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George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)

Titel: George Clooney, Tante Renate und ich (German Edition)
Autoren: Fanny Wagner
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oder?» Antonia schaute begeistert zu Bettina: «Das ist meistens besser als jede Comedy im Fernsehen. Komm, wir hören mit!»
    Zu dritt rannten wir in mein Arbeitszimmer. Ich stellte das Telefon auf «laut» und meldete mich.
    «Grüß Gott. Hier isch Frau Kramms-Kümmerle. Sie warted beschdimmt scho auf die Korrekture zur erschten Liebe, gell?»
    Diese Anfangsfrage warf mich etwas aus der Bahn. Ich wartete vielleicht auf eine neue Liebe, aber hier wollte jemand meine erste Liebe korrigieren? Himmel, da war ich fünfzehn!
    «Sie sprechen von der Übersetzung des englischen Aufklärungsbuchs», brachte ich die Sache auf den Punkt.
    «Hajaaa, von was denn sonscht?», fragte die Lektorin pikiert. «I wollt mi halt gschwind amal melde. ’s hat a bissle dauert, isch halt im Verlaag immer arg viel los!»
    Ja, ja. Erst war das Projekt brandeilig gewesen, und dann hatte ich wochenlang nichts gehört. So viel zum Thema «gschwind».
    «Und? Sind Sie zufrieden?», fragte ich.
    «Noi, net ganz», sagte der Doppelname. «Manche Ausdrück’ finda’ mir scho abissle heftig. Und euniges habet Sie ja gar net iebersetzt!»
    «Wie bitte?» Ich überlegte fieberhaft, wo ich etwas vergessen haben könnte. «Was habe ich denn ausgelassen?»
    «Ha noi, des Wort ‹petting› beischbielsweis’. Des habet Sie eufach schdähe lasset!» Frau Krümms-Klämmerle klang nun richtig aufgebracht.
    «Und, eh … wie hätten Sie das denn übersetzt?», fragte ich etwas baff. «Das ist doch ein feststehender Ausdruck im Deutschen!»
    Die Antwort kam prompt: «Mir hättet an ‹kuschle› denkt!»
    Kuschle. Für Petting. Meine «erschte Liebe» lief wie ein blasser Super-8-Film vor meinem inneren Auge ab: Ich sah geöffnete Hemden, halb heruntergezogene Jeans und hörte deutlich den keuchenden Atem von Marcel, meinem «Kuschelpartner», der sich hektisch an meinem BH zu schaffen machte und …
    Frau Heinz-Hümmerle unterbrach meine Erinnerungen jäh mit den Worten: «Gell, und wenn mer grad davon schwätzet, Sie habet ja au amol die Worte ‹poppen› und ‹bumsen›! Des wollet mer au korrigiere, gell? Nix für ungut, aber des isch a Buch für Tienädscher!»
    «Eben!», sagte ich bockig. «Und nicht für Senioren! Ich habe mich lediglich an den Text gehalten!»
    Es war einfach nicht zu fassen! Eine Volksgruppe, die zu ihrem Sonntagsbraten «Buebespitzle» serviert, regte sich über das Wort «bumsen» auf. Ich holte tief Luft. «Nun, Frau eh, Krümmerle …»
    «Kramms-Kümmerle», kam es wie aus der Pistole geschossen.
    «Genau», sagte ich. «Ich schlage vor, dass Sie mir die von Ihnen korrigierte Fassung einfach noch mal zukommen lassen, und dann sehe ich, was ich tun kann. Einverstanden?»
    «Aber machet’se gschwind!», sagte Frau K-K. «Mir hennt net ewig Zeit für des Biechle! Auf Wiederhöre!», und legte auf.
    Bettina und Antonia, die sich in der Zwischenzeit geradeso hatten beherrschen können, brüllten jetzt laut los.
    «Kuschle! Ich werd verrückt!», heulte Bettina. «Hast du öfters solche Tanten in der Leitung?»
    «Zum Glück nicht», sagte ich. «Das war die Schlimmste von allen.»
    Bettina stand kichernd auf. «Dann gehe ich mal los und hole Mephisto», sagte sie. «Und sollte Frau Damms-Dümmerle sich in der Zwischenzeit noch mal melden, nimm es bitte auf.»

    Nach diesem Telefonat wünschte ich mir wieder einmal eine richtig bissige Sekretärin. Eine, die solchen Leuten derart den Kopf wusch, dass sie hinterher froh waren, überhaupt eine Übersetzung auf dem Tisch liegen zu haben.
    Nachdenklich sah ich auf meine Vorsatzliste an der Wand: Mund aufmachen und den Ärger nicht hinunterschlucken … Das hatte ich gerade eben noch nicht so hinbekommen, wie ich wollte. Aber ich würde daran arbeiten.

    Ich beschloss, das englische Kuschelmanuskript gleich noch mal durchzusehen und mich danach weiter mit der Übersetzung von Maikes Pubertätsproblemen zu beschäftigen. Yes, so würde ich es machen!
    Moment mal … Das Wort «yes» brachte irgendetwas in meinem Hirn zum Schwingen. Klar! Die deutsche Lösung für Maikes Fressattacken: Yes-Törtchen! Pappsüß und in der Schultasche verstaubar! Begeistert sprang ich auf – um mich dann auch gleich wieder zu setzen. Aber ob es diese Teile überhaupt noch gab? Ich wollte schon googeln, als mir eine viel bessere Idee kam. Wie wollte ich einen neuen Mann treffen, wenn ich immer nur zu Hause saß? Vergiss das Internet, Eva, beweg deinen Hintern in den Supermarkt!

    Eine halbe Stunde
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