Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft
Autoren: Robert Goddard
Vom Netzwerk:
lächelte noch selbstgefälliger. »Gefällt Ihnen die Party?«
    »Natürlich. Und Ihnen?«
    »Nun, ja. Ich finde sie höchst... lehrreich.«
    »Mr. Horton?« Plötzlich stand Diana neben uns und lächelte mich direkt an. Sie hatte sich von ihrem Gefolge befreit, das unruhig auf dem Balkon herumstand und nicht wusste, wie schnell man ihr schicklicherweise folgen konnte.
    »Ehm... ja.« Ich schüttelte ihre Hand. Sie hatte wundervoll geschmeidige Finger. »Sehr erfreut, Sie kennenzulernen.«
    »Ich habe Sie aufgrund der Beschreibung meiner Tante erkannt.« Wenn man ihr näher kam, schien ihre Zurückgezogenheit zu schwinden. Ihr herzlicher Blick war geradezu unwiderstehlich. »Und nach der Ihres Freundes.« Sie schaute zu Max zurück, der mich aufmunternd angrinste: halb unschuldig, halb überlegen. »Sie kennen Mr. Faraday?«
    »Nur sehr flüchtig.«
    »Dann kennen Sie ihn gut genug.« Sie schaute ihn an, während sie das sagte, aber wenn ihre Bemerkung als Provokation gedacht war, hatte sie keinen Erfolg. Seine einzige Reaktion war ein leichtes Heben der Augenbrauen. »Ich bin so froh, dass Sie gestern Tante Vita zu Hilfe gekommen sind«, fügte sie hinzu und schaute mich wieder an.
    »Das war wirklich nicht der Rede wert. Teilen Sie ihre Vorliebe für diese Route?«
    »Ja. Aber nicht aus denselben Gründen.« Sie wurde plötzlich ernst. »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie und verschwand rasch in ihrer Kabine.
    Faraday sah, wie ich ihr, verwirrt von ihrer Schroffheit, hinterher schaute, und trat näher an mich heran. »Ich fürchte, das war eine unglückliche Frage, Mr. Horton.«
    »Sie kam mir ganz harmlos vor.« »Ihre Mutter ist auf der Lusitania gestorben. Wussten Sie das nicht?«
    »Nein«, erwiderte ich grob. »Offensichtlich nicht.« Ich entschloss mich, soviel Informationen wie möglich zu sammeln. »Sie scheinen bemerkenswert gut über diese Familie informiert zu sein.«
    »Eigentlich nicht. Nur besser informiert als Sie.«
    Ich wollte mich nicht ärgern lassen und fragte so gelassen wie möglich: »Hat man Miss Charnwood von der Lusitania gerettet? Oder war sie nicht an Bord?«
    »Letzteres. Ihre Mutter ist allein gereist, um ihre Familie in Pittsburgh zu besuchen. Sie war eine McGowan, wissen Sie.« Dianas Verbindung zu der berühmten Stahldynastie aus Pennsylvania machte sie zu einer noch begehrenswerteren Partie. Ich merkte, dass Faraday auf meine Reaktion über diese Enthüllung lauerte, und sorgte dafür, dass er sie nicht beurteilen konnte. »Nun«, sagte er nach einer Pause, »jetzt muss ich mich aber ein wenig umsehen.« Mit einer kleinen, herablassenden Verbeugung war er verschwunden.
    »Was hältst du von ihm?« fragte Max, der auf dem Balkon geblieben war und jetzt zu mir an die Reling trat.
    »Er ist noch hinterlistiger als du, würde ich sagen.«
    Er grinste. »Es steht dir nicht gut an, mir deine armseligen Taktiken vorzuwerfen, alter Knabe.«
    »Hör zu, Klugscheißer. Ihre Mutter ist mit der Lusitania untergegangen ... Und sie war eine McGowan.«
    »Ich weiß.«
    »Das weißt du?«
    »Klatschspalten, erinnerst du dich?« Sein Grinsen war beinah unerträglich. »Du wirst erfreut sein zu hören, dass ich hervorragend weiterkomme.«
    »Wirklich?«
    »Ich glaube, sie hat ein Auge auf mich geworfen.« »Wenn du es sagst.«
    »Und ob. Vielleicht bin ich ja genau der Typ, den sie immer schon kennenlernen wollte.« Meine Miene musste meinen Unglauben verraten haben. Sein Grinsen verflog. »Du hast mich immer für einen schlappen Hund gehalten, wenn es um das andere Geschlecht ging, nicht wahr, Guy? Nun, vielleicht wirst du jetzt feststellen, dass nicht alle Frauen wollen, dass ihre Männer wie Secondhand-Valentinos aussehen.«
    »Ach, verdammt noch mal.« Ich schlug wütend auf die Reling. »Sie ist wunderschön. Zugestanden. Sie ist bemerkenswert, in jeder Hinsicht begehrenswert. Aber sie weiß auch genau, was sie will. Ich bezweifle, dass du - oder selbst ich - die geringste Chance haben, ihr Herz zu erobern.«
    Max kniff die Augen zusammen. »Das werden wir wohl abwarten müssen, nicht wahr?« Dann drehte er sich auf dem Absatz herum und überließ mich dem Champagner und meinem verletzten Stolz.
    Wie sich herausstellte, hatte Max seine Erfolgsaussichten sehr gut eingeschätzt. Als sich die Party allmählich dem Ende zuneigte, war er im Mittelpunkt der bevorzugten Gruppe, die Diana und ihre Tante zum Dinner begleitete. Wie auch - zu meinem Entsetzen - Faraday, dessen Aufmerksamkeit sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher