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Geschlossene Gesellschaft

Geschlossene Gesellschaft

Titel: Geschlossene Gesellschaft
Autoren: Robert Goddard
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los, um Himmels willen!« »Ja.« Er hockte sich hinter mich und begann, an den Knoten herumzufummeln. Einige Minuten lang sprach keiner von uns. Und das schien auch keiner zu wollen. Was gab es schon zu sagen ? Die Unterlagen waren verschwunden. Und damit die Beweise. Das Geld existierte auch nicht mehr, während wir, zu meiner Überraschung, noch lebten.
    Endlich waren meine Hände frei. Ich scheuchte Quincy ungeduldig fort, bückte mich und befreite meine Knöchel. Er stand auf und ging zur Tür. Da bemerkte er den Brief, der zusammengeknüllt auf dem Boden lag. Er setzte sich finster daneben, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, strich den Brief langsam glatt und las ihn. Seine Lippen formten dabei die Wörter nach. »Sehen Sie selbst«, sagte Quincy verwirrt. Er reichte ihn mir herüber, und ich suchte sofort den letzten Satz, den ich gehört hatte. »Die große Depression war das Mittel für mich, die Sache zu Ende zu bringen. « Das war es. Ein einziger Absatz folgte.
    »Was ist mit dem abgezweigten Kapital, von dem wir angeblich lebten, wie ich Euch erzählt hatte? Es ist weg, alles verschwunden. Es war immer schon weniger, als ich Vita und Dich glauben machte. Und jetzt ist es alle. Das wenige, was im August noch geblieben war, habe ich ebenfalls vernichtet. Warum, fragst Du? Weil es mich keineswegs so befriedigt hat, hier zu sitzen und mich am Unbehagen meiner Feinde zu erfreuen, wie ich es erhofft hatte. Und weil ich es nicht länger zulassen kann, dass die Überheblichkeit der fugend von der Feigheit des Alters genährt wird. Ich habe Dich zu sehr nach meinem Bild geformt, Diana. Ich habe Dich zur Beteiligten eines Mordes gemacht und Dich vermutlich dazu gebracht, einen anderen selbst zu begehen. Ich weiß nicht, ob Du Wingate töten wolltest. Sein Tod mag vielleicht wirklich ein Unfall gewesen sein. Das kannst nur Du sagen. Aber ich kann das Risiko nicht eingehen, das verstehst Du doch? Ich kann es nicht riskieren, dass Du schlimmer wirst als ich. Zumindest das schulde ich deiner Mutter. Wenn Du Wingate getötet hast, um eine privilegierte Zukunft genießen zu können, muss ich dafür sorgen, dass dieser Mord vergeblich war. Ich muss dafür sorgen, dass Du nicht davon profitierst, wenn Du dem Beispiel folgst, das ich Dir gegeben habe. Ich muss beenden, was ich begonnen habe. Dass Deine Zukunft, wenn sie denn privilegiert sein wird, das nicht wegen meines Vermächtnisses sein wird. Mein einziges Geschenk an Dich ist unbezahlbar: ein neuer Anfang, nicht von meinem verfluchten Reichtum beschränkt. Nutze das klug, mein Kind. Und Gott schütze Dich. Ich bleibe Dein Dich immer liebender Vater.«
    »Kalter Trost für uns alle, was?« meinte Quincy, als ich aufschaute. »Kein schöner Schatz, den Diana und Vita ausgeben könnten. Kein Weg aus der Knechtschaft von Bruder Theo für mich.«
    Ich starrte ihn kalt an, faltete den Brief, so gut es ging, schob ihn dann in die Tasche und rieb meine Schienbeine und Knöchel, um darin wieder Gefühl zu bekommen.
    »Ich wette, Sie glauben, ich war ein verdammter Narr.«
    »Das waren Sie auch. Und noch Schlimmeres.« Ich stand auf und stampfte mit den Füßen, um das scharfe Stechen loszuwerden. »Aber was macht das jetzt noch aus?«
    »Nicht sehr viel, nehme ich an.« Er blieb dort stehen, wo er war, an die Wand gelehnt, und dachte finster über das Scheitern seiner Hoffnungen und Pläne nach. Eine erbärmliche und verachtenswerte Gestalt. Er schien kurz davor zu sein zu weinen, und die wogende Zuversicht, auf die ich mein Vertrauen gesetzt hatte, war in mieses Selbstmitleid zusammengefallen.
    Ich wollte von dieser schalen Szene seiner Enttäuschung und dem Verrat an mir so schnell und so weit wie möglich weg. Ich war traurig, wütend und verbittert. »Wo ist meine Fahrkarte?« fragte ich abrupt.
    »Mmm?« Quincy schien aus weiter Ferne aufzutauchen.
    »Meine Fahrkarte.«
    »Oh... In der Schublade des Nachttisches.«
    Ich stolperte zu dem Schrank hinüber und öffnete die Schublade. Dort war sie, unter einem Reisepass der Vereinigten Staaten. Eine Erste-Klasse-Kabine auf meinen Namen auf der S. S. Leviathan, gekauft, als Quincy noch glaubte, extravagant sein zu können. Ich stopfte sie in meine Tasche hinter Charnwoods Brief und schaute auf die Uhr. Alles klar. Es war noch Zeit genug. Ich würde nicht zurückbleiben. »Sie fahren... trotzdem?«
    »Warum nicht?«
    »Ich dachte, Sie hätten jetzt keinen Grund mehr. Aber was... werden Sie... Diana sagen?«
    »Was glauben
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