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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang
Autoren: Andreas Geist
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das Sonnenjahr auf dreihundertsiebzig Tage verlängert hatte. Steve Watson wusste, dass das UMO in einem Wurmloch verschwunden war, und niemand konnte sagen, in welchem Universum es sich befand, wenn man nicht der Einfachheit halber einem Schwarzen Loch sein ganz eigenes Universum zugestand.
    Für sämtliche digitalen Daten hatte der Supergau stattgefunden. Einige konnte man rekonstruieren, doch es war nicht mehr möglich sie eindeutig einem Zeitpunkt zu zuordnen. Die Zeit hatte buchstäblich ihr Gesicht verändert, und plötzlich verstanden die Ritter der Rose, weshalb dieser letzte Tag des Mayakalenders so endgültig war.
    Das UMO hatte das alte Kalendersystem ausgelöscht. Es war der erste Tag einer neuen Zeit, in der die Menschheit die Chance bekam, den Müll der Vergangenheit, der nun zum größten Teil ein unentwirrbares Knäuel geworden war, vom Tisch zu fegen.
     
    Tabula rasa , die leere Tafel, das weiße Blatt Papier übte auf Menschen, die Visionen hatten, immer eine Faszination aus.
    Den meisten machte es Angst. Sie sorgten sich darum, ob ihre Bankdaten noch existierten, oder ihre Fernseher und Notebooks den elektromagnetischen Impuls des UMOs überlebt hätten, um einfach weiter machen zu können wie bisher.
    Mit der Auflösung aller gesellschaftlichen Strukturen und Verwaltungen, deren vollkommene Abhängigkeit von funktionierenden Datennetzen den Menschen schmerzlich ins Bewusstsein trat, kam es zu Plünderungen und bewaffneten Konflikten. Das Chaos war unbeschreiblich, doch es zwang alle Bewohner dieser einen, zerbrechlichen Erde dazu, sich auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zu besinnen.
    Erst jetzt begann die Aufgabe der Ritter der Rose. Es brauchte ihr Licht gegen den gefallenen Lichtträger, der außer Simon Magus viele Namen hatte. Es zeigte sich, dass sie nicht alleine waren, sondern ein Netz verschiedener Rosenbruderschaften die ganze Welt überzog. Die losen Enden dieses Netzes waren auf wundersame Weise in den letzten Tagen des Äons zusammengeknüpft worden, sodass es in der Lage war, die Menschen aufzufangen. Es wäre die Aufgabe zukünftiger Generationen, dieses Netz zu erhalten, bis der nächste Umlauf der Zeit vollendet wäre.
    Die Ritter der Rose organisierten Nachbarschaftshilfen und Aufräumarbeiten und nahmen diejenigen in die Rosenbruderschaft auf, die verstanden hatten, dass sie die Arche war, von der seit dem Gilgamesh Epos die Überlebenden am Ende des Äons ihren Fuß auf eine neue Welt setzten. Die alte Welt war untergegangen und dennoch trug sie den Funken des Neubeginns bereits in sich.

57.
     
    Plötzlich war das Signal eines der Peilsender wieder da. Der Gruppenführer der kleinen Truppe, die noch immer im Tunnel nach Sven und den beiden Entführungsopfern suchte, atmete auf.
    Wenn sie einen von ihnen fänden, wären vielleicht die anderen beiden nicht weit.
    Sie rannten mit starken Lampen bewaffnet durch den Tunnel auf die Stelle zu, die das Signal anzeigte.
    Carolin war bei Ihnen. Sie hatte instinktiv beim Einsetzen des apokalyptischen Unwetters mit einigen Nachbarn Schutz im stillgelegten Eisenbahntunnel gesucht, der nur wenige hundert Meter vom Haus in der Hindenburgstraße entfernt lag.
     
    Christopher erwachte unsanft. Irgendjemand schrie ihn an und klatschte ihm rechts und links auf die Wangen. Er wollte einfach noch schlafen, aber der Quälgeist gab keine Ruhe, und so schlug er unwillig die Augen auf.
    Er blinzelte in das Licht greller Scheinwerfer, dann machte sein Herz einen Sprung.
    „Carolin“, flüsterte er heiser. Ihre Haare hingen ihr in Strähnen nass ins Gesicht, doch sie sah für ihn schöner aus denn ja. Sie weinte vor Freude, denn Christopher war so verdreckt und von blutigen Krusten bedeckt, dass sie befürchtet hatte, er würde sterben. Sie nahm seine Hände und küsste sie.
    Er erschrak. Beide Handflächen waren durchbohrt, und als er sich aufrichtete und seine schmutzigen Füße ansah, waren auch sie auf den Fußrücken durchstochen. Er erinnerte sich, dass Sven Herrn Gryphius erledigt hatte, gerade als er den ersten Nagel in seine rechte Handfläche setzte. Oder täuschte er sich? Er drehte sich ruckartig zur Seite. Der plötzliche Schmerz in den Rippen raubte ihm den Atem, doch er sah fassungslos, was ihm wieder eingefallen war.
    Die Wand war massiv, und es gab keine Spur von einem Stollen, der in die Höhle der Zeremonie führte. Er krächzte:
    „Carolin, Sven ist noch irgendwo da drin, Ihr müsst ihm helfen“.
    Sie schaute ihn
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