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Gerettet von deiner Liebe

Gerettet von deiner Liebe

Titel: Gerettet von deiner Liebe
Autoren: CARLA KELLY
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aus der Reihe, in der Sir Percival mit seinem eleganten Gefolge in unbezahlten Prachtgewändern Platz genommen hatte. Es dauerte nicht lang, und der ganze Saal brach in schallendes Gelächter aus.
    Als der Heiterkeitsausbruch verebbte, wurden andere Stimmen laut, und alle riefen: „Die Rede! Wir wollen die Rede hören!“
    Der Vortrag lag auf dem Tisch. Susannah wandte sich an James. „Würden Sie uns nun die Ehre erweisen, Mr. Trevenen?“
    Vielleicht lag es an ihrer förmlichen Anrede, vielleicht aber begriff er die Zusammenhänge nicht mehr. Mit einem verstörten Blick schüttelte er den Kopf, machte auf dem Absatz kehrt und stürmte aus dem Saal.
    Mit angehaltenem Atem schaute Susannah ihm hinterher. Ich hätte ihn James nennen müssen, dachte sie zutiefst erschrocken.
    Das Publikum verlangte jedoch weiter lautstark nach der Rede. Susannah wandte sich an Sir Joseph: „Bitte schick jemanden hinter ihm her. Er darf nicht gehen“, hauchte sie. „Bitte.“
    Mit ernstem Gesicht winkte ihr Patenonkel zwei Herren aus der ersten Reihe zu sich und redete mit ihnen. Sie verließen den Saal.
    Susannah nahm das Manuskript zur Hand, atmete mehrmals tief durch, zwang sich zur Ruhe und schlug die erste Seite auf. Es war wieder still im Saal geworden, und sie begann zu lesen.
    „‚Göttlicher Vorsehung ist es zu verdanken, keineswegs meinen eigenen Anstrengungen, da ich mehr tot als lebendig war, als mein kleines Boot einen Durchlass im Korallenriff fand und mich auf die sandigen Gestade der Insel setzte, die fünf Jahre mein Gefängnis sein sollte. Ich war der einzige Überlebende …‘“
    James war zum Hinterausgang von Somerset House geflohen, der direkt zum Ufer der Themse führte. Auch wenn ihm vor nichts mehr graute, als einen Fuß in ein Ruderboot zu setzen, er musste London so schnell wie möglich hinter sich lassen.
    Er winkte einen Bootsmann heran, der die Arme auf die Ruder gestützt hatte, und versuchte sich damit zu beruhigen, dass bei gutem Wetter noch nie ein Ruderboot in der Themse gesunken war. Hastig sprang er ins Boot und setzte sich. Er seufzte laut auf. Timothy Rowe war bereits da. Wenigstens hatte sein Dämon so viel Anstand, sich ins Heck des Bootes zu kauern, in grässlicher Erinnerung an die letzten Wochen der schiffbrüchigen Kannibalen im Rettungsboot der Orion.
    „Wohin, Sir?“, fragte der Mann am Ruder.
    Irgendwohin, dachte James. „Zum Landesteg von Kew Gardens in Richmond.“
    Der Mann nickte und ruderte in die Strömung.
    James wollte nur sein Gepäck holen, sich irgendwo eine Unterkunft nehmen und morgen in aller Frühe einen Rechtsanwalt aufsuchen, um sein Testament zu ändern und seinen gesamten Besitz auf Susannah Trevenen zu überschreiben.
    Sie hat es nicht über sich gebracht, mich James zu nennen, dachte er. Arme Susannah. Ich habe völlig versagt und sie gezwungen, ihre Schüchternheit zu überwinden und mich zu verteidigen. Er beobachtete den Bootsführer, der die Ruder geschickt eintauchte, und es machte ihn weniger beklommen, in dieser Nussschale zu sitzen, als er befürchtet hatte. Susannah weiß nicht, dass ich ein wohlhabender Mann bin, überlegte er. Jedenfalls werden sie und ihr Sohn nie wieder Geldsorgen haben.
    Sobald er seinen Besitz auf seine Ehefrau übertragen hatte, wollte er nach Portsmouth reisen und auf dem ersten auslaufenden Schiff als Matrose Tim Rowe anheuern, denn das war die einzige Arbeit, von der er etwas verstand.
    Ein frischer Wind kam auf, das kleine Boot begann zu schaukeln. Der Bootsmann machte ein entschuldigendes Gesicht, aber James meinte achselzuckend: „Ich kenne mich mit Booten aus. Das stört mich nicht.“
    Die Strömung trug sie rasch nach Kew Gardens, er bezahlte den Bootsführer, legte noch ein paar Münzen für Timothy Rowe drauf und machte sich auf den Weg nach Alderson House, blieb jedoch nach wenigen Metern stehen. Er hatte genug Geld in der Tasche für eine Übernachtung. Seine Zeichnung der Gloriosa steckte in der Innentasche seines Mantels. Mehr brauchte er nicht.
    Ziellos wanderte er weiter und fand sich unvermutet an der Pagodewieder. „Es wäre mir lieber, wenn du unten bleibst, Tim“, rief er über die Schulter. „Du gehst mir auf die Nerven.“
    Zu seiner Überraschung blieb Tim tatsächlich zurück. Vielleicht sollte ich ihn in Zukunft strenger behandeln, dachte er, während er die gewundenen schmalen Holzstufen der Pagode erklomm. Oben angekommen, stützte James sich auf das Holzgeländer und blickte zu Spring Grove
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