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Gib dich hin (German Edition)

Gib dich hin (German Edition)

Titel: Gib dich hin (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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Oder er hielt sie für langweilig oder beides zusammen.  
    Wahrscheinlich war es besser, wenn sie einfach spontan blieb. Authentischsein, darauf kam es an. Zitternd glitt ihr Zeigefinger über die Tasten und wählte seine Nummer. Das Tuten auf der anderen Seite wollte nicht enden.  
    Tut. Tut. Tut.  
    Aber Tom ging nicht ran. Cynthia legte auf und überlegte, ob sie auf seinem Diensthandy anrufen sollte. Die Nummer stand auch auf der Visitenkarte. Aber das wäre sicher unpassend. Vielleicht war er ja gerade in einer Geschäftsbesprechung. Da fiel ihr Blick auf seine Homepageadresse. Es war nicht die von Henning Advertising, sondern offenbar eine private Seite. Sie holte den Laptop in ihr Bett, fuhr ihn hoch und gab die Adresse in die Browserleiste ein. Das Foto auf der Startseite ließ ihr Herz höherschlagen. Toms Gesicht nahm den halben Bildschirm ein. Er lächelte charmant, die blonden Haare wehten ihm aus dem Gesicht, und seine Augen funkelten so blau, als wären sie mit einem Graphikprogramm nachbearbeitet worden, was wahrscheinlich auch der Fall war. Nach einer privaten Homepage sah die Seite allerdings nicht aus. Im Gegenteil. Tom stellte hier seine Ideen vor. Eine Werbekampagne für Kosmetikartikel. Ein Logo für eine Baufirma. Das Maskottchen für einen Tierfutterkatalog. Und … Cynthia traute ihren Augen nicht. Das war doch nicht möglich! Tom Henning, der Mann, der ihr seit gestern Abend nicht mehr aus dem Kopf ging, bei dem sie glaubte, etwas wiedergutmachen zu müssen, hatte ihr Projekt geklaut! Bodyline, die neue Studiokette von Hubert Graun!  
    Fassungslos überflog sie die Seite. Woher wusste Tom von alldem? Herr Graun hatte sich doch bisher immer in Schweigen gehüllt, was seine Projekte betraf. Cynthia war ja nur über Anna an ihn herangekommen, weil er zufällig ein Mandant von Annas Chefin war. Es musste eine undichte Stelle geben. Nur wo? War etwa sie selbst … nein, so dumm konnte sie doch nicht gewesen sein. Oder doch? Sie musste Tom gestern Nacht von Bodyline erzählt haben. In ihrem angetrunkenen Zustand, den er ausgenutzt hatte. Ja, jetzt glaubte sie sich sogar dunkel zu erinnern. Das war der Aufhänger ihres Gesprächs gewesen, deswegen hatte er sich überhaupt erst für sie interessiert.  
    »Eine Zusammenarbeit zwischen Leichtathlet Hubert Graun und Henning Advertising. Vertrauen Sie in die Zukunft! Ihr Tom Henning.« Widerling!  
    Er hatte sie in voller Absicht betrunken gemacht, um sie auszuhorchen. Und das hatte bestens funktioniert.  
    Zitternd griff sie nach dem Telefon und rief Anna an. Sie konnte noch immer nicht fassen, was hier passiert war.  
    »Er hat was getan?«, brüllte die ihr aus dem Hörer entgegen.  
    »Ja … er hat … mir meinen wichtigsten Kunden … geklaut.« Sie schluckte die Tränen hinunter. Dieser verfluchte Mistkerl! Und sie war voll auf ihn hereingefallen.  
    »Das kann ich nicht glauben. Ich kenne Tom, er ist eine ehrliche Haut.«  
    »Offenbar hast du dich in ihm getäuscht, Anna. Genauso wie ich. Scheiße. Was mach ich denn jetzt?«  
    »Bleib erst mal ruhig. Wir regeln das schon.«  
    »Aber wie denn?«, kreischte Cynthia. »Der wird doch alles leugnen. Ich habe keine Beweise, dass Graun und ich bereits mündlich übereingekommen waren!«  
    »Ich weiß es, und ich würde es auch bezeugen.« Das beruhigte sie tatsächlich ein bisschen. Dennoch war es einfach ärgerlich, dass sie sich diesen Mist selbst eingebrockt hatte. Und sie hatte auch noch von einem Wiedersehen mit diesem skrupellosen Kerl geträumt.  
    Eins stand nun fest, sie würde ihn wiedersehen. Aber das würde keine Freude für ihn werden! So leicht würde er ihr nicht davonkommen!  
    »Ich werde morgen mit Marita darüber sprechen. Wenn jemand weiß, was man in so einem Fall tun kann, dann sie.«  
    »Danke«, flüsterte Cynthia.  
    »Kein Problem. Ich melde mich bei dir, sobald ich was Neues weiß.«  
    Nach diesem Telefonat fühlte sie sich besser. Aber das war nicht von Dauer. Marita war zwar eine gute Anwältin, allerdings vertrat sie auch Herrn Graun. Wahrscheinlich würde sie ihm nicht in den Rücken fallen. Aber eine Beratung war sicherlich trotzdem drin.  
    Wütend griff sie nach dem Telefon, in der Absicht, Tom die Meinung zu geigen, aber der war noch immer nicht zu Hause. Vielleicht rechnete er sogar mit ihrem Anruf und ging absichtlich nicht ran. Dem Mistkerl traute sie inzwischen alles zu.  
    Die größte Wut hatte sie allerdings auf sich selbst, weil sie
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