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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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Abend im Nirwana verschwunden. Vom missglückten Sex einmal abgesehen.  
    »Und was kam dabei raus?«, hakte Anna ungeduldig nach.  
    »Ich weiß es nicht mehr.«  
    Die Freundin schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Du wolltest ihn doch nach einem guten Photographen fragen, der dir vielleicht einen Freundschaftspreis für die Bodyline-Prospekte macht.«  
    Anna hatte nicht nur den Kontakt zu Tom Henning hergestellt, sie war auch diejenige, die sie an Hubert Graun vermittelt hatte. Dieser war ein angesehener Leichtathlet, der die nicht besonders gut laufende Studiokette Fit & Easy aufgekauft hatte, um daraus sein eigenes Ding zu machen. Eins hatte zum anderen geführt, Cynthia hatte ihm eine Mappe mit Entwürfen vorgelegt, und Herr Graun war begeistert gewesen, hatte sie sofort engagiert, obwohl sich ihre Agentur noch im Aufbau befand oder vielmehr momentan noch in ihrem eigenen Schlafzimmer.  
    »Meinst du, ich kann ihn anrufen?«, fragte Cynthia. Aber ihr Hintergedanke war keineswegs, Tom Henning um die gewünschte Information zu bitten. Das spielte natürlich auch eine Rolle, aber nicht die größte. »Oder wäre das unpassend?«  
    »Unsinn. Das ist genau das Richtige«, bestärkte sie Anna.  
    Cynthia würde ihn wirklich gern wiedersehen. Außerdem hatte sie das Gefühl, sich bei ihm entschuldigen zu müssen. Hoffentlich nahm er die Sache mit Humor. Ihr Blick fiel auf die Anzeige des Digitalweckers. Himmel! Es war schon nach zehn. Sie hätte längst im Laden sein müssen.  
    Eilig sprang sie aus dem Bett, doch ihr Elan wurde jäh gebremst. Ein heftiges Pochen breitete sich in ihrem Schädel aus. Sie hielt sich den schmerzenden Kopf. Warum wirkte diese verdammte Tablette noch nicht?  
    »Ich mache dir einen Kaffee«, bot Anna hilfsbereit an. Und der half. Zumindest vorübergehend. Als Cynthia sich tagestauglich zurechtgemacht hatte, drückte ihr Anna plötzlich eine Cognacflasche in die Hand. »Ist von gestern übriggeblieben. Ich dachte mir, du willst sicher mit Herrn Graun anstoßen, seit du dem Alkohol nicht mehr ganz so abgeneigt bist. Wär doch eine schöne Geste, nach dem Vertragsabschluss, meinst du nicht?«  
    »Wow, du denkst ja wirklich an alles.«  
    Anna zuckte mit den Schultern. »So bin ich eben. Außerdem muss ich jetzt auch ein bisschen kürzertreten.«  
    »Ach ja? Wieso denn? Bist du krank?« Sie hatte auch ges tern nichts getrunken, was nicht nur Cynthia, sondern auch den anderen Gästen aufgefallen war, weil Anna normalerweise dazu neigte, auf Partys oft einen über den Durst zu trinken.  
    Anna schüttelte den Kopf und strahlte plötzlich über das ganze Gesicht. »Nein, ganz im Gegenteil.« Liebevoll strich sie sich über den Bauch. Cynthia beobachtete die Geste, und plötzlich wurde ihr klar, was sie bedeutete. Sie stieß einen Freudenschrei aus und schloss die Freundin in die Arme.  
    »Herzlichen Glückwunsch! Seit wann weißt du es denn?«  
    »Erst seit gestern Nachmittag.« Sie grinste von einem Ohr zum anderen.  
    »Das heißt, Gregor ahnt noch nichts von seinem Glück?«  
    »So ist es. Das wird eine Überraschung, wenn er wieder da ist.«  
    »Das glaube ich. Mensch, das ist toll. Ich freue mich so für dich!«  
    Anna hatte sich immer eine kleine Familie gewünscht. Genau wie sie. Aber ihr fehlte noch der richtige Mann.  
    Eine halbe Stunde später kämpfte sich Cynthia durch das Großstadtgewimmel, was bei einer Körpergröße von eins fünfundfünfzig alles andere als einfach war. Die meisten Leute übersahen sie und rempelten sie an. Heute fühlte sie sich durch ihre Kopfschmerzen noch stärker gehandicapt als sonst. Ein junger Mann rannte sie auf dem U-Bahnsteig fast um und brüllte sie danach noch wegen ihrer Unachtsamkeit an. Dann fuhr ihr der Bus direkt vor der Nase weg, doch sie war sicher, dass der Busfahrer sie gesehen hatte! Sie konnte es nach diesem Erlebnis kaum erwarten, ihren Wagen endlich aus der Werkstatt zu holen! Schließlich stand sie gegen elf in dem kleinen Zoogeschäft ihres Bruders Nick, wo sie sogleich von einer betagten Dame überfallen wurde, die bei der Wahl des richtigen Hundefutters beraten werden wollte. Mehrere Marken hatten zu akutem Durchfall und Erbrechen bei ihrem Schoßhündchen geführt. Cynthias Kopf kannte keine Gnade. Er fühlte sich an, als hätte man ihn in einen Schraubstock geklemmt und würde ihn an den Schläfen enger drehen. Ein lästiger, sehr schmerzhafter Druck entstand, der sie schwindeln ließ.
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