Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geschäfte mit der Ewigkeit

Geschäfte mit der Ewigkeit

Titel: Geschäfte mit der Ewigkeit
Autoren: Clifford D. Simak
Vom Netzwerk:
ausgefranst war.
    Als er mit dem Strecken fertig war, überlegte er, ob er das Kreuz vor dem Morgengebet aufrichten sollte oder ob das Gebet ohne das aufrechte Kreuz auch gültig war. Schließlich war es noch da, wenn auch schief, und die Gültigkeit lag mehr im Symbol des Kreuzes als im Kreuz selbst.
    Er stand da, kämpfte mit seinem Gewissen und versuchte das Geheimnis seiner Seele zu ergründen. Er konnte sie irgendwie nicht fassen. Die Einsicht wollte nicht kommen. Es war wie jeden Tag. Das hieß, an diesem Morgen war es noch schlimmer als sonst. Er konnte nur an seine sonnenverbrannte Haut denken, die sich schälte, an das rauhe Gefühl an den Knien, wenn er im Sand kauerte, an seinen Hunger und die am Fluß ausgelegten Angelruten. Ob sich ein Wels gefangen hatte?
    Wenn er jetzt nach monatelanger Suche noch keine Antwort gefunden hatte, gab es vielleicht keine. Vielleicht hatte er einen sinnlosen Weg eingeschlagen. Er klopfte möglicherweise an der Tür zu einem leeren Raum. Er rief nach etwas, das nicht existierte und das nie existiert hatte. Oder er rief es bei einem Namen, den es nicht erkannte.
    Obwohl der Name sicher nicht von Bedeutung war. Der Name war Form, nicht mehr als ein Rahmen, in dem man sich bewegte. In Wirklichkeit, so überlegte er, war das Ding, dem er nachjagte, einfach – Verstehen und Glaube. Die Tiefe des Glaubens und die Kraft des Verstehens, die die Menschen von früher besessen hatten. Es mußte eine Grundlage für diesen Glauben geben. Religiöser Glaube mußte mehr sein als das unterbewußte Ausfüllen einer schmerzenden Leere, die im Innern des Menschen herrschte. Selbst die Neandertaler hatten ihre Toten so zur Ruhe gebettet, daß ihr Gesicht der aufgehenden Sonne zugewandt war. Und sie hatten eine Handvoll roten Ocker im Grab verteilt, das Symbol für ein zweites Leben. Sie hatten dem Toten Waffen und Schmuck mitgegeben, den er im kommenden Leben wieder brauchen würde.
    Er mußte es einfach erfahren! Er mußte sich zu der Erkenntnis zwingen. Und er würde es erfahren, wenn er lange genug darauf trainierte, in das Geheimnis der Existenz vorzudringen. Irgendwo in dem mystischen Teich würde er die Wahrheit finden.
    Das Leben war mehr als eine dauernde Existenz auf dieser Erde – ganz gleich, wie lange sie ausgedehnt wurde. Es mußte eine andere Ewigkeit jenseits des wiedererweckten und erneuerten unsterblichen Fleisches geben.
    Noch heute mußte er sich der Suche von neuem widmen. Er mußte länger im Sand knien und tiefer suchen und alles andere ausschließen. Vielleicht war heute der entscheidende Tag. Irgendwo in der Zukunft lag die Stunde und die Minute, in der er verstehen würde, und man konnte nie wissen, wann es soweit war. Vielleicht war er nahe daran.
    Und dann brauchte er seine ganze Kraft. Also würde er noch vor dem Morgengebet frühstücken und so gestärkt nach der Wahrheit forschen.
    Er ging über den Sand zu den Weiden, wo er seine Ruten festgemacht hatte, und zog sie ein. Sie ließen sich leicht bewegen, weil kein Fisch angebissen hatte.
    Als er die leeren Haken anstarrte, wühlte der Hunger stärker als vorher in ihm.
    Also mußte er wieder Flußmuscheln essen.

 
4
     
    B. J. klopfte scharf mit dem Bleistift auf den Tisch, um den Beginn der Konferenz anzuzeigen. Er sah wohlwollend auf die Versammlung.
    »Freut mich, daß Sie auch gekommen sind, Marcus«, sagte B. J. »Sie schaffen es nicht oft. Sie haben ein kleines Problem, hörte ich.«
    Marcus Appleton rümpfte die Nase über B. J.'s Wohlwollen. »Ja, B. J.«, sagte er. »Aber es fällt nicht allein in mein Ressort.«
    B. J. wandte seinen Blick Frost zu. »Wie läuft die neue Sparsamkeits-Kampagne, Dan?«
    »Wir arbeiten daran«, sagte Dan.
    »Ich verlasse mich auf Sie«, erklärte B. J. »Es muß Schwung dahinterstecken. Soviel ich weiß, wird eine Menge in Briefmarken und Münzen investiert ...«
    »Münzen und Briefmarken sind nun mal gute Investments auf lange Sicht.«
    Peter Lane, der Schatzmeister, rutschte unruhig in seinem Stuhl hin und her.
    »Je schneller Ihnen etwas einfällt, desto besser«, sagte er. »Der Verkauf unserer Aktien läßt merklich nach.« Er sah sich in der Runde um. »Briefmarken und Münzen!« Er sagte es, als seien es obszöne Worte.
    »Wir könnten die Sache eindämmen«, sagte Marcus Appleton. »Wir brauchen nur ein paar Bemerkungen fallen zu lassen. Keine Erstbriefe mehr, keine Sonderbriefmarken ...«
    »Sie vergessen eines«, erinnerte ihn Frost. »Es handelt sich nicht nur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher