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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft
Autoren: Robert Goddard
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allerdings, soweit ich sehen konnte, auf Vita konzentrierte. Vielleicht kannte wenigstens er - im Gegensatz zu Max - seine Grenzen.
    Mir hatte man diesbezüglich eine heilsame Lektion erteilt, und ich tröstete mich damit, die Atkinson-Whites zu umschmeicheln, ein unschuldiges Ehepaar aus den Home Counties, den Grafschaften um London. Sie sogen meine Ratschläge, was sie mit einer kürzlich gemachten beträchtlichen Erbschaft anfangen könnten, begierig auf. Es wäre unverzeihlich von mir gewesen, wenn ich ihnen nicht meine Hilfe angeboten hätte. Sie schienen sehr erfreut darüber zu sein, dass ich mich bei ihnen melden würde, sobald wir England erreicht hatten.
    Was Max betraf, hatte ich am nächsten Morgen nach einem Tennismatch die erste Gelegenheit, seinen Erfolg mit einem weniger von der Leidenschaft verzerrten Maß zu messen. Er hatte während der Jahre im Tuxedo-Club in New York die meisten unserer Matches gewonnen. Doch der ungewohnt schwankende Platz war nicht der Grund, warum ich bei dieser Gelegenheit einen meiner seltenen Siege verbuchen konnte. Die Wahrheit ist: Eifersucht ist ein sehr guter Trainer.
    Max suchte für die Niederlage die den Umständen am besten entsprechende Erklärung: »Die schwere See kommt deinem Spiel zugute, Guy«, bemerkte er anschließend in der Umkleidekabine. »Und vielleicht gibt es da etwas, was mein Spiel beeinträchtigt.«
    »Selbstzufriedenheit, meinst du?« konterte ich. »Ich habe dich jedenfalls noch nie so viele Punkte lächelnd verlieren sehen.«
    »Ich habe zufällig auch jede Menge Grund zum Lächeln. Eine Herausforderung, die alle Punkte übertrifft, die du da draußen gemacht hast.«
    »Also läuft es gut?«
    »Ungewöhnlich gut. Sie mag mich. Nenn es Glück oder guten Geschmack. Wie auch immer...« Er warf mir das feuchte Handtuch an den Kopf, um mein schallendes Gelächter zu unterbrechen. »Wie auch immer, alter Knabe, warum solltest du dich beschweren? Du bekommst deinen Anteil von allem, was ich bei dieser Unternehmung verdiene.«
    »Du glaubst, da gibt es für uns etwas zu verdienen?«
    »Es ist noch zu früh, um das zu sagen. Aber ich bin ... sehr zuversichtlich.«
    Zuversichtlich ? Ja, das war er. Doch das war nicht alles. Und es war auch nicht Geld, was er so sicher zu verdienen glaubte. Ich gab es nur zögernd zu, aber Max wirkte und klang so glücklich wie seit Jahren nicht mehr. Er wirkte wie ein Mann, der sich verliebt hatte. Nachdem wir geduscht hatten, nahmen wir einen Drink in dem Cafe neben dem Tennisplatz. Dort konnte ich Max in aller Muße betrachten. Er schaute verträumt dem Rauch seiner Zigarette nach, beendete seine Sätze nicht und konnte unseren Gesprächen nicht folgen. Die Zeichen waren eindeutig, und ich würde sie nicht ignorieren. Doch noch bestand kein Anlass, alarmiert zu sein. Wenn er wirklich vernarrt war, wirkte er vielleicht sogar noch glaubwürdiger. Ich kannte ihn zu gut, um befürchten zu müssen, dass diese Vernarrtheit zu den vorherrschenden Prinzipien unseres Lebens in Konkurrenz treten würde.
    Abgesehen davon hatte ich keinen Grund zur Klage, worauf Max schon hingewiesen hatte. Während er mit Diana zum Lunch ging, begab ich mich in die Bibliothek des Schiffes und schaute im Who's Who nach.
    CHARNWOOD, Fabian Melville, Magister der Philosophie; Friedensrichter Surrey; Inhaber von Charnwood Investments; geb. 17. Mai 1870, Sohn von Andrew Charnwood; geheiratet 1901 Maud (gest. 1915), Tochter von Zachary McGowan, Pittsburgh, USA; eine Tochter; Schule: Christs Hospital; Sidney Sussex College, Cambridge; Diplom 1892; Magister der Philosophie 1897; trat 1893) in die Firma seines Vaters ein, Moss Charnwood Ltd., Gewehr- und Kleinwaffenhersteller London; wurde 1901 Direktor; Aufsichtsratsvorsitzender 1906. Trat ab, um 1907 Charnwood Investments zu gründen. Adresse: Amber Court, Dorking, Surrey, T: Bookham 258. Clubs: Ambassador, Gresham, St. James'.
    Es war, gemessen am üblichen Standard der Publikation, eine kurze und sehr uninformative Biographie. Aber ich fand das eigenartigerweise beruhigend, weil Zurückhaltung oftmals das sicherste Zeichen für Wohlstand ist. Und Wohlstand war das, wonach wir strebten. Max durfte meinetwegen alleine nach der Tochter trachten, der Vater aber war unser gemeinsames Ziel. Fabian Melville Charnwood war zum Greifen nahe.

2
    Die Überfahrt verlief ruhig und genauso glatt wie Max' Werben um Diana Charnwood, was mich einigermaßen überraschte. Sie lunchten und dinierten zusammen, gewöhnlich
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