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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe
Autoren: CARLA KELLY
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und Alderson House hinüber, deren Dächer durch die Bäume schimmerten. Sein Ausguck war höher als der von John Weston, Bill Bright und Walter Shepherd oben auf dem Hauptmast, die Matrosen, mit denen er das Leben auf der Orion geteilt hatte.
    Ein trockenes Schluchzen entrang sich ihm, als er an Westons irrsinniges Vorhaben dachte, schwimmend den rettenden Hafen zu erreichen und Hilfe zu holen. Dann dachte er an Bill Bright, der als Sterbender gefasst sagte, sie mögen sein Fleisch nicht vergeuden.
    „Ich konnte euch nicht helfen“, sagte er halblaut. „Aber ich war euer Kommandant.“
    Erschöpft von Schlafmangel, der erlittenen Schmach, seinem Kummer und seiner Verzweiflung hockte er sich auf die Holzbretter der Plattform und schlief ein.
    Es war beinahe dunkel, als er aufwachte. Zunächst wusste er nicht, wo er war, blickte sich argwöhnisch um, in der Hoffnung, Timothy Rowe würde nicht in der Nähe lauern, um ihm an die Kehle zu springen. James ließ den Atem langsam aus seinen Lungen, als er das Gespenst nirgendwo entdeckte. Tim war Schiffszimmermann, große Höhen waren ihm nicht geheuer.
    Langsam machte er sich an den Abstieg und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Er sehnte sich danach, Susannah noch einmal zu sehen, und sei es nur von Ferne durch ein Fenster, bevor er für immer aus ihrem Leben verschwand.
    Er hatte die junge Frau, die jede Öffentlichkeit scheute, gezwungen, ihn in Somerset House zu verteidigen. Sie hatte ihm den Rücken gestärkt, hatte die bösartige Hexe in ihre Schranken verwiesen, die ihn vernichten wollte, und er war dagestanden wie ein Tölpel, unfähig, etwas zu tun, außer seine Zeichnung an sich zu raffen und davonzulaufen wie ein Verbrecher, der er vielleicht gar nicht war.
    Unten an der Pagode wartete Timothy Rowe schon auf ihn. „Was willst du eigentlich von mir? Willst du mich töten?“, fragte James entnervt. „Sprich endlich mit mir! Du fängst an, mich zu langweilen.“
    Nichts. Er blickte zur Themse hinüber, deren lehmig schmutzige Wasser träge dahinflossen, und sehnte sich plötzlich danach, wieder auf See zu sein, wo das Meer blaugrün schimmerte, und der Wind …
    Jäh blieb er stehen, war sich plötzlich jenes anderen Geräusches bewusst, das ihm zum ersten Mal vor der Kirche aufgefallen war. Was ist das nur?, fragte er sich, und warum beunruhigt es mich so sehr? Er horchte noch einen Moment und ging weiter.
    Nur dem Zufall war es zu verdanken, dass er von der sinkenden Orion lebend entkommen war. Warum war er in den Wochen im Rettungsboot nicht jämmerlich zugrunde gegangen wie seine Kameraden? Zugegeben, er war jünger gewesen als die Matrosen und hatte an der Tafel des Captains besseres Essen bekommen, vielleicht hatten ihm diese Umstände einen winzigen Vorteil verschafft.
    Aber daran konnte es nicht gelegen haben. Wenn es einen Gott im Himmel geben sollte, woran er zweifelte, mischte dieser Gott sich ganz bestimmt nicht in die armseligen Belange der Menschen ein.
    Mit einem Blick über die Schulter registrierte er achselzuckend, dass Timothy Rowe hinter ihm her humpelte. Im Grunde genommen war ihm das mittlerweile auch einerlei. Er war aus Somerset House geflohen wie ein Feigling und hatte es Susannah Trevenen – mein Gott, seiner Frau! – überlassen, die Schmach allein zu ertragen. Er wagte sich nicht nach Alderson House. Wahrscheinlich hatte sie seine Kleider bereits aus dem Fenster und ihr kunstvoll gemaltes Bild der Gloriosa ins Feuer geworfen.
    Die Gloriosa. Er zog seine Zeichnung aus der Innentasche seines Fracks und hielt sie ins schwindende Tageslicht. In all den Jahren war sie sein Talisman gewesen. Die Farben verblassten bereits. Mit Wehmut dachte er an die kleinen Krustentiere in der stillen Lagune. Im Stillen hatte er sogar gehofft, die Zeichnung könne seine Dämonen abschrecken, aber darin hatte er sich geirrt.
    „Jetzt nützt du mir auch nichts mehr“, sagte er, faltete die Zeichnung mehrmals und warf sie in die Luft. Eine Windböe erfasste die Gloriosa und trug sie hoch in die Luft wie einen Papierdrachen. „Du hast mich nicht beschützt“, rief er ihr nach. „Fort mit dir!“
    Und dann hörte er es wieder, lauter und immer lauter. Sein Herz begann schneller zu schlagen. Dieses Geräusch! Auf der Insel hatte er es zuletzt gehört. Und plötzlich, wie ein greller Blitz, eine Vision des Satans, kam die Erkenntnis über ihn. Das Geräusch drang nun von allen Seiten auf ihn ein. „Nein. Nein. Nicht mich!“, flehte er wie
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