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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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der Wand öffnete sich, die er zuvor gar nicht wahrgenommen hatte. Er erkannte die wohlgeformte Silhouette einer Frau, die nun aus ebendieser Tür auf ihn zukam und auf der anderen Seite des Tisches Platz nahm. Ein riesiger Hut war ihr ins Gesicht gezogen, so dass er lediglich ihre vollen roten Lippen und das zierliche Kinn erkennen konnte. Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln – die freundlichste Geste seit seiner Gefangennahme. Fasziniert musterte er ihren engen schwarzen Hosenanzug, der hervorragend zu dem ebenso dunklen Hut und den vermutlich schwarzen Haaren passte. Genaugenommen konnte er ihre Haare gar nicht sehen, aber er hatte das Gefühl, sie wären seidig und rabenschwarz, denn diese Farbe passte perfekt zu ihrer schneeweißen Haut. Langsam hob sie den Kopf und ließ ihn endlich ihr Gesicht sehen. Es war atemberaubend schön. Sie wirkte wie ein Engel auf ihn. Ein fleischgewordener Traum. Die grünen Augen strahlten förmlich. Sie betrachtete seinen geschundenen und bis auf einen Lendenschurz nackten Körper. Von oben bis unten. Und er fühlte sich plötzlich schrecklich schäbig, ihrer gar nicht würdig. Ihr Blick verweilte zwischen seinen Beinen.  
    »Du bist mir gleich aufgefallen«, meinte sie und schmunzelte.  
    Offenbar hatte sie im Publikum gesessen. Das musste bedeuten, dass sie eine hohe Dämonin war. War sie möglicherweise sogar dafür verantwortlich, dass er jetzt hier, vor ihr, saß? Sie lachte plötzlich. Er wusste zunächst nicht, worüber, aber dann bemerkte er, dass sein Körper auf die unbekannte Frau mit äußerst eindeutigen Symptomen reagierte. Die riesige Erektion war ihm unendlich peinlich.  
    »Wir warten draußen«, sagte der große Wächter, und beide Männer verließen den Raum. Knallend fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss.  
    »Du willst also Gladiator werden…«  
    Von Wollen konnte gar keine Rede sein.  
    Die Fremde erhob sich, kam zu ihm herüber und ging einmal um ihn herum, ihn von oben herab musternd. Erneut konzentrierte sich ihr Blick auf seinen Schritt.  
    »Welche Verschwendung.« Sie musterte ihn genauestens. »Sehr hübsch«, stellte sie anerkennend fest. »Man hat mir gesagt, dass du schön bist.« Sie blieb neben ihm stehen und fuhr ihm mit den Fingern durchs Haar. »Aber sie haben noch untertrieben.«  
    Schön war er vielleicht einmal gewesen. Vor langer Zeit. Nun war er schmutzig, stank nach Angst und Schwefel. »Heute ist ein guter Tag für dich, Gargoyle.« Ihre Stimme klang angenehm sanft, sehr sanft. Und verführerisch. »Versuch dich zu entspannen.«  
    Sie wusste, dass er kein Dämon war, und doch schien sie ihm freundlich gesinnt. Warum, wollte er fragen, aber seine blutigen Lippen brachten keinen Laut hervor.  
    »Ich glaube, du bist der Richtige.«  
    Sie kniete sich hin, legte eine Hand auf seinen nackten Oberschenkel und beobachtete seine Reaktion. Dieses Mal hatte er sich unter Kontrolle. Kein Zucken, kein Zittern.  
    »Wovon sprichst du?« Seine Stimme klang belegt.  
    »Von einem lukrativen Angebot.«  
    Er verstand noch immer nicht.  
    »Ich möchte, dass du für mich arbeitest.«  
    »Und was für eine Arbeit soll das sein?« Steine klopfen? Gladiatoren ausbilden? Sexuelle Dienstleistungen?  
    »Nur ein paar Aufträge für meine Agentur, nichts, was du nicht könntest. Im Gegenteil, durch deine Nähe zu den Menschen bist du besser geeignet als jeder andere. Niemand weiß so gut wie du, wie sie denken, fühlen und funktionieren.«  
    Sie beugte sich zu ihm vor, so dass ihre Lippen sein Ohr streiften. Sie fühlten sich heiß an. Heiß und weich. Zugleich bohrten sich drei ihrer Fingernägel in die linke Seite seines Halses, so als wollte sie ihn markieren.  
    »Sei nicht dumm. Dir steht die Welt offen. Du willst doch nicht den Rest deines Lebens in der Hölle verbringen, habe ich nicht recht?«, fragte sie verführerisch.  
    Nein, das wollte er mit Sicherheit nicht.  

Kapitel 1  
     
    217 Jahre und zwei Monate später  
    »Ups, die war neu.« Cynthia betrachtete kichernd den feuchten Fleck auf ihrer Bluse, der sich herzförmig auf ihrer Brust ausbreitete. Sie spürte das Prickeln der winzigen Bläschen durch den Stoff hindurch, der sich an ihre Haut schmiegte, so dass man die Form ihres Busens durchschimmern sah. Ungeschickt wirbelte sie mit dem Glas in ihrer rechten Hand herum und verschüttete den Sekt auf den Läufer. »Anna wird schimpfen.« Seltsamerweise fand sie diesen Gedanken äußerst komisch.  
    »Das ist
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