Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666
Autoren: Alfred Weidenmann
Vom Netzwerk:
fünfundzwanzig Ecken gab, an denen gearbeitet werden durfte.
    Zum Selbstschutz hatten sich die Fünfundzwanzig regelrecht „organisiert“. Neuaufnahmen gab es nur, wenn einer der Jungen eine Lehrstelle antrat oder aus irgendeinem anderen Grunde ausschied. Das war dann auch die einzige Möglichkeit, um einen weniger günstig gelegenen Arbeitsplatz gegen einen besseren einzutauschen. Denn ein Neuer mußte sich natürlich erst mal mit der schlechtesten Ecke zufriedengeben.
    Das Revier am Hauptbahnhof war natürlich das beste, schon weil dieser Hauptbahnhof mitten im Zentrum der Stadt lag. Aber schließlich war Peter Pfannroth ja auch der Chef der Jungen und Emil Schlotterbeck sein Stellvertreter.
    Auf dem Bahnhofsplatz fuhr jetzt ein dritter Lastwagen vor. Ein paar Männer machten sich sofort an der Laderampe zu schaffen und turnten dann hoch. Sie schienen es höchst eilig zu haben.
    „Aber mit Baustelle hat das nichts zu tun“, überlegte Emil Schlotterbeck.
    „Ganz deiner Meinung, Sheriff. Noch ‘nen Orangedrops?“
    Emil griff zu, ohne seinen Blick von dem neuen Lastwagen zu lassen.
    „Mal abwarten, was sie ausladen“, sagte Emil. Unter den Jungen hieß er Sheriff, so, wie Peter ihn gerade genannt hatte. Das kam von Emils Begeisterung für Wildwest-Filme.
    Allerdings mußte der Held dieser Filme immer ein Sheriff sein. Ein Mordskerl, vor dem die gefährlichsten Banditen schon türmten, wenn nur sein Schatten um irgendeine Ecke bog. „Du, das sind Scheinwerfer“, sagte Peter.
    „Sieht so aus“, bestätigte der Sheriff.
    Tatsächlich wurden drüben aus dem neuen Lastwagen jetzt sehr vorsichtigriesige , schwarzlackierteBlechkessel ausgeladen, deren Vorderseiten glänzende Glasflächen hatten.
    „Entschuldigen Sie, wenn ich störe“, sagte in diesem Augenblick eine Stimme. Die Stimme gehörte Herrn Schimmelpfeng, der nebenan in der Bahnhofshalle das kleine Blumengeschäft hatte. Er war Junggeselle, kam jeden Morgen so um die gleiche Zeit und las, während ihm die Schuhe geputzt wurden, immer die Sportseite vom „8-Uhr-Blatt“.
    Aber heute mußte Herr Schimmelpfeng zuerst eine Neuigkeit loswerden. „Interessiert euch wohl auch, was das da drüben zu bedeuten hat?“
    Herr Schimmelpfeng nahm Platz, und Peter krempelte ihm die Enden seiner Hosenbeine hoch.
    „Wenn Sie es nicht wissen, weiß es niemand“, sagte Emil und kam einen Schritt näher. Der Sheriff wußte genau, wie empfänglich Herr Schimmelpfeng für Schmeicheleien war. Der Blumenhändler ging auch prompt auf den Leim. Er machte allerdings noch eine eindrucksvolle Pause, holte tief Luft, aber dann sprudelte er los: „Es soll gefilmt werden! Einer von den Arbeitern, die drüben die Lastwagen abladen, hat es vorhin am Kiosk erzählt, als er sich eine Packung Zigaretten holte.“
    So, das war’s. Herr Schimmelpfeng lehnte sich in seinen Drehstuhl zurück und sah die Jungen an, als habe er gerade einen doppelten Salto geschlagen.
    Drüben auf dem Bahnhofsplatz hielt in diesem Augenblick ein geschlossener Lieferwagen. Er war rundum himmelblau lackiert. Auf seinen Seiten stand in zitronengelber Schrift „GLOBAL-FILM“.
    Peter und der Sheriff waren sprachlos, zumindest für einen Augenblick. Natürlich ließen sie jetzt kein Auge mehr von den Filmleuten drüben. Dort war man gerade dabei, die ausgeladenen Scheinwerfer an dicken Tauen auf die Holzgerüste zu heben.
    „- und - und um was geht es?“ Peter hatte sich zuerst wieder gefaßt.
    „Vermutlich handelt es sich um einen Kriminalfilm. Man will einen Banküberfall drehen. Drüben vor der internationalen ‚Handels- und Creditbank’. So etwas ähnliches will wenigstens der Würstchenverkäufer gehört haben. Wenn es soweit ist, komme ich mal rüber. Von hier aus übersieht man das Ganze ja wie vom besten Tribünenplatz aus.“
    „Tribüne“ war vermutlich so etwas wie ein Stichwort für Herrn Schimmelpfeng. Er erinnerte sich an die Sportseite vom „8-Uhr-Blatt“ und fing auch schon an zu lesen. Was er an Neuigkeiten zu verschießen hatte, war ja ohnehin abgefeuert.
    „Natürlich der Schiedsrichter brummte es schon nach zwei, drei Minuten hinter Herrn Schimmelpfengs Zeitung, „jetzt soll ausgerechnet der Schiedsrichter schuld gewesen sein. So ein Unsinn! Aber die Zeitungsschreiber haben ja von Tuten und Blasen keine Ahnung!“
    Peter und Emil grinsten sich an und wiederholten im Chor: von Tuten und Blasen keine Ahnung! Sehr richtig, Herr Schimmelpfeng!“
    Dabei wachte der Taxichauffeur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher