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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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längeres Gespräch zu werden. Cynthia schaute sich in Annas Schlafzimmer um, doch sie entdeckte überall nur Dinge, die ihr noch mehr einheizten. Eine Stehlampe, die eine äußerst zweideutige Form hatte, was ihr unter anderen Umständen vermutlich nie aufgefallen wäre, die blinkende Lichterkette am Fenster, die vermutlich nur einen harmlosen Weihnachtsbaum darstellen sollte, doch in ihrer Phantasie an etwas ganz anderes erinnerte, und schließlich das riesige Wandposter, auf dem der muskulöse Oberkörper eines Mannes zu sehen war, der eine zierliche Frau in den Armen hielt. Beide waren nackt. Wahrscheinlich ein Appetitanreger für Gregor und Anna. Auch bei Cynthia tat er seine Wirkung. Ihre Hand verschwand in ihrem Slip, und sie begann, sich mit Zeige- und Mittelfinger sanft zu massieren.  
    Plötzlich ging die Tür auf, und Tom kam endlich zurück. Sie war so erleichtert, denn viel länger hätte sie sich jetzt wirklich nicht mehr zurückhalten können. Aber warum hatte er sein Hemd wieder zugeknöpft? Und weshalb sprintete er quer durch den Raum auf die Tür zu, wo sie doch hier, zu seiner Rechten lag?  
    »Wo willst du denn hin?«, fragte sie erschrocken, denn es sah ganz so aus, als wollte er flüchten.  
    »Der Akku ist leer. Ich muss vom Festnetz aus noch mal anrufen. Tut mir leid, Süße. Aber mein Vater braucht dringend ein paar Informationen über ein neues Projekt. Das ist gerade megawichtig. Ich … bin gleich wieder da … versprochen …«  
    Die Tür knallte hinter ihm zu, und das Feuer in ihrem Inneren erlosch mit einem Schlag, gleich einer Feuerstelle, über die man einen Eimer kaltes Wasser kippte. Sie war enttäuscht, fühlte sich leer und merkwürdigerweise sehr, sehr müde. Es schien, als würde ihr Körper mit einem Mal alle Funktionen auf ein Minimum herunterfahren. Cynthia musste gähnen. Auch der Appetitanreger an der Wand funktionierte jetzt nicht mehr. Das Paar ließ sie sogar kalt. Der monotone Farbwechsel der Lichter, die im immer selben Takt erst rot, dann grün und schließlich blau leuchteten, schläferte sie noch mehr ein. Ihre Sicht verschwamm. Cynthia konnte jetzt nicht einmal mehr die Gesichter des Pärchens an der Wand klar erkennen. Es waren nur noch zwei verschwommene Flecken. Ihr fielen die Augen in immer kürzeren Abständen zu. Es war unendlich anstrengend, sie offen zu halten, kostete sie enorme Kraft, aber sie wollte jetzt nicht einschlafen, vielleicht kam er ja doch wieder? Sie streckte die Arme und Beine aus, genoss die wohltuende Wärme, die sie einlullte. Nur für einen kurzen Moment ließ sie die Augen geschlossen, gönnte ihnen eine Ruhepause, da hörte sie ein sinnliches Flüstern an ihrem Ohr. »Cynthia?« Jemand rief ihren Namen aus weiter Ferne.  
    »Cynthia, bist du wach?«  
    Sie schrak auf. Tom lag plötzlich neben ihr. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er wieder zurückgekommen war. Aber etwas anderes bemerkte sie hingegen sofort. Seine Hose war weg. Tom lachte herzlich, als er ihren orientierungslosen Blick bemerkte, und noch viel mehr, als sich ihre Augen bei dem Anblick weiteten, der sich ihr zwischen seinen Beinen bot.  
    »Du bist eingeschlafen«, klärte er sie auf.  
    Sie brauchte einen Moment, um klar zu denken. Wie viel Zeit war inzwischen vergangen? Sie wusste es nicht.  
    »Tut mir leid, ich konnte meinen Vater nicht abwimmeln. Aber jetzt bin ich wieder ganz für dich da, um dich zu verwöhnen, dich zu streicheln, zu küssen.«  
    Seine Lippen glitten über ihre nackte Schulter, in der offenkundigen Absicht, dort weiterzumachen, wo sie vorhin aufgehört hatten. Es hätte sich toll anfühlen sollen, aber ihre Erregung war verflogen. Ihr Körper fühlte sich immer noch betäubt an.  
    »Ich langweile dich doch nicht?«, fragte er erschrocken, weil sie plötzlich nur noch steif wie ein Brett dalag.  
    »Nein, nein«, versicherte sie. Das klang jedoch wenig überzeugend, wie sie selbst merkte. Der Alkohol schien seine Wirkung nun richtig zu entfalten. Sie war zu keinem leidenschaftlichen Gefühl mehr fähig.  
    »Vielleicht sollten wir für etwas mehr Spannung sorgen?«, schlug er vor und setzte sich zwischen ihre Beine. Vorsichtig zog er ihr den Slip aus und ließ seine Lippen über die Innenseite ihrer Schenkel wandern. Es fühlte sich schön an, war herrlich entspannend. Cynthia schloss die Augen. Er sagte irgendetwas, doch seine Stimme klang so fern, dass sie im nächsten Moment schon gar nicht mehr wusste, was es eigentlich war.
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