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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666
Autoren: Alfred Weidenmann
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beiden Jungen stand, Feuer geben, dann wandte er sich dem Gebäude der Bank zu. „Gehen wir, meine Herren.“
    Bis zu diesem Augenblick waren die Menschen, die diesem Gespräch folgen konnten, mäuschenstill gewesen, um ja jedes Wort aufzuschnappen.
    Aber als jetzt der Kriminalkommissar mit dem Leiter des Einsatzkommandos und dem Bankdirektor über den Platz zurückging, machte sich die Spannung ganz plötzlich Luft.
    Auch Herr Schimmelpfeng ließ sich sofort hören und riß natürlich das Wort an sich.
    „Für mich liegt der Fall völlig klar, meine Herrschaften Peter und der Sheriff hörten eine Weile zu, dann sahen sie sich nur kurz an und tauchten ganz einfach unter. Schließlich kamen sie im Rücken der Menschenmauer wieder ins Freie, wie zwei Unterseeboote.
    Jetzt dachte natürlich erst recht niemand daran, sich seine Schuhe putzen zu lassen.
    Peter und der Sheriff konnten sich also getrost selber in ihre Drehstühle setzen. Sie taten es auch und streckten ihre Beine von sich.
    „Willst du?“ fragte Peter mal wieder und hielt dem Sheriff den Rest seiner Orangedropse hin.
    „Bin so frei“, sagte der Sheriff und griff zu.
    Drüben in der langen Halle und draußen über dem Bahnhofsplatz lag eine Luft und eine Stimmung wie vor einem Gewitter. Überall standen die Menschen in kleinen und größeren Gruppen beisammen und sprachen aufeinander ein.
    „Ein toller —“, wollte Peter gerade sagen, da sagte der Sheriff genau das gleiche.
    „Ein toller Otto!“ sagten sie also zusammen.
    Jetzt verging etwa eine Minute.
    Da gab Peter seinem Drehstuhl einen Schubs, so daß er dem Sheriff gegenübersaß wie in einer Straßenbahn.
    „Der Kerl mit dem Ledermantel —“, sagte Peter.
    „— und mit den Schlangenlederschuhen“, sagte der Sheriff. Das war wieder so, als hätten sie das gleiche gesagt, weil sie im Grunde schon eine ganze Weile das gleiche dachten.
    Es brauchte also gar nichts gesagt zu werden.

Jetzt sind schon die Zeitungen hinter der Sache her

    In dem roten Backsteinbau der Kriminalpolizei am Sternplatz war der Teufel los, und zwar im Seitenflügel A, zweiter Stock, Zimmer 247.
    Dieses Zimmer gehörte Kriminalkommissar Lukkas, und die Tür zu ihm wurde bereits seit drei Stunden von den Lokalreportern sämtlicher Zeitungen förmlich belagert. Sie standen oder saßen auf den wenigen Stühlen im Treppenflur, rauchten eine Unmenge Zigaretten und unterhielten sich im übrigen, als säßen sie in irgendeinem Café oder in ihren Redaktionsstuben.
    Aber ihre Gleichgültigkeit war gespielt. In Wirklichkeit schielten sie ununterbrochen zu jener Tür mit der Nummer 247, und die Fotoreporter hatten ihre Apparate mit den Blitzlichtern pausenlos schußbereit, als ob in jedem Augenblick der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika durch diese Tür treten könnte.
    Aber die Tür öffnete sich nicht und war im übrigen von innen verschlossen.
    „Jetzt sind Sie dran“, sagte gerade einer der Zeitungsleute zur „Morgenpost“.
    Man war übereingekommen, daß jede halbe Stunde eine andere Zeitung an die wartenden Berichterstatter zu erinnern habe. Zuletzt war das „Abendblatt“ an der Reihe gewesen.
    Die „Morgenpost“ wurde von einer hellblonden Dame im Pepita-Kostüm vertreten. Sie ging jetzt auf die Tür 247 zu und klopfte. Nichts rührte sich.
    „Es ist eine Doppeltür. Sie müssen stärker klopfen“, sagte der Lokalredakteur vom „Echo“.
    Die „Morgenpost“-Dame nahm also jetzt ihre ganze zierliche Faust.
    Nach zwei oder drei Sekunden hörte man, wie von drinnen aufgeschlossen wurde, und dann öffnete sich die Tür, allerdings nur zu einem schmalen Spalt. In diesem Spalt erschien ein länglicher Beamtenkopf mit einer randlosen Brille, der Kopf des Kriminalassistenten Kühnast.
    „Der Herr Kommissar bittet Sie höflichst, sich noch eine Weile zu gedulden. Er wird Ihnen aber bald auf alle Fragen Rede und Antwort stehen“, sagte der noch ziemlich junge Assistent und beeilte sich hinzuzufügen: „Selbstverständlich nur, soweit es die im Gange befindliche Untersuchung des Falles gestattet.“
    „Wir warten schon seit fünf Stunden!“ rebellierte der Vertreter des „Nachtexpreß“. Er und seine Zeitung waren dafür bekannt, daß sie gerne ein wenig übertrieben.
    Aber da in diesem Augenblick einer der Fotoreporter sein Blitzlicht abschoß, machte der Kriminalassistent ganz schnell den Spalt der Tür wieder zu. Allerdings zog er vorher seinen Kopf mit der randlosen Brille noch rechtzeitig
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