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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis
Autoren: L. Marie Adeline
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Kopf ziehen und es mit all den unerwünschten Erinnerungen, die in diesem Zimmer dort oben auf mich warteten, in die Ecke schleudern. Will würde sagen: Du hast recht, Cassie. Wir sollten nicht allein miteinander sein . Und ich würde auf ihn zugehen, meine Hand auf seine nackte Brust legen und zulassen, dass er meinen BH öffnet. Das ist eine ganz schlechte Idee , würde ich sagen und meine Haut an ihm reiben, seinen Mund küssen, ihn bis zum Fenstersims zurückdrängen. Seine Schenkel würden die meinen umklammern, seine Hände auf meinem Körper, überall gleichzeitig. Seine Finger würden nach oben wandern und sich in meinem Haar vergraben, seine Hände zögen meinen Kopf zurück, sodass ich seinem hungrigen Mund meinen Hals darböte. Ich würde sagen: Siehst du? Wir müssen nicht reden. Wir brauchen das hier. Wir müssen einander zum Stöhnen und Schwitzen bringen. Wir müssen miteinander vögeln, gut und viel. Und dann muss ich darüber nachdenken, was ich tun werde. Denn ich kann nicht mit dir allein sein. Sieh nur, was wir hier miteinander treiben. Alles deutete auf mich und dich. Und doch gibt es kein du und ich.
    Und dann würde der Strom der Worte versiegen. Wir wären nur noch Hände und Münder und Atem und Haut … Und es hätte schreckliche Konsequenzen.
    Als ich die letzten Stufen nahm, durchfuhr mich erneut jener köstliche, durchdringende Schmerz, der dazu führte, dass ich an Stellen pulsierte, die früher geschlafen hatten, und die jetzt jedes Mal erwachten, wenn ich in seiner Nähe war.
    Oben angelangt, umrundete ich einen Sägebock und stieg über eine leere Kabeltrommel. Im Flur standen die Abfälle der Renovierungsarbeiten herum: leere Gipseimer, vereinzelte Nägel und Schrauben, Reststücke von Kanthölzern. Hinter einer behelfsmäßigen Wand in den neuen Waschräumen stand Will auf einer Trittleiter, die zwischen zwei Fenstern lehnte. Er trug kein Hemd und war über und über mit weißem Staub bedeckt. Das Zimmer war leer, keine Möbel, kein Hinweis mehr auf ein Dutzend kichernder Frauen, die sich für eine Amateur-Tanzshow zurechtmachten. Kein Stuhl, kein zerwühltes Bett.
    Er hielt das Ende einer eisernen Gardinenstange in der einen Hand, einen Akkuschrauber in der anderen. Sein T-Shirt baumelte vom Gürtel herab.
    »Danke, dass du hochgekommen bist. Kannst du hier mal einen prüfenden Blick draufwerfen, Cass?«
    Cass . Was war das denn? Das klang eher nach Kumpel.
    »Wie ist das?«, fragte er und balancierte die Gardinenstange aus.
    »Etwas höher.«
    Er schob die Stange mit einem Ruck ein paar Zentimeter nach oben.
    »Nein, tiefer … tiefer.«
    Er hatte sie fast perfekt ausgerichtet, als er sie plötzlich mutwillig in einem seltsamen Winkel unter das Fenster hielt. »Und wie ist das? Gut so?«, fragte er und warf mir über die Schulter hinweg ein albernes Lächeln zu.
    »Für solche Mätzchen habe ich jetzt keine Zeit. Ich habe Kunden.«
    Er hielt die Stange wieder gerade. Als ich ihm signalisierte, dass es gut so sei, drehte er schnell zwei Schrauben in die Wand und stieg dann von der Leiter.
    »Okay. Wirst du für immer wütend auf mich sein?«, fragte er und kam auf mich zu. »Ich versuche doch nur, alles richtig zu machen, Cassie. Aber ich habe keine Ahnung, wenn es um dich geht.«
    » Du hast keine Ahnung?«, zischte ich. »Ist das wirklich so schwierig? Du hast nichts verloren. Und ich? Alles.«
    Matilda hätte mir jetzt sicher den Mund zugehalten. Hast du denn gar nichts gelernt?, würde sie fragen. Warum stellst du dich als Verliererin hin?
    »Du hast doch nichts verloren«, flüsterte Will. Unsere Blicke trafen sich, und mein Herz setzte ganze drei Sekunden lang aus. Ich habe dich ausgewählt, und du hast mich gewählt . »Ich bin immer noch da. Es sind immer noch wir.«
    »Es gibt kein wir , Will.«
    »Cassie, wir sind seit Jahren Freunde. Ich vermisse das so sehr.«
    »Ich auch, aber … jetzt bin ich nur noch deine Angestellte. So wird es ab jetzt sein. Ich komme ins Café, verrichte meine Arbeit, und dann gehe ich wieder nach Hause«, sagte ich und wandte den Blick ab. »Ich kann nicht mit dir befreundet sein, Will. Und ich kann auch nicht so ein Mädchen sein, eines das … im Abseits steht, wie ein Bussard über euren Köpfen kreist und darauf wartet, dass es zwischen Tracina und dir kriselt.«
    »Wow. Glaubst du, das ist es, um was ich dich bitte?« Er wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Sein Gesichtsausdruck war traurig, erschöpft und vielleicht sogar
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