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Gesponnen aus Gefuehlen

Gesponnen aus Gefuehlen

Titel: Gesponnen aus Gefuehlen
Autoren: Marah Woolf
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erraten, wer an der angegebenen Anschrift wohnte.
    Er zuckte mit den Achseln. Warum auch nicht? Sie hatten keine Pläne gemacht, wohin sie gehen wollten. Sein Vater würde ihnen helfen können, hoffte er. Nathan lenkte den Wagen auf die Autobahn, die sie nach Schottland brachte.
    Lucy erwachte, als es am Horizont hell zu werden begann. Stöhnend versuchte sie, ihr Bein auszustrecken. Der Schmerz ließ sie zusammenzucken.
    Als sie sich Nathan zuwandte, fing sie seinen besorgten Blick auf. »Es geht schon«, erklärte sie. »Mach dir keine Sorgen.«
    »Wir werden halten müssen, um uns die Wunde anzusehen. Ich habe Angst, dass sie sich entzündet.«
    »Gute Idee«, stimmte Lucy zu. »Hat uns jemand verfolgt?«, fragte sie.
    Nathan schüttelte den Kopf. »Ich habe niemanden bemerkt.«
    »Er muss längst zurück sein«, sagte Lucy. »Ich hoffe, er hat uns abgenommen, dass Sofia uns nicht geholfen hat. Ich mache mir Sorgen um sie.«
    »Ich auch«, sagte Nathan. »Aber wir hätten sie nicht mitnehmen können.«
    Lucy schwieg und Nathan tastete nach ihrer Hand. »Es wird alles gut«, versprach er.
    »Das hoffe ich. Wohin fahren wir?«
    Nathan tippte auf den Zettel, den er zurück in ihren Schoß gelegt hatte. »Zu meinen Eltern«, antwortete er. »Ich hoffe, dass sie uns helfen.«
    Lucy schwieg.
    »Was denkst du?«, fragte Nathan sie.
    »Ich würde gern Miss Olive anrufen. Sie muss mittlerweile aus Frankreich zurück sein. Sie hat versprochen, mir alles zu sagen, was sie über das Vermächtnis der Hüterinnen weiß.«
    »Okay«, sagte Nathan. »Wenn du meinst, ruf sie an. Wir versuchen, uns mit ihr zu treffen.«
    »Bist du sicher?«, fragte Lucy.
    »Jetzt habe ich meine Eltern so lange nicht gesehen, da kommt es auf einen Tag mehr oder weniger nicht an«, beruhigte er sie.
    Lucy zog ihr Telefon aus der Tasche und wählte Miss Olives Nummer. Nach zweimaligem Klingeln nahm die alte Bibliothekarin ab.
    »Wir haben es geschafft, Miss Olive. Wir sind ihm entkommen«, erklärte Lucy ihr. »Wo sind Sie? Können wir uns treffen?«
    »Wo seid ihr, Lucy?«, stellte Miss Olive eine Gegenfrage. »Er wird euch verfolgen, egal wohin ihr geht. Das ist euch sicherlich klar. Er wird Mittel und Wege finden, euch zu zwingen, seinen Wünschen Folge zu leisten.«
    »Das kann er nicht«, antwortete Lucy. »Nathan wird nie wieder Bücher für ihn auslesen. Das Einzige, was uns zu tun bleibt, ist, die Bücher zu befreien. Also helfen Sie uns dabei?« Lucy wurde langsam ungeduldig mit der alten Frau. »Wir sind auf dem Weg nach Schottland, um Nathans Eltern zu treffen. Aber ich hielt es für wichtiger, dass Sie uns sagen, was sie über das Vermächtnis wissen und wo wir es finden.«
    »Du unterschätzt ihn immer noch, Lucy!«, antwortete Miss Olive. »Aber sei es drum. Ich bin zurück in London. Ich nehme heute noch eine Maschine nach Edinburgh. Wir treffen uns heute am späten Nachmittag dort. Kennst du den Holyrood Palace?«
    Lucy bejahte.
    »Wir treffen uns dort. Passt auf, dass euch niemand folgt. Ich erzähle dir alles, was ich weiß.«
    »Danke«, sagte Lucy, als die alte Dame längst aufgelegt hatte.
    »Holyrood Palace«, sagte sie zu Nathan. »Sie will sich heute Abend dort mit uns treffen.«
    Nathan nickte zustimmend. »Hoffen wir, dass noch viele Touristen da sind, wenn wir ankommen.«
    »Sie hat mich gewarnt, dass Batiste nicht lockerlassen wird, was meinst du? Wird er nie aufgeben?«
    Nathan sah Lucy an und schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Er wird nicht aufgeben.«
    »Dann müssen wir ihn zur Strecke bringen«, sagte Lucy. »Das muss ein Ende haben.«
    »Das wird es.«
     
    *********
     
    Miss Olive band sich ihr Tuch fester und verließ den Edinburgher Flughafen. Sie stieg in eins der Taxis, die geduldig im Regen warteten.
    »Bringen Sie mich zum Holyrood Palace«, sagte sie und stellte die Tasche, die sie bei sich trug, neben sich ab. Sie wollte auf keinen Fall länger als nötig bleiben. Sie hatte getan, was sie konnte. Heute würde sie Lucy alles Nötige mit auf den Weg geben. Dann blieb ihr nach all den Jahren der Suche nichts weiter übrig, als zu hoffen, dass Lucy ihrer Aufgabe gewachsen war.
    Miss Olive war sich da nicht sicher. Es fiel ihr schwer zu akzeptieren, dass Lucy sich mit Nathan de Tremaine verbündet hatte. Die de Tremaines waren jahrhundertelang die erklärten Feinde der Hüterinnen gewesen. Es konnte nichts Gutes bedeuten, dass Lucy sich mit einem von ihnen zusammenschloss. Andererseits hatte Lucy ihr erklärt,
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