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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666
Autoren: Alfred Weidenmann
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zurück. Man konnte hören, wie von innen wieder abgeschlossen wurde.
    „Wir werden hier behandelt, als wollten wir den Herren von der Kriminalpolizei Staubsauger verkaufen!“ schimpfte der „Nachtexpreß“.
    „Sehr richtig“, sagte die Dame von der „Morgenpost“. Aber das nützte alles nichts.
    Der Verschluß der beiden Polstertüren zu Zimmer 247 war nämlich so dicht und undurchlässig wie der Verschluß auf einem Einmachglas.

Das kann nicht wahr sein!

    Wenn Kriminalkommissar Lukkas die Presseleute vorerst noch warten ließ, hatte das seinen guten Grund.
    Er war ganz einfach noch viel zu perplex.
    Wie sollte er den Zeitungen eine Sache glaubhaft machen können, die für ihn selber noch völlig unglaubhaft war.
    „Meine Herren, das kann nicht wahr sein! Mein klarer Menschenverstand weigert sich zu glauben, daß soviel Leichtsinn und — ich muß es schon so nennen — Dummheit auf einem Haufen möglich sind!“
    Kriminalkommissar Lukkas schlug mit der flachen Hand auf die zwanzig Papierblätter, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen. Auf diesen Papierblättem hatte er fein säuberlich mitgeschrieben, was ihm die Zeugen bisher im Laufe der Vernehmung erzählt hatten.
    Jetzt stand Kriminalkommissar Lukkas auf, nahm seine Arme auf den Rücken und sah um sich wie ein Studienrat, wenn er nach einer miserablen Lateinarbeit vor seiner Schulklasse steht.
    „Meine Herren, Sie sind doch erwachsene Menschen - zum Teil in sehr verantwortlichen Stellungen und wohl alle mit einiger Lebenserfahrung. Wenn ich Sie so der Reihe nach ansehe Kriminalkommissar Lukkas sprach plötzlich nicht weiter und sah sich wirklich einen der Zeugen nach dem anderen an, als sähe er ihn zum ersten Mal. Dabei saßen sie doch alle schon über drei Stunden vor ihm.
    Da war vor allem Direktor Degenhart von der „Internationalen Handels- und Creditbank“. Er saß auf dem Stuhl direkt vor dem Schreibtisch des Kommissars, sah jetzt zur Seite und biß sich wie ein kleiner Junge auf die Unterlippe.
    Daneben der Hauptkassierer der Bank. Ein Mann etwa im Alter von fünfzig Jahren. Auch er sah auf den Fußboden, als sei da irgend etwas nicht in Ordnung.
    In einer Reihe für sich saßen drei Beleuchter der „GLOBAL-FILM“-Gesellschaft. Sie trugen noch ihre Arbeitskleidung und hatten seit der Sache auf dem Bahnhofsplatz noch nicht einmal Zeit gefunden, sich die Hände zu waschen. Ihren Chef, einen Herrn Michal- sky , der bei den Aufnahmen gar nicht anwesend gewesen war, hatte Kriminalkommissar Lukkas im Polizeiwagen aus seinem Büro holen lassen.
    Dieser Herr Michalsky hatte weißes Haar, war ziemlich klein und trug zu seinem dunkelblauen Anzug eine sehr elegante cremefarbige Weste der neuesten Mode. Er hatte die Beine übereinandergeschlagen und fühlte sich eigentlich ziemlich unbeteiligt. Entweder sah er auf seine blütenweißen Gamaschen, oder er zog gerade seine silbergraue Krawatte zurecht . Weiter hatte er im Augenblick keine Sorgen.
    In der Ecke unter einem bunten Bild von der Hafeneinfahrt standen der Offizier des Überfallkommandos, zwei Polizisten der Absperrung und ein Straßenbahnschaffner, der den ganzen Vorgang von A bis Z mit angesehen hatte.
    An der Tür lehnte noch Kriminalassistent Kühnast.
    „Also - Sie bleiben dabei“, sagte jetzt Kriminalkommissar Lukkas und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch, „daß sie ganz einfach auf den Trick der Bande hereingefallen sind. Ohne sich irgend etwas zu überlegen, ohne Rückfragen zu stellen, überhaupt ohne alles —?“
    „ Die ,GLOBAL -FILM’ war mir dem Namen nach bekannt“, setzte sich Direktor Degenhart zur Wehr, „und es ist ja nichts Ungewöhnliches mehr, daß man vor irgendwelchen Gebäuden Filmaufnahmen macht. Erst in der vergangenen Woche las ich in der Zeitung, daß sogar vor dem Rathaus gedreht worden war.“
    „Aber ausgerechnet einen Überfall. Hätte Sie das nicht zumindest ein wenig mißtrauisch machen müssen?“ fragte Kriminalkommissar Lukkas.
    „Finden Sie das gerade vor einem Bankgebäude so ungewöhnlich?“
    Direktor Degenhart wagte es endlich einmal wieder, den Kopf zu heben. „So ziemlich in jedem zweiten Kriminalfilm wird eine Bank ausgeraubt.“
    „Wenn ich schon einmal ins Kino gehe, sehe ich mir keine Gangsterfilme an“, sagte Kriminalkommissar Lukkas und sah vor sich auf den Schreibtisch. Da saßen „Peter und Paul“ hinter ihrer Glasscheibe und guckten ihn mit großen Augen an. Mit großen runden Froschaugen. „Peter und Paul“
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