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Genom

Genom

Titel: Genom
Autoren: Alan Dean Foster
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wurden? Wie steht der Faden damit in Verbindung?«
    »Nanogeräte? Implantate?« Molé demonstrierte ein weiteres seiner kunstvoll verschleierten Talente, indem er ihreStimme passabel nachahmte. »‚Ich weiß nicht, wovon Sie reden.‘« Zum letzten Mal richtete er die Waffe auf sie. »Bitte geben Sie mir den Faden. Da ich bereits weiß, dass er sich nicht in Ihrem Bootelzimmer befindet …«
    »Woher wissen Sie … oh.« Sie riss sich zusammen. Wenn dieser seltsame kleine Mann Yabby Wizwangs Sicherheitsmaßnahmen auf diesem Hausboot überwinden konnte, dann hatte er keinerlei Probleme gehabt, in ein normales Hotelzimmer einzubrechen und es zu durchsuchen.
    »Es sei denn, Ihr Gefährte hat ihn momentan bei sich«, fuhr Molé fort und sah nun Whispr an. »Wer immer ihn jetzt verbirgt, sollte ihn mir lieber geben. Ich durchsuche nur Leichen.«
    »Wir … Wir haben ihn wirklich nicht«, stammelte sie. »Er ist in Savannah, in einem sicheren Safe. Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, dass wir ihn mit hierher genommen haben, oder?«
    »Nein, das habe ich nicht geglaubt , das habe ich gewusst. Wenn Sie gestatten, Frau Doktor, dann ist das ein Fachgebiet, in dem Sie sich nicht auskennen. Ihr Wissen in dieser Hinsicht beschränkt sich auf das wenige, was Ihnen Ihr erbärmlicher Begleiter erzählt hat und was Sie in billigen Unterhaltungssendungen gesehen haben. Und um in der altbekannten, banalen Sprache dieses Mediums zu bleiben: Sie mauern. Und das ist meine Reaktion darauf.«
    Er drückte ab. Trotz des relativ leisen Schusses zuckte Whispr zusammen und Ingrid schrie ungeniert auf. Gator zeigte erneut keine Regung.
    Sie blickte an sich herab. Da sie ihre Blase bereits entleert hatte, war ihr Bein feucht, doch daran hatte sich nichts geändert. Der Schuss hatte sie nicht getroffen. Und auch nicht Whispr, der sich instinktiv hingehockt hatte und jetzt langsam wieder aufstand. Gator hatte sich kaum bewegt. Verwirrt blickte sie nach rechts. Als Ärztin nahm sie das viele Blut als alarmierend wahr, aber nur vom akademischen Standpunkt aus gesehen.
    Die etwa einhundert explosiven Pfeile, die aus einem der beiden Läufe der Pistole abgefeuert worden waren, hatten Yabby Wizwang von der Hüfte aufwärts zerfetzt, als wäre sein Körper in eine riesige Käsereibe geraten. Es sah so aus, als wäre er gleichzeitig von einem Dutzend verrückter Barbiere mit geraden Rasierklingen attackiert worden. Sein Körper war derart überrascht worden, dass er es nicht einmal geschafft hatte, den letzten Atemzug aus seinen geschrumpften Lungenflügeln an seinen jugendlichen Stimmbändern vorbei hinauszupumpen. Das Blut quoll aus seinem zerfetzten, gegen die Stuhllehne gepressten Körper heraus und tropfte auf den Kabinenboden, und man konnte beim besten Willen nicht mehr erkennen, dass er sein junges Erscheinungsbild dank eines umfangreichen Melds erhalten hatte. Im Tode sah er wie zuvor im Leben einfach wie ein Zehnjähriger aus. Seine einst menschliche Gestalt war jedoch noch weitaus schwerer zu erkennen als sein wahres Alter.
    Mit einer Geschwindigkeit, die sein fortgeschrittenes Alter Lügen strafte und für seine Erfahrung sprach, lud Napun Molé direkt nach dem Abfeuern der Waffe nach und holte eine der vielen Patronen aus dem Gurt, den er über sein locker sitzendes, grelles Tropenhemd gespannt hatte. Seine Stimme klang genauso wie zuvor, als er sich wieder an sie wandte.
    »Bitte, Dr. Seastrom. Der Faden? Ich versichere Ihnen, dass er nicht beschädigt wird, wenn die zerstörerischen Effekte, die soeben Ihren Gastgeber zerfetzt haben, Ihren eigenen Körper treffen. Das Metall ist robuster, als Sie es sich vorstellen können.« Er hielt die Waffe in der rechten Hand, hatteseinen kurzen Stock in die Armbeuge geklemmt und streckte die andere Hand erwartungsvoll aus.
    Der schwarze Kaiman, der ihn von hinten ansprang, hätte ihn beinahe erwischt.
    Noch als sie in Whisprs Richtung sprang, war sich Ingrid nicht klar, was sie mehr erstaunte: die Tatsache, dass es dem Alligatormann irgendwie gelungen war, seinem manipulierten reptilischen Komplizen stillschweigend mitzuteilen, dass er Hilfe benötigte, oder dass ein drei Meter langer Kaiman mit so kurzen Beinen so hoch in die Luft springen konnte.
    Molé war überrascht, aber nicht überrumpelt. Er wirbelte herum und feuerte beide Läufe seiner Pistole ab. Der vordere Teil des springenden Krokodils löste sich in einer Wolke aus Blut, Zähnen, Schuppen und Knochen auf. Es war jedoch noch genug
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