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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft
Autoren: Robert Goddard
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zu erholen. Der stellvertretende Direktor hat dich für meinen Liebhaber gehalten.«
    »Und hast du einen Liebhaber... mit dem man mich verwechseln könnte?«
    »Glaube nicht, dass du mich auf diese Weise ablenken kannst. Wo hast du all die Monate gesteckt?«
    »Hast du meine Karte aus Venedig nicht bekommen?«
    »Doch. Sie war ja sehr aufschlussreich. Ich habe dem britischen Konsulat geschrieben, aber sie hatten keine Ahnung, wo du warst.«
    »Warum wolltest du denn unbedingt Kontakt mit mir aufnehmen? Was ist mit Felix?« »Oh!« Jetzt schaute sie mich überrascht an. »Du weißt es?«
    »Ich komme gerade von Napsbury.«
    »Verstehe.«
    »Nun, ich nicht. Willst du es mir vielleicht erklären?«
    »Natürlich.« Sie lächelte. »Ich sage dir was. Letztes Mal hast du mich im Letchworth Hall einfach stehen lassen. Lad mich zu einem Tee ein, und ich erzähle dir die ganze Geschichte.«
    »Kannst du sie mir nicht einfach so erzählen?«
    »O nein, Guy.« Ihr Lächeln wurde fast übermütig. »Ich werde es nicht riskieren, dass du mich ein zweites Mal stehen lässt.«
    Als wir durch die Stadt fuhren, vorbei an der Goddess-Fabrik und ungezählten anderen Meilensteinen meiner abgelegten Jugend, sang Maggie ein Loblied auf die Brabazon-Klinik und heiterte mich mit der Beschreibung der Fortschritte auf, die Felix dort gemacht hatte. Aber über die Gründe seiner Verlegung von Napsbury und über die Mittel, aus denen die Gebühren bezahlt wurden, sagte sie nichts - bis wir im Salon des Letchworth Hall Hotel saßen und Tee und süße Brötchen bestellt hatten. Dort, zwischen weißen Spitzendecken und Leder, wo Silberlöffel prüde auf feinen Porzellanuntertassen klingelten und das Sonnenlicht respektvoll durch dicke Spitzenvorhänge schien, machte ich meine letzte und am wenigsten erwartete Entdeckung.
    »Der Grund, warum Felix die bestmögliche Behandlung bekommt, die man für Geld kaufen kann, ist ganz einfach, Guy. Verstehst du, Felix ist jetzt ein wohlhabender Mann. Sein Geld ist natürlich in einem Fonds angelegt. Ich bin eine der Verwalterinnen, zusammen mit dem Treuhandverwalter seines Wohltäters und...«
    »Ich verstehe nicht. Welches Geld? Welcher Wohltäter?« »Anscheinend jemand, unter dem er im Krieg gedient hat. Sieht so aus, als habe er erst kürzlich von Felix' Krankheit gehört. Sofort danach hat er einen Fonds von dreißigtausend Pfund für Felix' Behandlung gestiftet.«
    »Dreißigtausend Pfund?« Das war der Preis für den Titel eines Peers! Das wusste ich von niemand Geringerem als von... »Wer? Wer ist er?«
    »Das wissen wir nicht. Es war eine Bedingung dieser Schenkung, dass er anonym bleibt. Sein Testamentsvollstrecker, Mr. Grogan, musste schwören, es geheim zu halten. Ich habe versucht, ihn auszufragen, aber er verrät nichts. Ich habe sogar Felix' ehemaligen Kommandeur in Hertfordshire kontaktiert, aber er konnte sich an keinen Offizier erinnern, der reich genug gewesen wäre, oder stolz genug auf Felix, um so etwas zu tun.«
    »Wann hast du zuerst davon gehört?«
    »Letzten November. Einige Wochen nachdem du verschwunden bist. Mr. Grogan hat uns aus Dublin geschrieben. Vollkommen aus dem Blauen heraus.«
    »Dublin?«
    »Ja. Was ist damit?«
    Ich starrte an ihr vorbei aus dem Fenster. Es schien nicht das leiseste Lüftchen zu wehen, aber der Vorhang bewegte sich, als ob ihn selbst die leichteste Brise bewegen könnte. Was hatte Charnwood gefragt, als wir zusammen im Ambassador's Club geluncht hatten? Und was hatte ich geantwortet?
    »Wenn Sie eine Sache ändern könnten, nur eine, die die Vergangenheit Ihrem Zugriff entzogen hat, was wäre das?«
    »Ich würde meinem Bruder Felix seine Gesundheit zurückgeben. Er hat sie im Krieg verloren.«
    »Ja, der Krieg. Immer ist es der Krieg.«
    »Geht es dir gut, Guy?« fragte Maggie und legte mir besorgt die Hand auf den Ellbogen. »Du siehst aus, als wäre jemand über dein Grab gelaufen.«
    Maggie fuhr mich am nächsten Nachmittag zur Brabazon- Klinik nach Roehampton. Mein Vater blieb in Letchworth, angeblich wegen eines Kegeltermins. Vielleicht stimmte es sogar. Während des Frühstücks bemerkte er mit offenkundiger Erleichterung, dass er wenigstens nicht den Rektor von Stiffkey als Sohn hatte. Da dieser gute Mann wegen unmoralischen Verhaltens jungen Mädchen gegenüber demnächst vor ein Schwurgericht musste, war das nicht gerade ein großes Kompliment. Aber ich hatte dennoch den Eindruck, dass die Neuigkeit von meinem Job in Australien - als ich
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