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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Schaubild und fokussierte die
Wörter Organtransplantation und Pilzvergiftung .
Zwischen diesen beiden sprangen seine Pupillen hin und her.
    »E g’sunde Lunge hät der Reinschtetter also braucht«, murmelte
Winterhalter.
    Hummel bejahte. »Wer könnte denn etwas dagegen gehabt haben? Es
spendet doch nur jemand Organe, der auch zuvor sein Einverständnis erklärt
hat«, überlegte er.
    »Jo – eher unwahrscheinlich, dass irgendwer erscht zug’stimmt hat un
dann de Empfänger umbringt, weil er doch nimmer spende will«, meinte
Winterhalter und blickte wieder auf sein Schaubild. »Un wa ka des mit dere
sechsfache Dosis Gift zu tun habe?«, fuhr er fort. Mit Hummel als Partner
machte das Rätseln irgendwie mehr Spaß als mit Thomsen.
    »Der arme Dietrich«, meinte Hubertus. »Nicht nur, dass er getötet
wurde – dazu noch so grausam! Diese Überdosis Gift muss ja seinen Körper von
innen fast völlig zerstört haben.«
    Winterhalter stimmte zu.
    Und plötzlich waren seine Gedanken so klar wie der tiefblaue
Schwarzwälder Herbsthimmel an diesem Tag. Und sein Stolz so groß, dass er sich am
liebsten selbst auf die kräftige Schulter geklopft hätte.
    Dafür hatte er allerdings keine Hand mehr frei, sodass er schlicht
sagte: »Herr Hummel, Sie sin genial! I glaub, i weiß, warum de Reinstetter
vergiftet worde isch. Wenn jemand e Pilzvergiftung hät, dann greift des
Amanitin vor allem die Organe an. D’Leber un d’Niere. Sie sage, dass de
Reinstetter en Termin im Transplantationszentrum g’habt hät. Aber wer sagt
denn, dass er e Organ empfange sollt? Vielleicht sollt er au eines spende?
Wartet Sie, bis ich da bin«, sagte Winterhalter und legte auf.
    Hummel saß auf dem Bett in seinem Zimmer und schwieg verblüfft.

34. HINTER DEM PARAVENT
    Professor Kriegs Sekretärin verabschiedete sich in den
Feierabend.
    »Haben Sie den Termin mit diesem Hummel vereinbart, Fräulein Haas?«,
fragte der Professor noch.
    »Ja, ich habe ihn auf morgen um zehn Uhr gelegt«, sagte sie und
lächelte.
    »Aber in mein Büro kommt der Herr nicht mehr!«
    »Nein, Herr Professor – das sagten Sie ja. Ich habe ihn deshalb in
Behandlungsraum 3 bestellt!«
    Sie hatte gute Arbeit geleistet, sich umgehört: Dieser Hummel war
mittlerweile für seine »Karottensucht« im Hause bekannt. Da lag es nahe, dass
der Rest auf dem Chefarztschreibtisch von ihm stammte. Rückstände angeknabberter
Karotten pflasterten den Weg seiner Behandlungen und Anwendungen. Allerdings
hatte sie in Erfahrung gebracht, dass Hummel in den letzten Tagen mehrere
Termine nicht wahrgenommen hatte.
    Und noch etwas war bis zu ihr durchgedrungen: Hummel war befreundet
mit dem Journalisten, der neulich diesen fürchterlichen Artikel über die
Tannenklinik geschrieben hatte. Professor Krieg war davon ausgegangen, dass es
einen »Maulwurf« in der Klinik geben musste. Es galt also, schnell zu handeln.
    Krieg ging wieder in sein Büro und schloss die Terrassentür, denn
die frühabendliche kühle Herbstluft zog mit einem sanften Wind herein. Er
beobachtete einen Moment lang gedankenverloren die Eichhörnchen im Kurpark und
setzte sich dann an seinen Schreibtisch. In seinen Terminkalender trug er für
den nächsten Tag 10 Uhr: Hummel – Möhre! ein.
    Aber was genau hatte der Patient hier bei ihm gewollt? Und was hatte
er bei seinem Aufenthalt mitbekommen?
    Was indes Krieg nicht mitbekam, war die Tatsache, dass sich erneut
jemand in kniender Position hinter seinem Paravent verschanzt hatte. Und dieser
Jemand kämpfte wie Hummel tags zuvor damit, ein Schnaufen zu unterdrücken.
    Krieg war derweil in seine Unterlagen vertieft. Plötzlich glaubte
er, ein Rasseln zu hören. Ganz leise.
    Der Chefarzt legte den silbernen Füller, mit dem er gerade Papiere
unterzeichnet hatte, beiseite.
    Das Geräusch war verschwunden.
    Schwungvoll setzte er seinen Namenszug unter das nächste Dokument: Prof. Dr. Dr. P. Krieg .
    Doch es war nicht der Füller, der das Geräusch verursachte.
    Er verharrte mitten in der nächsten Unterschrift: Prof. Dr.  – weiter kam er nicht.
    Krieg fuhr herum. Er benötigte nur wenige Sekunden, um zu bemerken,
dass sich hinter dem Paravent jemand befand.
    »Es geht mittlerweile um drei Morde, Herr Professor!«, sagte dieser
Jemand, nachdem er sich aufgerichtet hatte und nun auf Krieg zukam. »Und für
zwei davon werden Sie nicht nur finanziell büßen.«
    Eine, vielleicht zwei Schrecksekunden benötigte der Professor. Dann
wahrte er wieder die Contenance. Aufrecht
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