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Genom

Genom

Titel: Genom
Autoren: Alan Dean Foster
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Lungenflügel befanden, der die Atmung reduzierenden Masken, die sie trugen (ein Marsianer würde in der weitaus dichteren Atmosphäre auf der Erde sonst ersticken) und den anderen biogenen Mods, die erforderlich waren, damit ein Mensch auf der Oberfläche des Roten Planeten überleben konnte, erregten sie kein größeres Aufsehen als die etwa fünfzig terrestrischen Melds. Hätte es sich um Touristen vom Titan gehandelt, dann hätten Jiminyund Whispr sie vermutlich angestarrt. Die auf dem Titan einheimischen Melds waren auf der Erde ein seltener Anblick, da nur wenige den exorbitanten Reisepreis zum Verlassen des fernen Mondes aufbringen konnten. Aber Marsianer … Die beiden Männer beachteten sie kaum.
    Außerdem mussten sie auch nach Polizisten Ausschau halten.
    Ihre Kellnerin war Ende dreißig, hatte auf der einen Kopfseite blonde und auf der anderen rote Haare und besaß vier Arme. Man konnte nicht auf den ersten Blick erkennen, mit welchen Armen sie geboren worden war und welches die nachfolgenden Biogene waren. Mehrere Gliedmaßen waren ein bevorzugtes Meld nicht nur bei Kellnerinnen, doch alle Mehrarmigen wurden von der Bevölkerung vor allem als Taschendiebe angesehen und entsprechend behandelt. Sue-Ann (das stand auf ihrem Namensschild) war jedoch nur interessiert daran, Teller voller frittiertem Katzenfisch, frittierten Krabben, frittierten Muscheln und frittiertem Hühnchen mit frittierten Okras als Beilage zu servieren. Wenn es der Kunde wollte und er entsprechend hungrig war, konnte er sein Essen auch gleich auf einem entsprechend gewürzten essbaren Teller bestellen. Dieser war selbstverständlich ebenfalls frittiert.
    Obwohl die beiden Diebe den Verkauf noch nicht abgeschlossen hatten, wollten sie sich jetzt etwas gönnen. Whispr ließ sich auf einem Naturalstuhl nieder, während sein Begleiter auf einem Teppichkissen Platz nahm. Ihr Tisch sah zwar so aus, als wäre er aus einer alten Schiffsluke hergestellt worden, doch er ließ sich auf vielfache Weise anpassen, um die Bedürfnisse Dutzender verschiedener Melds zu befriedigen. Jiminy konnte den Bereich vor sich so weit absenken, bis er ihn auf Brusthöhe vor sich hatte. Das Essen war köstlich undpreiswert, und niemand in dem ländlichen Restaurant warf auch nur einen Blick in ihre Richtung.
    Der Meldmixologe, der wie die Kellnerin über vier Arme verfügte, hielt hinter einer Bar aus zusammengeschweißten Metallplatten Hof, die man aus uralten, kohlenwasserstoffbetriebenen Fahrzeugen geschnitten hatte. Eine echte Antiquität , dachte Whispr, während er sie musterte. Etwas, das in ein Museum gehörte oder in das Hinterzimmer eines Schluckers, der es im Ugweb anbot, um damit mächtig viel Subsist zu verdienen.
    Zwei hiesige Austernfischer kamen herein. Sie stellten ihre Melds nicht zur Schau. Laut dem Gesetz durften Austern in den Sümpfen und Buchten nur auf die altmodische Weise, also mit der Hand und von kleinen Booten aus, eingebracht werden. Ein stämmiger Einheimischer hatte sich drei Finger der linken Hand zu einem Austernschalenöffner transformieren lassen. Das war natürlich nur ein bescheidenes Meld, aber dennoch eines, mit dem Whispr lieber nicht im Kampf konfrontiert werden wollte.
    Die geschwätzigen Austernfischer wollten jedoch nur trinken und nicht kämpfen. Miteinander plaudernd, gingen sie an den Marsianern vorbei und machten sich an der Bar breit wie eine sonnenverbrannte Woge aus Prahlerei, protzigen Stiefeln und Proletengeruch.
    »Füllt sich langsam.« Jiminy wischte sich den Mund ab, warf die Serviette auf seinen (nicht essbaren) Teller, rappelte sich auf seine verlängerten Beine, drehte sich um und war mit zwei Sprüngen an der Tür. Dort wartete er auf Whispr. Aber er war es gewohnt, ständig auf jemanden warten zu müssen.
    Es donnerte über dem Meer, als sie an der Küste entlangfuhren. Als er vom überdachten Sitz des Scooters nach links blickte, konnte Whispr Blitze erkennen, die vor dem Mondtanzten. Da er noch nicht die Zeit gefunden hatte, sich den letzten Wetterbericht anzusehen (Jiminy und er waren zu sehr damit beschäftigt gewesen, jemanden umzulegen), wusste er nicht, ob der Sturm aus dem Landesinneren kam oder sich mit einem Niedrigdruckgebiet in Richtung Norden bewegte. Ersteres hätte er eindeutig bevorzugt. Regen mochte er sogar noch lieber als Orkane, auch wenn er dann unausweichlich das Ziel der üblichen Witzeleien wurde, in denen es darum ging, dass er dünn genug sei, um zwischen den Regentropfen zu
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