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GK0137 - Das Todeskabinett

GK0137 - Das Todeskabinett

Titel: GK0137 - Das Todeskabinett
Autoren: Jason Dark
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umgebracht hat. Alle halten mich für einen Schwächling, aber das bin ich nicht. Ich werde es Ihnen zeigen.« Larry wischte sich über die Stirn, holte ein Taschentuch hervor und schneuzte sich die Nase. »Sie sollen mich noch kennenlernen«, flüsterte er. »Ja, ich werde deinen Tod rächen.«
    Larry Harker stand auf, nahm zwei Kerzen von der Fensterbank und stellte sie auf den Nachttisch.
    »Die Totenkerzen«, sagte er. »Sie werden dich begleiten. Ich werde sie immer erneuern. Jedesmal wenn sie heruntergebrannt sind, komme ich und wechsele sie aus.«
    Aus Larry Harkers Worten sprach in diesen Augenblicken der Wahnsinn. Er hatte den Tod seiner Freundin einfach nicht verkraften können.
    Behutsam strich Larry der Toten das weizenblonde Haar aus der Stirn und schloß mit einer zärtlichen Geste ihre Augen. »Ich sage niemandem, daß du tot bist, Milly. Auch nicht meinen Tanten. Sie brauchen es nicht zu wissen. Weißt du, sie haben mir nicht gegönnt, daß du zu mir gehört hast. Aber ich habe mich diesmal nicht beirren lassen. Ich habe meinen Willen durchgesetzt. Ich bin stärker geworden, Milly, und das verdanke ich ganz allein nur dir.«
    Wieder putzte sich Larry Harker die Nase. Er hatte das Taschentuch kaum weggesteckt, als er plötzlich eine Stimme hinter seinem Rücken hörte.
    »Aber Larry, mit wem redest du denn da?«
    Wie vom Blitz getroffen fuhr Larry Harker herum. Sein Gesicht verzerrte sich in panischem Schrecken, doch die Züge glätteten sich rasch, als er erkannte, wer dort gekommen war.
    »Tante Lydia«, sagte der junge Mann erstaunt. »Was willst du denn hier…?«
    ***
    Lydia Bradford lachte schrill. »Was ich will? Ich will dir helfen, mein Kleiner.«
    Larry verzog das Gesicht. Da war es wieder. Mein Kleiner, hatte sie gesagt. Oh, wie er diese verdammten Kosenamen haßte!
    Wild schüttelte Larry den Kopf. »Nein, mir braucht keiner zu helfen. Ich kann auf mich allein achten.« Verzweifelt versuchte er, mit seinem Körper die Tote zu decken. Es gelang ihm nicht.
    Lydia Bradford kam näher. Sie trug ein enges kariertes Kostüm und eine Stola um die Schultern. Ihr Gesicht war hager. Tiefe Falten ließen die Haut wie rissiges Mauerwerk erscheinen. Die Nase stach wie ein Pfeil hervor, und der schmallippige Mund war nach unten gebogen. Die grauweißen Haare hatte Lydia Bradford hochgesteckt und sie auf dem Kopf zu einem Knoten gebunden. Hinter den Brillengläsern funkelten kalte, wache Augen, die jeden Menschen, den Lydia kennenlernte, sofort negativ einstuften. Nur bei Larry Harker hatte Lydia Bradford eine Ausnahme gemacht. Ihm allein galt ihre ganze Sorge.
    »Was ist geschehen?« fragte sie, und ihre Stimme klang jetzt weich und beruhigend.
    Larry hob die Schultern. »Ich…«
    »Du hast sie umgebracht, nicht wahr?«
    Larry sprang auf. »Nein!« kreischte er. »Ich habe sie nicht getötet. Es war ein anderer. Ich habe sie doch geliebt, mein Gott.«
    »Setz dich wieder hin, Darling.« Die siebzigjährige Frau sprach mit Larry wie mit einem kleinen Kind. »Wir wollen gemeinsam überlegen, wie wir uns aus dieser Situation herauswinden können.«
    »Aber ich habe sie doch nicht getötet!«
    »Mein armer Junge.« Lydia Bradfords knochige Finger umfaßten Larrys Schultern. »Ich weiß doch, daß du mich nicht anlügst. Aber ob dir die Polizei auch glaubt, das ist fraglich.«
    »Die Polizei?«
    »Natürlich. Wir müssen sie verständigen. Das ist unsere Pflicht als Bürger.«
    »Ja – aber.« Larry blickte auf seine Hände, die blutverschmiert waren. Millys Blut. Auch auf seiner Kleidung befanden sich die dunklen rostfarbenen Flecken. »Was soll ich aber dann machen, Tante Lydia? Wenn das so ist, werden sie mich doch einsperren.«
    »Nein, mein Junge. Dich wird niemand einsperren. Laß mich nur machen. Allerdings mußt du von nun an alles tun, was deine beiden Tanten dir sagen.«
    Larry nickte eifrig. Sein Vorsatz, auf eigenen Füßen zu stehen, war vergessen. Er stand wieder völlig unter dem Bann der alten Frau.
    »Was geschieht nun, Tante Lydia?«
    »Gar nichts. Du mußt mir nur einige Fragen beantworten.«
    »Ja.«
    »Warum hast du sie getötet?«
    Larrys Kopf ruckte hoch. Er fletschte die Zähne wie ein Wolf. »Aber ich habe sie doch nicht getötet!« schrie er. »Ich habe sie nicht umgebracht!« Er wiederholte den Satz mehrere Male und schlug sich dabei mit beiden Fäusten auf die Oberschenkel.
    Lydia Bradford ließ ihn toben. Aus kalten Augen beobachtete sie den jungen Mann. Ein zynisches Lächeln
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