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Genom

Genom

Titel: Genom
Autoren: Alan Dean Foster
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Erfahrung sagt mir, dass du jedes Mal, wenn du einen neuen Namen annimmst, ein weiteres Jahr länger leben wirst.« Er kuschelte sich in seinen Sitz.
    »Während wir gepackt haben, bin ich in das Reservierungssystem von eingedrungen, habe mir zufällig zwei Namen von Passagieren ausgesucht und unsere aktuellen Identitäten mit einem Paar vertauscht, das tatsächlich nach Nippon reist. Anstatt unsere Reservierung nach Kapstadt zu finden, muss jeder, der nach unseren vorherigen Namen oder dem entsprechenden Aussehen sucht, auf sie stoßen.« Er kicherte leise. »Mit etwas Glück ist der Alte bereits in die entgegengesetzte Richtung unterwegs.«
    »Er wird ziemlich sauer sein, wenn er herausfindet, dass er reingelegt wurde«, überlegte Ingrid.
    Whispr wurde wieder ernst. »Was macht das für einen Unterschied? Wenn er oder seine Partner uns schließlich finden, ist es völlig egal, ob sie hysterisch lachen oder vor Wut knurren, wenn sie uns erledigen. Aber ich glaube, ich habe uns etwas Zeit verschafft.« Sein Lächeln kehrte zumindest ansatzweise zurück. »Es ist schon witzig – eigentlich interessiert es mich nicht mehr so sehr, mehr über das Geheimnis des Fadens herauszufinden, solange du bereit bist, ihn als Bezahlung zu akzeptieren, aber ich will unbedingt die Tiere sehen.« Er blickte ihr in die Augen. »Du hast deine Obsession, ich habe meine.«
    Nachdem er das festgestellt hatte, beschäftigte er sich mitdem Unterhaltungssystem des Flugzeugs, wobei er jedes neue Angebot so begeistert annahm, als wäre er ein kleines Kind. Ingrid überließ ihn seinem Spaß und entschied sich, dass sie mit seiner Einschätzung ihrer aktuellen Lage leben konnte. Wenn der Attentäter, der ihnen auf den Fersen war, wirklich nach Tokio flog, dann sollten sie wenigstens eine Woche Zeit haben, um sich frei und unbehelligt in Kapstadt bewegen zu können – nachdem sie sich entsprechend Zeit für das Beobachten wilder Tiere genommen hatten. Nach ihrer Ankunft konnte sie natürlich versuchen, diese Vereinbarung zu widerrufen. Dadurch verringerte sie aber auch drastisch ihre Chancen, mehr über den Faden herauszufinden, ohne dem Killer zu begegnen. In einem so fremden und gefährlichen Land wie Südafrika war sie mehr denn je vom Know-how ihres verrufenen, zwielichtigen und irgendwie übel riechenden Gefährten abhängig.
    Als das Flugzeug an den Rand des Weltraums kletterte, musste sie an ihre Freunde und Patienten in der Heimat denken. Was würden sie sagen, wenn ihr »Urlaub« zu Ende ging und sie nicht zurückkehrte oder sich bei jemandem meldete? Sie vermisste ihre gemütliche Wohnung und die modernen Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten, die sie so lange Zeit als gegeben hingenommen hatte. Sie vermisste es, sich sicher zu fühlen. Und sie wusste, dass sie sich bei niemandem melden durfte, keinem Freund und keinem Kollegen, da die Kommunikation zu dem Ort zurückverfolgt werden konnte, an dem sie sich aufhielt.
    Die anderen Passagiere richteten sich langsam auf den langen Flug ein. Niemand sah in ihre Richtung. Whispr hatte die Umgebungslinsen vor die Augen geklappt und war komplett in dem Unterhaltungsprogramm abgetaucht, das er sich ausgesucht hatte.
    Sie griff in ihre Tasche und holte die durchsichtige Kapsel hervor, öffnete sie und nahm den Faden heraus. Als sie ihn vor das kleine Fenster hielt, glänzte er silbern und metallisch im polarisierten Licht. Wie konnte etwas so Kleines und so schwer zu Beschaffendes für so viel Gewalt und Tod verantwortlich sein? Wenn sie das Glück hatte und hinter die Geheimnisse dieses kleinen Speichergeräts kommen konnte, würde sie die Antwort auf diese Frage dann ebenfalls kennen?
    Und war es, trotz allem, was sie Whispr gesagt hatte, im Grunde ihres Herzens wirklich das, was sie tun wollte?
    ENDE
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