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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe
Autoren: CARLA KELLY
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von Sinnen.
    James zwang sich, stehen zu bleiben. Er drehte sich um. Tim Rowe hatte kehrtgemacht und humpelte in die andere Richtung, schreiend und mit den Armen in der Luft fuchtelnd. Im nächsten Moment war er verschwunden, und James fand sich hilflos einem noch größeren Grauen ausgeliefert.
    Er kniff die Augen zusammen gegen das Brausen und Zischen, das auf ihn einstürmte. Mit aufeinandergebissenen Zähnen zog er die Schultern hoch gegen das, was ihn endlich einholte. Er stand vornüber gebeugt und spürte das Scharren tausender Krallen an seinen Hosenbeinen. Der Lärm war ohrenbetäubend.
    James war umringt, eingekesselt, rettungslos verloren. Er zwang sich, die Augen zu öffnen, wusste, was ihn erwartete. Voller Liebe dachte er an Susannah, seine geliebte Susannah, die den Mut aufgebracht hatte, vor all den fremden Menschen eine flammende Verteidigungsrede für ihn zu halten. Er wollte seinem Tod wenigstens mit offenen Augen entgegensehen.
    Er blickte sich um. Er stand auf der weiten Rasenfläche in Kew Gardens. Der Sturm fuhr in die hohen Haufen welker Blätter, die in den nächsten Tagen verbrannt werden sollten. Nun wirbelte das Laub in dichten Wolken hoch und wurde in alle Richtungen getrieben.
    Welke Blätter. Er blickte an sich herunter und sah nichts als Blätter, die an seinen Hosenbeinen klebten, hochgewirbelt wurden und dieses grässliche Rascheln verursachten, das er nicht zu deuten gewusst hatte. Das war das fehlende Stück in seiner Erinnerung, als das Boot im Durchlass des scharfkantigen Korallenriffs zerschellte, während Tims Finger ihm bereits die Kehle zudrückten.
    „Nun gut“, sagte James plötzlich seelenruhig. Die Gärtner würden viel zu tun haben, all das durcheinandergewirbelte Laub wieder zu ordentlichen Haufen aufzuschichten. Blätter. Er rieb sich die Arme. Das Rascheln hatte ihn an das erinnert, was ihm solches Grauen eingejagt hatte, als er und Timothy lebend an den Strand gespült worden waren.
    Und plötzlich war alles ganz einfach. Nun wusste er, was mit Timothy Rowe geschehen war, dem armen Kerl. Das Geräusch des Windes und der raschelnden Blätter hatten seine Erinnerung freigesetzt. Er sah alles deutlich vor sich, und eine tiefe Ruhe senkte sich über ihn.
    Er holte die Uhr aus der Westentasche. Gütiger Himmel, schon sechs Uhr abends. Wo mochte Susannah sein, daheim in Alderson House oder in Spring Grove?
    Er entschied sich für Spring Grove. Sie suchte gewiss Trost bei ihrer Schwester, die vermutlich nicht von Sams Seite wich. Dort würde er auch Sir Joseph antreffen. Es war ihm ein großes Anliegen, den Vorsitzenden der Royal Society darüber aufzuklären, dass er die Copley-Medaille keinem Mörder verliehen hätte.
    Auf halbem Wege fiel ihm Timothy Rowe ein. Er blickte sich suchend um, ohne ihn zu entdecken. „Leg dich zur Ruhe, Tim“, sagte er leise. „Du hast deinen Seelenfrieden verdient.“
    Schließlich näherte James sich der Terrasse von Spring Grove. Durch die hohen Bogenfenster spähte er in den großen Salon. Zu seiner Erleichterung entdeckte er Susannah, die aufgewühlt hin und her wanderte. Sir Joseph saß in seinem Rollstuhl. Sir Richard Bickerton war gleichfalls anwesend, wodurch James ein Besuch in Admiralty House erspart blieb.
    Die Haustür war nicht verschlossen, James eilte den Flur entlang und wäre beinahe mit Barmley zusammengestoßen. Der Butler ließ vor Schreck fast das Silbertablett fallen.
    „Wie ist die Stimmung?“, fragte James im Flüsterton.
    Barmley schluckte und fand seine Fassung wieder. „Mrs. Park ist bereits entschlossen, die Themse nach Ihrer Leiche abzusuchen, Mr. Trevenen.“
    Sir Richard Bickerton sah ihn als Erster. Er legte seine Hand auf Sir Josephs Arm und wies in James’ Richtung. Im gleichen Moment machte Susannah eine Kehrtwendung in ihrer rastlosen Wanderung und verharrte jäh mit offenem Mund.
    „Suzie“, war alles, was James hervorbrachte.
    Mit einem Aufschrei eilte sie zu ihm, warf sich mit solcher Heftigkeit in seine Arme, dass er gegen das Sofa taumelte und mit ihr in die Polster sank. Weinend und lachend zugleich bestürmte sie ihn mit Fragen und Vorwürfen. Er presste die geliebte Frau so fest an sich, dass sie sich bald aus seinen Armen befreien musste, um wieder atmen zu können.
    Und dann küsste sie ihn innig.
    „Ich war fest davon überzeugt, dass du mich hasst, nach allem, was ich dir in Somerset House angetan habe“, sagte er schließlich.
    „Du bist ein Dummkopf“, erklärte sie und
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