Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Genom

Genom

Titel: Genom
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
neusten flüssigen Juwelen hingen. Der Weg zum donutförmigen zentralen Tresen und dem Einmannfahrstuhl in seiner Mitte verlief immer wieder anders um die ständig hin und her bewegten Warenhaufen auf dem Boden herum. Da sie die Dienste des Ladens bereits mehrfach in Anspruch genommen hatten, konnten sich Whispr und Jiminy dem Besitzer trotzdem ohne Zuhilfenahme einer Karte nähern.
    Der Schlucker war nicht das einzige Lebewesen auf der zugestellten Erdgeschossebene. Wenigstens ein Dutzend Katzen streiften auf den Haufen herum und schlichen auf den Streben aus gesponnenem Karbon entlang, die den zweiten Stock abstützten. Natural- und Meldkatzen lebten ebenso frei und unbeschwert nebeneinander wie ihre menschlichen Gegenstücke. Diese hier hatte er alle gerettet. Der Schlucker war ein Mann voller Widersprüche, der einem möglichen Betrüger ohne nachzudenken die Beine wegpusten und ihn dann zwingen würde, zurück nach Savannah zu schwimmen, was durchaus bekannt war, doch er gab auch Tausende aus, um das Leben eines verletzten Tieres zu retten. Whispr zuckte bei dem Gedanken mit den Achseln. Persönliche Vorlieben waren eben bei jedem anders. Was ihn anging, so war ihm die Zuneigung zu Tieren ebenso gleichgültig wie die zu anderen Menschen.
    Der Schlucker, der soeben auf einen Monitor geblickt hatte, rülpste leise und drehte sich zu ihnen um. Er fragte nicht, ob sie bewaffnet waren. In diesem Fall hätte die Ladensicherheit sie nie vom Parkbereich und erst recht nicht auf den erhöhten Weg zur Vordertür gelassen. Der Mann mit der dunklen Haut, wenngleich nicht so schwarz wie die eines Marsianers, hatte einen wilden Bart und war dicker als Whispr und Jiminy zusammen. Als er gefragt worden war, warum er seine mächtige Gestalt nicht durch ein Meld formen oder sich zumindest das Fett absaugen ließ, hatte er zufrieden verkündet, dass er nicht nur sehr stolz auf sein Erscheinungsbild war, sondern auch darauf, dass es sich dabei um natürliches Fett handelte.
    »Wenn ich etwas Gutes esse«, hatte er ohne zu zögern verkündet, »dann will ich auch, dass man das Resultat sieht.«
    Whispr hatte damals erkannt, dass die Welt voller unerklärbarer Perversitäten war, die nicht alle vom endlosen Erfindungsreichtum des Meldens abhingen.
    Auch wenn der Schlucker nicht bereit war, seinen Körper in dieser Hinsicht zu verbessern, so war er in beruflicher Hinsicht durchaus anpassbarer. Über den natürlichen Augen, mit denen er geboren worden war, untersuchten zwei spezialisierte Okularmelds die Welt um sie herum mit kaltem Blick. Sie hatten es erforderlich gemacht, seine Stirn außerdem etwas zu strecken. Ein Auge stellte eine Lupe mit erstaunlichem Vergrößerungsvermögen dar, während das andere bis weit in das ultraviolette Spektrum hineinsehen konnte. Zusammen ermöglichten sie es ihrem Besitzer, die zahlreichen Objekte, die ihm angeboten wurden, auf ihre Echtheit zu überprüfen, seien es nun hochwertige Meldkomponenten oder kostbare Juwelen, von denen sich ihre Besitzer nicht bereitwillig getrennt hatten. Eher als Accessoire denn als Hilfsmittel hatte sich der Schlucker eine altmodische Brille anfertigen lassen – mit vier Gläsern, zwei unten und zwei oben. Wenn er sie trug, wurde sein außerweltliches Erscheinungsbild ein wenig abgemildert. Das war in geschäftlicher Hinsicht hilfreich, da an dem Mann eigentlich nichts Mildes zu erkennen war.
    Dicke Finger schlangen sich um Jiminys deutlich kleinere Hand und wickelten sie förmlich ein. »Dich kenne ich, Grille.« Dann lockerte sich ihr vorsichtiger Griff, und sie wackelten vor dem zweiten Besucher herum. »Und wie geht es deinem Kumpel, dem Strohhalm mit den traurigen Augen, heute?«
    Jiminy neigte den Kopf in Richtung des schweigenden, vor sich hin starrenden Whispr. »Der ist wie immer gut drauf. Wir haben gerade sehr gut im Bug Shack gegessen.«
    Die doppelten Augenbrauen des Besitzers wurden nach oben gezogen. »Ihr habt auswärts gegessen? Willst du mir damit sagen, dass ihr Jungs heute fleißig wart?«
    Mit einem Zwinkern nahm Jiminy seinen Rucksack ab. »Es war nichts Besonderes. Nur ein weiterer glücklicher Plünderungszug abseits der Straße.«
    »So wie ich dich und deine Veranlagung kenne, war es für denjenigen wohl weniger glücklich.« Vier Augen blickten auf sie herab. »Was habt ihr mir mitgebracht?«
    Sobald er hörte, wie ihr Gastgeber murmelnd seine Anerkennung über die ampuszierte Hand zum Ausdruck brachte, verlor Whispr das Interesse an den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher