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Genom

Genom

Titel: Genom
Autoren: Alan Dean Foster
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lenkte. Bei Täuschungsmanövern lag ebenso wie in der Medizin der Vorteil in der Direktheit. Als würden sie gar nicht im Widerspruch zueinander stehen. Doch sie erkannte einen Widerspruch, wenn sie einen sah.
    Und ihre momentane Lage war ein gutes Beispiel dafür.
    ***
    Dass seine ärgerlicherweise flinke Beute sich automatisch nach dem Zufallsprinzip erneuernde Ausweise besaß, wunderte Molé nicht. Damit hatte er zwar nicht gerechnet, doch damit konnte er umgehen. Er bezweifelte nicht, dass der unwichtige Meld, der seine ursprüngliche Beute gewesen war und Erfahrungen auf der Straße gesammelt hatte, diese recht fortschrittliche Technik zur andauernden Verschleierung seiner eigenen Identität vorgeschlagen hatte. Dass eine Natural mit dem gesellschaftlichen Status von Dr. Ingrid Seastrom in der Gesellschaft eines Individuums wie diesem Whisprunterwegs war und sich der definitiv nicht medizinischen Kenntnisse dieses armseligen Melds bediente, war allerdings überraschend.
    Doch letzten Endes würde ihnen das nichts bringen. Das Ergebnis war vorherbestimmt. Dass er den kostbaren Speicherfaden wiederbeschaffen und seinen Arbeitgebern aushändigen würde, war nur vorübergehend verzögert worden. Obwohl er Verzögerungen nicht mochte, konnte er damit umgehen. Durch ihren Starrsinn und ihre Unwissenheit zögerte seine Beute das Unvermeidliche nur heraus. Und musste sich möglicherweise zusätzlichen Unannehmlichkeiten in der Zukunft stellen.
    Obwohl es einige Zeit dauerte, war es für jemanden mit seiner Entschlossenheit und Erfahrung nicht schwer gewesen, herauszufinden, wohin das Paar als Nächstes reisen wollte. Praktischerweise waren die kleinen Boote, die er am Hausboot des verstorbenen Scanners Yabby Wizwang gesehen hatte, auf dem Bug mit ihrer Fahrzeugkennung ausgewiesen gewesen. Das erste stammte aus dem Besitz des lästigen, aber auch sehr interessanten Reptilienfreundes, der der Alligatormann genannt wurde. Das andere war von einer Miss Arlene Verdoux gemietet worden. Eine kleine illegale Suche in den richtigen Ecken des lokalen Netzwerkes förderte das von der Sicherheitskamera der Mietfirma angefertigte Bild von Miss Verdoux zutage, die überraschenderweise genauso aussah wie Dr. Ingrid Seastrom aus Savannah.
    Das Eindringen in die geschlossenen Sicherheitssysteme eines Transportnetzwerks erforderte schon etwas mehr Können, doch es dauerte nicht lange, bis er eine Miss Judy Davis gefunden hatte, ebenso wie einen Mr Elon Danovich. Namen konnten mit dem richtigen Programm relativ regelmäßig und einfach gewechselt werden, aber für ein anderes Aussehenbrauchte man Zeit und Melds. Er wäre zwar nicht überrascht gewesen, wenn sich Archibald Kowalski jederzeit einem radikalen Gesichtsmeld unterzogen hätte, doch bei einer Natural wie Ingrid Seastrom war das weniger wahrscheinlich. Wie sich herausstellte, änderten sich ihre Namen häufig, aber ihr Aussehen blieb mehr oder weniger gleich.
    So konnte er nach nicht allzu langer Zeit herausfinden, dass Miss Davis und Mr Danovich einen -Flug nach Tokio genommen hatten. Warum Tokio? Er würde es erfahren, wenn er sie gefunden hatte. Seufzend traf er die notwendigen Reisevorbereitungen. Tokio war eine große Stadt, weitaus ausgedehnter und mit mehr Einwohnern als Savannah. Doch dass er nach zwei Gaijin Ausschau hielt, würde seine Suche deutlich erleichtern. Während er seine kleine Tasche packte und sich darauf vorbereitete, Miavana zu verlassen, bezweifelte er nicht, dass sich die Flüchtigen und der Faden, den sie bei sich hatten, in spätestens einer Woche in seiner Gewalt befinden würden. Die hatten doch nicht die leiseste Ahnung, womit sie es zu tun hatten.
    Aber das galt auch für jeden anderen, der das Pech gehabt hatte, über seine Schulter zu sehen und Napun Molé zu erblicken.
    ***
    »Und«, wollte Ingrid wissen, während sie sich auf Platz D, Reihe 10, der Abendmaschine der von Miavana nach Kapstadt zurücklehnte, »wieso bist du dir so sicher, dass dieser alte Mann nicht gleich den nächsten Flieger nimmt?« Sie drehte sich um. »Oder dass er nicht sogar in diesem hier sitzt?«
    Whispr war so entspannt wie schon lange nicht mehr undgenoss den Luxus einer Flugreise, die er nicht einmal in seinen Träumen hatte machen können.
    »Weil er nicht nach unseren jetzigen Identitäten sucht, Doc. Er sucht nach den vorherigen, und im Moment sind Judy Davis und Elon Danovich auf dem Weg nach Tokio.« Er grinste. »Ich weiß nicht, ob es fair ist, aber meine
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