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Gepaeckschein 666

Gepaeckschein 666

Titel: Gepaeckschein 666
Autoren: Alfred Weidenmann
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waren nämlich zwei Laubfrösche.
    „Und was die ,GLOBAL -FILM’ betrifft“, sagte jetzt Herr Michalsky, „so ist es durchaus üblich, daß sich fremde Produzenten bei uns Aufnahmegeräte ausleihen. Die ,GLOBAL -FILM’ stellt dann selbstverständlich auch ihr Personal zur Verfügung. Im übrigen interessieren wir uns lediglich für die Zahlungsfähigkeit unserer Kunden. In diesem Falle erübrigte sich jede Rückfrage, da wir bereits bei Auftragserteilung unser Geld bekommen hatten.“
    „Und was man mit Ihren Geräten aufnimmt, ist Ihnen gleichgültig?“ fragte Kriminalkommissar Lukkas.
    „Völlig.“ Herr Michalsky zog mal wieder an seiner silbergrauen Krawatte. „Sie müssen sich vorstellen, daß wir etwa wie eine Autovermietung arbeiten. Eine solche Firma würden Sie ja wohl auch nicht zur Verantwortung ziehen, wenn einer ihrer Wagen, anstatt ins Grüne zu fahren, von einem Kunden - sagen wir -zum Transport einer Zeitzünderbombe mißbraucht würde. So etwas ist unerfreulich, selbstverständlich, aber leider nicht zu kontrollieren - wozu wir ja schließlich eine so glänzend funktionierende Kriminalpolizei besitzen.“
    Herr Michalsky verneigte sich ein ganz klein wenig und lächelte sehr höflich über den Schreibtisch hinüber.
    In diesem Augenblick klopfte es wieder einmal von draußen gegen die Tür.
    „Was soll ich sagen, Herr Kommissar?“ fragte Herr Kühnast etwas hilflos und faßte nervös an seine randlose Brille.
    Kriminalkommissar Lukkas nahm einen langen Zug aus seiner Zigarre und sah noch einmal nachdenklich von einem zum anderen. Schließlich kam sein Blick wieder zu den eng beschriebenen Blättern zurück, die vor ihm lagen, und blieb ganz am Ende auf dem runden Glas mit den Laubfröschen stehen. „Peter und Paul“ saßen ganz oben auf der höchsten Stufe ihrer kleinen Holzleiter.
    „E s wird schönes Wetter geben“, bemerkte der Direktor der „Internationalen Handels- und Creditbank“. Dabei sah er wie aus großen bittenden Hundeaugen auf den Beamten hinter seinem Schreibtisch.
    „Vielleicht später“, sagte Kriminalkommissar Lukkas und gab dabei seinem Assistenten ein Zeichen. „Aber zuvor, fürchte ich, müssen Sie sich wohl noch auf ein ziemliches Gewitter gefaßt machen.“
    In diesem Augenblick blitzte es auch schon.
    Von der Tür her.
    Sämtliche Zeitungsleute standen plötzlich im Zimmer, und die Fotoreporter schossen um sich, was das Zeug hielt, ein Blitzlicht nach dem anderen.
    Herr Michalsky war der einzige, der den Ansturm lächelnd über sich ergehen ließ.
    Eine solche Reklame für die „GLOBAL-FILM“ war unbezahlbar. Die Konkurrenz würde auf die Bäume klettern vor Neid.

Vater Winkelmann verteilt Schweinskoteletts und meint, am Sonntag gehe es um die Wurst

    Zwei Abende in der Woche waren die Jungen bei Kuhlenkamp.
    Vor Jahr und Tag hatte man in dem niedrigen Gebäude Warburgstraße 12, Hinterhaus, noch Hustenbonbons fabriziert. Aber dann hatte der Hustenbonbonfabrikant Pleite gemacht, und seine Räume hatten leergestanden, über ein halbes Jahr lang, bis Paul Kuhlenkamp eingezogen war und mit ihm gleich ein Dutzend Handwerker, die sich über die Wände, Fußböden, Fenster und Türen hergemacht hatten.
    In der Mitte des größten Raumes, in dem bisher die Hustenbonbonmasse gekocht und dann ausgewalzt worden war, wurde jetzt ein Boxring auf gebaut, und rund um ihn herum die Sandsäcke, Sprossenwände, Ruderapparate, Maisbirnen und Balkonbälle.
    Die drei Zimmer links neben dem Eingang bekamen kleine Schilder mit der Aufschrift „Privat“ an ihre Türen, und die gegenüberliegenden Räume wurden zum Aus- und Anziehen oder für Duschen eingerichtet. Das alles kostete natürlich eine Menge Geld, und mit dem, was Paul Kuhlenkamp auf der Sparkasse liegen hatte, wären vielleicht gerade die fünf Sandsäcke zu bezahlen gewesen, die jetzt an ihren Stricken nagelneu von der Decke hingen.
    Gott sei Dank gab es da noch Herrn Winkelmann, dem die „Großschlächterei Winkelmann“ gehörte samt ihren sieben Filialen in der Stadt.
    Herr Winkelmann sammelte keine Briefmarken, ging nicht jeden zweiten Abend zum Kegeln und spielte auch nicht Skat.
    Seine Liebhaberei war das Boxen. Und da es seine einzige Liebhaberei war, sprang er jeden Tag von neuem mit einem Kopfsprung in sie hinein.
    „Ist gemacht. Ich finanziere Ihnen Ihre Sportschule“, hatte Herr Winkelmann gesagt, als Peter Kuhlenkamp ganz zu Anfang zu ihm gekommen war. „Allerdings nur unter der Bedingung, daß
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