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Gilgamesch - Der Untergang

Gilgamesch - Der Untergang

Titel: Gilgamesch - Der Untergang
Autoren: Andreas Geist
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wenigen Minuten die Einschaltquote in die Höhen. Er war ein charismatischer Redner, den weder seine ehemaligen Arbeitskollegen noch Menschen, die ihm nahe standen, in ihm vermutet hatten.
    An diesem Abend war er nicht mehr der alte John Campbell mit dem kleinen Häuschen und dem langweiligen Alltag eines einsamen Rentners, sondern ein Ritter der Rose, der in eine Nachfolge trat, deren Wurzeln sich im Dunkel der Geschichte verloren.
    John Campbell schaffte es in dieser Ansprache, die schließlich nahezu jeder in den USA hörte, der einen Fernsehapparat besaß, die Haltung der Amerikaner wenigstens für einen kurzen Augenblick vollkommen umzukrempeln. Sie gaben ihre God-Bless-America Haltung auf, und das Wohl der anderen rückte für einen Moment in den Fokus ihres Lebens.
    John Campbells Meinung als Pionier der Erdölindustrie hatte immer noch Gewicht. Wenn er behauptete, er könne das Öl unter Alaska förmlich riechen, so nahm man ihn ernst. Er hatte Mitarbeiter aller großen Ölkonzerne, die er aus alten Tagen kannte, mit der Überzeugung geimpft, dass es für die kommenden zehn Jahre Öl in Fülle gäbe, sodass die ExxonMobil nach seiner Ansprache in einer Sondersendung ihre Zurückhaltung aufgab, und den Fund der größten Lagerstätte seit Ghawar verkündete. John Campbell ließ aber keinen Zweifel daran, dass diese Galgenfrist dazu genutzt werden müsse, durch eine Zusammenarbeit aller Naturwissenschaftler und Ingenieure der Welt, den gigantischen Kraftakt, das Öl zu ersetzen, jetzt zu leisten. Spontane Meinungsumfragen im Anschluss an die Nachrichtensendung ergaben, dass die Chancen des Präsidenten für eine Wiederwahl dann am größten seien, wenn er sich für eine gerechte Verteilung der verbliebenen Ressourcen der Erde einsetze.
    Die Militäraktion Enduring Oil wurde auf dem Mauna Kea sofort auf Eis gelegt und die Pläne verschwanden in der Schublade.
    Nachdem Obama und sein Stab sich händeschüttelnd und vor Erleichterung lächelnd von den großen Flachbildschirmen abwandten, über die gerade die CNN-Nachrichten geflimmert waren, bat Henry Jones den Präsidenten um eine Unterredung unter vier Augen.
    Nachdem er ihm die fantastische Geschichte der vier Männer erzählt hatte, die seit ihrer Geburt auf die eine Aufgabe vorbereitet worden waren, ging er aufs Ganze. Er schärfte dem mächtigsten Mann der Welt ein, dass er nichts gegen das UMO unternehmen dürfe, da es von alleine durch ein Wurmloch in ein anderes Universum verschwinde, kurz bevor es die Erde atomisieren könne. Zudem solle er die Schutzanzüge unter Verschluss halten, deren geheime Produktion über fünf Milliarden Dollar verschlungen hatte, um sie später heimlich zu vernichten.
    Auch Henry Jones war ein anderer geworden.
    Der Präsident schwankte noch zwischen zwei Optionen. Entweder stand ein weiterer Engel vor ihm, der ihm einen Ausweg aus einer vollkommen ausweglosen Situation anbot, oder aber sein alter Freund war vollkommen verrückt geworden.
    Als sie aber ein CIA-Mitarbeiter unterbrach, und dem Präsidenten ins Ohr flüsterte, der chinesische Ministerpräsident habe die Schließung der Grenzen bis auf Weiteres verschoben und dies mit dem Zitat einer konfuzianischen Weisheit begründet, an dem die Dechiffrierabteilung noch mit Hochdruck arbeite, da traf der mächtigste Mann der Welt eine weitreichende Entscheidung.

55.
     
    Herr Gryphius und Silvia blickten auf Christopher hinab, der etwas benommen aber bei vollem Bewusstsein war. Gryphius bediente sich seiner Assistentin wie ein großer Magier. Sie reichte ihm auf einem goldenen Tablett ein Schälchen mit etwas, dass Christopher von seiner Position aus nicht erkennen konnte.
    Nein, es war kein Tablett, es war die goldene Kalenderscheibe des Quetzalcoatl, die nun alle Fäden zusammengeführt, und die Katastrophe nicht verhindert, sondern den Countdown vor tausend Jahren in Gang gesetzt hatte.
    Welche furchtbare Ironie. Christopher erinnerte sich an seinen Traum und an die Qual des Mannes, der selbstlos sein Leben geopfert, und dadurch nicht nur die guten Seelen, sondern auch die Mächte der Unterwelt auf den Plan gerufen hatte.
    Silvia funkelte ihn mit kalten Augen an. Sie und Gryphius waren wie füreinander geschaffen, und Christopher fühlte sich schmutzig, wenn er an die körperliche Vereinigung mit ihr zurückdachte. Er war benutzt worden, doch nur deshalb, weil er sich benutzen ließ. Wenn es eine Schuld gab, dann hatte er sie auf sich geladen.
    Er betete, was er schon lange
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