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Gestohlene Wahrheit

Gestohlene Wahrheit

Titel: Gestohlene Wahrheit
Autoren: Julie Ann Walker
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dreist an, damit er es gar nicht erst wagen konnte, ihr zu widersprechen.
    Stille.
    Was musste sie denn noch tun?
    »Hör mal, das ist doch das Mindeste, was du für die kleine Schwester deines besten Freundes tun kannst«, fügte sie hinzu. Ja, sie wusste, dass das ein Schlag in die Magengrube sein musste, aber Himmel noch mal, er zwang sie ja förmlich dazu, die harten Geschütze auszupacken.
    »Na gut«, kapitulierte er, auch wenn ihm ins Gesicht geschrieben stand, dass es tausend andere Dinge gab, die er lieber getan hätte. »Aber wir gehen lieber erst mal in den Laden.« Er drehte sich um und ging durch das Tor.
    »Okay.« Sie schob den Riemen ihrer Handtasche hoch, und ihr Blick wanderte zu seinem knackigen Hintern, der in seinen khakifarbenen Cargoshorts gut zur Geltung kam. Wow, das war mal ein wohlgeformter Gluteus Maximus. Obwohl Nate ein Schwachkopf war, fand sie den Anblick sehr erregend.
    Ihrer Meinung nach war es völlige Verschwendung, dass der Kerl so ein Griesgram war. Oder vielleicht war es auch unglaubliches Glück. Denn wenn er auch nur ein Quäntchen Charme besessen hätte, dann wäre es vom ersten Tag an um sie geschehen gewesen.
    Mit siebzehn war sie von Hormonen überwältigt und neugierig gewesen, sie hatte sich danach gesehnt, sich wild und leidenschaftlich in einen Jungen zu verlieben, der den Boden unter ihren Füßen verehrte. Damals war sie überzeugt davon gewesen, dass dieser hypothetische Junge gut aussehend und witzig sein und ein umwerfendes Lächeln haben würde.
    Das Kriterium »gut aussehend« hatte Nate auf jeden Fall erfüllt. Puh! Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, hätten beinahe ihre Beine nachgegeben und sie wäre auf ihrem Hintern gelandet.
    Sie erinnerte sich noch daran, als wäre es erst gestern gewesen …
    Es war ihr vorletztes Highschool-Jahr. Sie trug ihre Lieblings-Jeansshorts und das T-Shirt, das sie am Wochenende zuvor auf dem Bon-Jovi-Konzert gekauft hatte. Sie war in Gedanken an die Matheprüfung vertieft, die sie in der ersten Stunde schrieb und für die sie zu wenig gelernt hatte, als sie in die Küche ihrer Eltern hüpfte und
peng!
    Es war Liebe auf den ersten Blick.
    Sie dauerte ganze fünf Minuten.
    Denn es wurde rasch offensichtlich, dass PFC Nathan Weller jeglicher Sinn für Humor fehlte, und schon bald vermutete sie, dass der Mann nicht einmal
wusste
, wie man lächelte. Dazu kam, dass er jedes Mal ein schmerzverzerrtes Gesicht machte, wenn sie versuchte, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln, was ihre ganzen Wunschträume buchstäblich im Keim erstickte.
    Daher war es vermutlich wirklich gut, dass Nate so griesgrämig war, denn sonst hätte sie schon vor Jahren ihr Herz an ihn verloren.
    Er drehte sich um und merkte, dass sie ihn anstarrte. »Kommst du?«, fragte er lakonisch, als wäre ihm ihre Antwort eigentlich völlig egal.
    »Natürlich.« Sie reckte die Nase in die Luft und folgte ihm auf das Gelände des verdammten Fort Knox.
    Als sie schließlich vor den riesigen Stahltüren der Fabrik standen, holte er einen seltsam aussehenden Schlüssel aus der Tasche und schob ihn in ein noch merkwürdigeres Loch in der Tür, das ihr zuvor nicht einmal aufgefallen war, weil es sich hinter einer Niete verbarg. Dann klickte und piepte es einige Male, gefolgt von einem lauten Klacken.
    Die riesige Metalltür ging fast geräuschlos auf.
    Nur eine Motorradwerkstatt.
Schon klar.

2
    Washington, DC
    Senator Alan Aldus saß in seiner langen, schwarzen Limousine, die auf dem dreckigen Parkplatz eines 7-Eleven parkte, und beobachtete einen jungen farbigen Mann in einem löchrigen Muskelshirt, der einen Zigarettenstummel über seine magere Schulter schnippte, um dann auf einen neben der außen angebrachten Klimaanlage parkenden silbernen Mercedes zuzuschleudern. Die Hose des Mannes saß so tief, dass man seine Unterhose deutlich sehen konnte, und seine Schuhe hatten den Trottel vermutlich mehr gekostet, als er in einem Monat verdiente.
    Treter
sagten die Kinder neuerdings dazu. Diese Idioten.
    Aldus beobachtete, wie das Fenster des Mercedes heruntergelassen wurde, sah den schnellen Austausch und den goldenden Manschettenknopf am Handgelenk des Fahrers. Dieses dezente Schmuckstück stand für Reichtum und Wohlstand, und Aldus vermutete, dass er gerade einem Angestellten der amerikanischen Regierung dabei zusah, wie er seine tägliche Ration selbst verschriebener Beruhigungsmittel erwarb.
    Das überraschte ihn nicht. Nicht hier im sündigen Washington DC. In der
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