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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis
Autoren: L. Marie Adeline
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Schwangere, die dafür sorgt, dass eine Alte mehr zu tun hat.«
    »Ich will doch nur sagen …«, begann Tracina, aber Dell winkte ab und folgte der Glocke aus der Küche, um die fertigen Gerichte zu holen.
    Nach dem Ansturm des Mittags begann wie aufs Stichwort das Hämmern. Will musste mit dem Café mehr Geld verdienen. Die einzige Möglichkeit war, in den ersten Stock zu expandieren und dort exklusivere Gerichte anzubieten. Nachdem er endlich die Genehmigung und einen entsprechenden Kredit bekommen hatte, begann er mit der Renovierung. Nun, da ein Baby unterwegs war, drängte die Zeit umso mehr. Durch den Kredit konnte er das Material finanzieren, nicht jedoch die Handwerker, weshalb er die Renovierung selbst vornahm, immer eine Wand, ein Fenster, ein Deckenbalken auf einmal.
    In den sechs Wochen seit unserer gemeinsamen Nacht hatte ich alles getan, um Smalltalk mit Tracina zu vermeiden, denn ich fürchtete, dass ich mich verplappern könnte. Ich klammerte Will und das Thema Arbeit also aus, kam auf Dell, das Baby oder Klatsch- und Tratschgeschichten aus der Straße zu sprechen. Ich wusste immer noch nicht, wie viel sie von dem wusste, was zwischen mir und Will an jenem Abend geschehen war. Jeder im Blue Nile hatte gesehen, wie wir zusammen weggegangen waren, und die Hälfte der Frenchmen Street war Zeuge unserer Küsse gewesen. Sie musste also wissen, dass irgendetwas vorgefallen war. Und obwohl sie wegen ihrer Schwangerschaft nicht an der Burlesque-Show teilgenommen hatte, war sie später mit Angela und Kit ausgegangen, die beide S.E.C.R.E.T.- Mitglieder waren und ebenfalls bei der Show mitgetanzt hatten.
    Nun also standen wir beide nebeneinander an dem großen, runden Tisch und schenkten einander ein gezwungenes, falsches Lächeln.
    »Also, äh, alles in Ordnung bei dir? Mit dem Baby und so? Dir scheint es ja gut zu gehen«, sagte ich und nickte dazu wie ein Idiot.
    Tracina ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ja, mir geht es sooooo gut. Wirklich ganz waaaaahnsinnig. Der Arzt sagt, das Baby ist suuuuuper gesund. Will und ich sind uns einig, dass wir gar nicht wissen wollen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Aber ich könnte schwören, es wird ein Junge. Wahrscheinlich ein Football-Spieler. Will wünscht sich ein Mädchen«, gurrte sie, während sie mit ihrer Hand über den Bauch strich. Als Wills Bandsäge von oben kreischte, schrak sie zusammen und wäre fast vom Stuhl gekippt. Ich packte ihren Arm, um sie festzuhalten. »Oh mein Gott! Ist er schon den ganzen Morgen da oben?«, fragte sie und versuchte zu verbergen, was sie eigentlich fragen wollte: Warst du heute mit ihm allein? Durch das Baby hatten sie sich versöhnt, und Tracina war wieder bei Will eingezogen. Deshalb sollte sie eigentlich wissen, wo er den ganzen Tag war.
    »Keine Ahnung«, log ich. Ich hatte ihn an diesem Morgen tatsächlich gesehen. Verlegen hatten wir einander gegrüßt, als er mit seinem Werkzeuggürtel, an dem glänzende, neue Werkzeuge hingen, im Speisesaal an mir vorbeigegangen war. Danach hatte er sich im oberen Stockwerk in seine Arbeit vertieft
    »Er hat gestern ein paar große Drahtspulen hochgebracht. Wenigstens wartet er mit der lauten Arbeit, bis der Frühstücks- und Mittagsansturm sich gelegt hat.«
    Tracina schlug mit der Hand auf den Tisch, um sich zu wappnen, dann lief sie ohne ein weiteres Wort nach oben.
    Gespräche mit Tracina waren schon schwierig genug, aber noch schwieriger war es zu vermeiden, dass ich mit Will allein war. In den letzten Wochen hatte ich ihm dazu allerdings nur ein einziges Mal Gelegenheit gegeben. »Wir müssen miteinander reden, Cassie«, hatte er gesagt. Seine Stimme war ein raues Flüstern gewesen.
    Wir standen im Flur zwischen seinem Büro und den Waschräumen für das Personal. »Es gibt nichts zu sagen«, antwortete ich. Wir blickten uns hektisch um, um uns zu überzeugen, dass weder Dell noch Tracina in der Nähe waren.
    »Dir ist doch sicher klar, dass ich jetzt nicht …«
    »Mir ist mehr klar, als du denkst, Will«, antwortete ich. Wir hörten Tracinas trällernde Stimme, als sie einem Kunden Wechselgeld zurückgab.
    »Tut mir leid.« Er konnte mich nicht einmal ansehen, als er das sagte.
    Der quälende Augenblick machte noch deutlicher, dass ich nicht bleiben konnte. »Vielleicht sollten wir nicht mehr zusammen arbeiten, Will. Ich glaube sogar, dass es wahrscheinlich das Beste wäre zu kündigen.«
    » NEIN !«, sagte er etwas zu laut und fügte dann etwas leiser hinzu: »Nein.
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