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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe
Autoren: CARLA KELLY
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rüttelte ihn an den Schultern. „Wo warst du nur?“
    „Ja, junger Mann, Sie schulden uns eine Erklärung“, meldete Sir Joseph sich zu Wort. „Susannah war halb verrückt vor Sorge um Sie.“
    „Ein bedrückender Gedanke, dass alle Menschen, die den Namen Trevenen tragen, die Tendenz haben, verrückt zu werden“, scherzte James und nahm Susannahs Gesicht zwischen seine Hände. „Willst du denn immer noch eine Trevenen sein?“
    „Ich sagte dir doch, dass dies meine letzte Heirat ist. Hast du nicht zugehört?“
    James wandte sich an Sir Richard. „Hat sie es Ihnen erzählt?“
    Der Admiral nickte. „Es war nicht schwer zu erraten, da sie jedes Mal in Tränen ausbrach, wenn Ihr Name erwähnt wurde. Meine herzlichen Glückwünsche, liebes Brautpaar.“ Und dann bedachte er James mit einem langen, eindringlichen Blick. „Junger Mann, Sie machen den Eindruck, als sei Ihnen eine schwere Last von den Schultern genommen.“
    „So ist es, Sir Richard“, erwiderte James. „Ich entsinne mich jetzt, was Timothy Rowe zugestoßen ist. Ich habe ihn nicht getötet. Ich habe nicht einmal auf ihn geschossen.“ Er zog Susannah näher an sich. „Es ist eine schockierende Geschichte, Liebste.“
    „Ich laufe nicht schreiend aus dem Zimmer.“
    „Das habe ich auch nicht erwartet.“ James holte tief Luft und wandte sich an Sir Joseph. „Ich habe Ihnen meine Geschichte erzählt, Sir. Welches Tier habe ich dabei mit keinem Wort erwähnt? Ein Tier, das auf dem südpazifischen Inselreich so häufig vorkommt wie Flöhe auf einem Hund?“
    Sir Joseph überlegte einen Moment, dann lehnte er sich im Rollstuhl zurück. „Landkrabben.“
    „Genau.“ James blickte in Susannahs verdutztes Gesicht. „Nicht die Gloriosa, Liebste. Es handelt sich um eine große, tropische Krabbenart mit blauschwarzem Panzer, die einen Durchmesser von fünfzehn bis achtzehn Zoll misst, stimmt’s, Sir Joseph?“
    „Mindestens. Sie haben riesige, kraftvolle Scheren und fressen alles, was ihnen in die Quere kommt.“
    „Diese Krabben haben Timothy Rowe aufgefressen“, sagte James leise. „Er war noch nicht einmal tot, als sie in Scharen über ihn herfielen.“
    Mit einem spitzen Schrei barg Susannah ihr Gesicht an seiner Schulter.
    Er küsste ihren Scheitel. „Ich habe dich gewarnt, Suzie. Es war grauenhaft. So grässlich, dass mein Gedächtnis sich offenbar weigerte, sich das Geschehen einzuprägen.“
    Als Susannah sich gefasst hatte, sah sie ihn mit tränenverschleiertem Blick an. „Und wodurch hast du dich wieder daran erinnert?“
    „Durch das Rascheln der Blätter.“
    „Blätter?“ Sir Joseph stutzte. Und dann veränderte sich seine Miene, als er begriff. „Ich entsinne mich an dieses Rascheln. Mein Gott, wie einfach.“
    „Susannah, als ich durch Kew Gardens ging, wurde der Wind heftiger, fuhr in das aufgehäufte welke Laub und wirbelte die Blätter hoch. Du kennst das raschelnde Geräusch, wenn du im Herbst durch welkes Laub stapfst.“
    „Ja, aber …“
    „Genau die gleichen Geräusche machen Hunderte von Landkrabben auf ihren Wanderungen“, erklärte James, und ein Frösteln durchlief ihn, obwohl das Kaminfeuer prasselte.
    „Stimmt genau“, bestätigte Sir Joseph. „Dennoch wäre ich nie auf diesen Vergleich gekommen.“
    „Ich auch nicht“, nickte Sir Richard.
    „Verständlich. Vermutlich lagen Sie auch noch nie mehr tot als lebendig auf einem Sandstreifen, hilflos ihren mörderischen Zangen ausgeliefert.“ James wandte sich an Sir Richard. „Sie entsinnen sich an den letzten Eintrag im Logbuch auf dem Boot, wo die Feder schräg über die Seite kratzte? Das war der Moment, als Timothy über die Ruder kletterte. Mir blieb gerade noch Zeit, das Tintenfass zu verschrauben und das Logbuch in dem wasserdichten Beutel zu verstauen, bevor Timothy mir die Kehle zudrückte. Ich hatte gar keine Chance, die Pistole abzufeuern. In all den Jahren auf der Insel habe ich mich immer wieder gefragt, wieso ich nicht zuerst zur Pistole gegriffen habe.“
    „Weil Sie ein pflichtbewusster Seeoffizier sind“, erklärte Sir Richard mit unverhohlenem Stolz. „Sie haben nie vergessen, wie wichtig das Logbuch eines Schiffes ist. Bravo, Lieutenant Trevenen. Und dann?“
    „Dann sah ich die Insel. Ich habe keine Ahnung, wieso Tim sie nicht sah. Es sei denn …“
    „… er hatte den Verstand verloren“, beendete Sir Joseph den Satz. „Fahren Sie fort.“
    „In dem Moment, als er sich auf mich warf, schoss das Boot durch den schmalen
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