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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666
Autoren: Alfred Weidenmann
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vorher bei der Probe. Man hörte sogar ein paar Schüsse, und als kurz danach die vier Maskierten wieder sichtbar wurden, splitterte auch noch eine der großen Scheiben der Drehtür.
    Dieses Mal gingen die „Bankräuber“ auch nicht im Spaziergänger-Tempo, was ja wohl auch nicht der Wirklichkeit entsprochen hätte. Sie hielten sich vielmehr an ihre Rolle, die sie zu spielen hatten, und stürzten genauso schnell in ihre schwarze Limousine, wie sie kurz zuvor herausgestürzt waren. Der Chauffeur gab Gas, und fast im gleichen Augenblick jagte der schwere Wagen auch schon davon.
    „Aus!“ rief jemand. Das galt für die Kamera.
    „Auch Scheinwerfer aus!“ rief ebenfalls jemand.
    Das Licht der Strahlenbündel fiel in sich zusammen.
    Es dauerte noch ein paar Sekunden, bis wieder Bewegung in die Zuschauer kam. Sie hatten ja zuvor schon die Probe gesehen. Aber man war allgemein der Überzeugung, daß die eigentliche Aufnahme bestimmt noch besser gelungen war.
    Als jetzt in der zersplitterten Drehtür auch noch ein Angestellter der Bank erschien und noch einer und noch einer, und als die alle zusammen laut Zeter und Mordio schrien, schlug ihnen allgemeines Gelächter entgegen. Noch echter ging’s nicht mehr! Aber wenn schon, dann hätten diese Bankleute früher kommen müssen. Jetzt waren ja Scheinwerfer und Kamera längst abgeschaltet.
    Etwa in diesem Augenblick stand drüben bei Peter und dem Sheriff der Kerl im Ledermantel von seinem Drehstuhl auf. „Schon gut“, sagte er nur. Er warf Peter ein Markstück zu und rannte los.
    „Ich hab’ ja noch gar nicht poliert!“ rief Peter ihm nach. Er hatte jetzt doch ein schlechtes Gewissen, weil er über dem Zusehen bei der Filmerei den Kunden ziemlich vernachlässigt hatte.
    Aber dem Kerl im Ledermantel schien das gleichgültig zu sein. Für einen kurzen Augenblick war seine Pfeffer-und-Salz-Mütze noch zwischen den Menschen vor der Bahnhofshalle zu sehen, dann sprang sie auf ein Taxi zu und verschwand darin.
    „Komisch!“ sagte Peter und sah sich das Markstück an, das er noch in der Hand hatte.
    „Prima!“ sagte der Sheriff und hielt die Zigarrenkiste auf. Da kam Herr Schimmelpfeng angerannt.
    „Ist es schon soweit?“
    „Allerdings“, sagte der Sheriff seelenruhig, „sie sind gerade fertig!“
    Herr Schimmelpfeng konnte es zuerst gar nicht fassen. Als er aber sah, wie man drüben die Filmgeräte schon wieder abbaute, platzte er los.
    „O diese Pimpeltante!“ fauchte er wütend. Peter und der Sheriff sahen sich an. Das hatten sie noch nie gehört. Wer war das nun wieder?
    „Wenn diese Person schon in meinen Laden kommt! Im Dezember verlangt sie Kornblumen und im April Winterastern. Eine halbe Stunde lang steckt sie ihre Nase von einer Rose in die andere, nur um nachher zu behaupten, es sei nichts zu riechen, und man merke eben, daß alles aus dem Gewächshaus komme. Das sei bei Blumen genauso wie bei Schweinefleisch oder Gemüse in Dosen. Das schmecke auch immer nur nach Weißblech. Diese Person! Am Ende, wenn sie alles durchgerochen und schlechtgemacht hat, nimmt sie für zwanzig Pfennig Vogelfutter und rauscht ab!“
    Herr Schimmelpfeng war außer sich.
    Aber es zeigte sich, daß er doch nicht alles versäumt hatte. Draußen auf dem Bahnhofsplatz wurde es nämlich zwischen den Lastwagen der „GLOBAL-FILM“-Gesellschaft und zwischen den Holzgerüsten mit den Scheinwerfern von Minute zu Minute lebhafter. Die Menschen drängten und schoben sich plötzlich durcheinander wie ein Ameisenhaufen, der von einer Flitspritze aufgescheucht wird.
    Jetzt heulte auch noch die Sirene eines Einsatzkommandos dazwischen, und es dauerte nicht lange, da stoppten gleich drei Polizeiwagen an der Stelle vor dem Eingang der „Internationalen Handels- und Creditbank“, an der kurz zuvor noch jene schwarze Limousine gehalten hatte.
    Schwupp - sprangen die Polizisten ab, rissen sich die Sturmriemen unters Kinn und zogen die Pistolen. Ein Teil verschwand durch die zersplitterte Drehtür im Innern der Bank, und die übrigen verteilten sich sofort über den Platz und besetzten das Gewirr der Kabel, die Holzgerüste mit den Scheinwerfern und die Lastwagen der „GLOBAL-FILM“, natürlich auch den himmelblauen Lieferwagen samt Stativ und Kamera.
    Das klappte wie am Schnürchen und wie bei den alljährlichen Polizeivorführungen im Stadtpark.
    „Zurücktreten!“
    Die Menge der Neugierigen wurde nicht gerade höflich zurückgedrängt und gleich so weit, daß sich jetzt das ganze
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