielte ihre Mundwinkel. Sie wußte, daß Larry Wachs in ihren Händen war.
    »Warum glaubst du mir denn nicht?« heulte Larry Harker. »Ich habe sie doch nicht getötet. Es war ein anderer. Ich habe ihn sogar gesehen.«
    »So?« Lydia Bradford lachte spöttisch. »Wie sah er denn aus?«
    Larry wischte sich über das Gesicht. »lch – äh – also genau kann ich das nicht sagen. Es war schließlich dunkel draußen. Also die ganze Sache war so. Ich bin mit Milly hier in die Hütte gegangen, um einige Stunden…«
    »Was du wolltest, kann ich mir denken«, sagte die Alte. »Erzähle das Wesentliche.«
    »Wir waren hier, und plötzlich hörte ich Schritte. Draußen vor dem Haus. Ich bin hinausgelaufen, um nachzusehen und habe mich auch vom Haus entfernt. Und dann hat mich jemand niedergeschlagen. Ich lag auf dem Boden, Tante Lydia, konnte mich nicht bewegen und bekam doch alles mit. Ich war nur gelähmt, doch mein Geist arbeitete weiter. Eine dunkle Stimme sagte dann: Narr oder so ähnlich, und dann sah ich einen Fuß. Aber das war kein richtiger Fuß, sondern ein Skelettknochen. Die Knochen schimmerten bleich, und der Fuß schien die Erde kaum zu berühren. Ich hatte Angst um Milly, wollte ihr helfen, konnte mich aber nicht bewegen. Und plötzlich ging es dann wieder. Ich sprang auf, rannte zum Haus und fand sie. Tot.« Larry Harker fing wieder an zu weinen. »Alles andere weißt du ja, Tante.«
    Lydia Bradford schüttelte den Kopf. »Diese Version wird dir niemand abnehmen. Vielleicht war es so – vielleicht aber auch nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du weißt doch selbst, daß du anders bist als die übrigen jungen Männer in deinem Alter. Du bist sehr sensibel und sogar krank, mein Junge.«
    »Krank? Aber davon habe ich ja gar nichts gewußt.«
    Lydia Bradford nickte. »Wir haben es dir auch immer verschwiegen. Es ist keine Krankheit im körperlichen Sinne, sondern sie ist mehr geistig bedingt. Es gibt in deinem Leben oft Stunden, wo dein Gedächtnis dich verläßt, und dann wirst du zu einem Risikofaktor. Aus diesem Grunde haben wir dich auch immer behütet wie unsere Augäpfel. Du hast es oft als Last empfunden, aber es war nur zu deinem Besten. Heute abend bist du weggelaufen, zu einem Mädchen. Tante Emily und ich, wir hatten uns große Sorgen gemacht und dich überall gesucht. Bis ich die Idee mit diesem Haus hatte. Leider bin ich ein paar Minuten zu spät gekommen, sonst hätte ich alles noch verhindern können.«
    »Ich verspreche dir, daß ich von nun an nur auf euch hören werde«, erwiderte Larry Harker mit leiser Stimme und senkte den Kopf.
    »Dann laß uns die Sache hier vergessen, und hilf mir, daß Haus anzuzünden. Draußen steht mein Fahrrad. Auf dem Gepäckträger ist ein Kanister mit Benzin. Hol ihn doch bitte herein.«
    »Ja, Tante.«
    Larry Harker erhob sich und ging nach draußen. Er war noch so durcheinander, daß er gar nicht auf die Idee kam zu fragen, wieso seine Tante schon einen Benzinkanister mitgebracht hatte. Er führte automatisch jeden Auftrag aus.
    Lydia Bradford blieb allein im Haus zurück. Sie hatte die knochigen Arme in die Hüften gestemmt und sah sich um. Ohne Erbarmen blickte sie auf das tote Mädchen. Sie erschrak nicht einmal über den grauenvollen Anblick. Schließlich hatte diese dumme Gans sich ihren Tod selbst zuzuschreiben. Sie hätte die Finger von Larry lassen sollen. Der Junge gehörte ihr und ihrer Zwillingsschwester allein.
    Larry Harker kam zurück. In der rechten Hand trug er den Kanister. Der junge Mann bot ein Bild des Jammers.
    Sein Blick flackerte unruhig. Auf seinem Gesicht lag die nackte Angst. Er zitterte.
    »Komm, gib den Kanister her!«
    Lydia Bradfords Stimme klang weich, beruhigend. Die Frau nahm Larry den Kanister ab, öffnete den Verschluß und goß Benzin über die Mädchenleiche.
    Es gluckerte, als die Flüssigkeit aus dem Kanister floß. Lydia Bradford kippte auch Benzin über die Wände, benetzte den alten Schrank und verteilte es sogar auf dem Fußboden.
    Dann war der Kanister leer.
    »Hier, halt ihn solange«, sagte sie.
    Aus ihrer kleinen Handtasche kramte Lydia eine Packung Zündhölzer. Dann schob sie Larry nach draußen und stellte sich selbst an die Tür. Schon füllten die Benzindämpfe den Raum, machten das Atmen zur Qual.
    Lydia Bradford verließ ebenfalls das Haus, zog ein Kopftuch aus der Handtasche, riß das Zündholz an und setzte das Tuch in Brand.
    Sie öffnete die Tür spaltbreit und warf das brennende Stück Stoff in
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